Jürgen Reiters Bilder lenken den Blick auf Details und zeigen die Stadt aus einer ganz anderen Perspektive. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Fotografie: Ausstellung "Upside town" im Alten Rathaus

Die Welt von oben zu betrachten, ist mit Sicherheit ein beeindruckendes Erlebnis. Dass es aber ebenso faszinierend sein kann, den Blick gen Himmel zu richten, zeigt die aktuelle Ausstellung von Jürgen Reiter im Alten Rathaus.

Rottweil. In der Generation Smartphone kommt es häufig mal vor, dass man Menschen mit gesenktem Kopf durch die Stadt laufen sieht. Jürgen Reiter hat es einfach mal anders gemacht und ist in Hans-guck-in-die-Luft-Manier durch Rottweils Straßen gezogen.

Was er da sah, bezeichnet er als grafisch und "beinahe poetisch" – markante Rottweiler Gebäude aus einer ungewöhnlichen Perspektive in Verbindung mit strahlend blauem Himmel. "Wenn man nur diesen Ausschnitt betrachtet, dann sieht man die ganzen unschönen Elemente in der Stadt nicht mehr. Dann ist das einfach nur schön und rein", erklärt er.

Der passionierte Fotograf hielt das Motiv fest. Und weil es ihm so gut gefiel, spazierte er weiter durch die Innenstadt und knipste, was ihm vor die Linse kam. Aus der ungewohnten Perspektive kann selbst ein Ur-Rottweiler nicht immer sofort erkennen, wo das Foto geschossen wurde.

Das Titelbild etwa zeigt einen steinernen Kopf auf einem Gebäudevorsprung. Ob das den Besuchern des Gasthauses Zum Goldenen Becher schon einmal aufgefallen ist? Dort ist das gute Stück nämlich zu sehen, wie Reiter verrät.

Und es gibt noch mehr solcher Details, bei denen der Betrachter meint, sie schon einmal gesehen zu haben – filigrane Verzierungen, kunstvolle Malereien, eindrucksvolle Fassaden. Aber auch Altbekanntes wie das Schwarze Tor bekommt durch die neue Perspektive gefühlt ganz andere Dimensionen.

Kalender reicht "von Fasnet zu Fasnet"

Bei der Ausstellungseröffnung tummelten sich rund 60 Rottweil- und Fotografie-Interessierte um die Bilder. Ilaria Wollek und Yara Sepúlveda sorgten aus der Pop- und Jazz-Gesangsklasse der Musikschule Rottweil sorgten für die passende musikalische Umrahmung. Kabarettist Thomas C. Breuer philosophierte über das Nach-oben-Schauen, und schließlich drehte auch ein Model im Kleid mit Rottweil-Print die Runde.

Die Bilder gefielen Reiter so gut, dass er zudem einen Kalender daraus machte – wohlgemerkt mit eigenem Rottweiler Kalendarium. "Dort sind alle wichtigen Ereignisse wie Ferienzauber, Sommersprossen-Konzert und so weiter aufgeführt", meint er. Und natürlich die Fasnet. Die darf auf keinen Fall fehlen.

Und weil sie so wichtig ist, reicht der Kalender nicht von Januar bis Dezember, sondern "von dieser Fasnet bis zur nächsten". Die Kalender gibt es in den Buchhandlungen und beim Kulturamt der Stadt.

Falls seine Idee gut angenommen wird, will der 53-Jährige die Produktion fortsetzen. Nebenbei hat er noch einige andere Projekte, etwa ein zweites Larvenbuch zur Rottweiler Fasnet und die Illustration eines Kinderbuches.