Tagesmütter können, wenn es notwendig ist, eine Kinderbetreuung auch mal rund um die Uhr anbieten. Foto: Woessner

Mit funktionierenden Netzwerke sollen Probleme möglichst sanft gemeistert werden.

Kreis Rottweil - Knapp 146 Millionen Euro an Einnahmen und Ausgaben plant der Landkreis fürs kommende Jahr. Nach der Rechnung von Kreiskämmerer Gerald Kramer entfallen davon Ausgaben von knapp 57 Millionen Euro (39 Prozent) auf soziale Belange.

Landauf, landab beansprucht der Etat für Sozial- und Jugendhilfeleistungen den Löwenanteil der Ausgaben von Landkreisen. Sozialdezernent Bernd Hamann verweist auf eine leistungsfähige Struktur zur Bewältigung vieler Problemstellungen. So sei man im Kreis Rottweil beispielsweise auch in der Lage, die Heimunterbringung von Kindern- und Jugendlichen auf einem beachtlich niederen Level zu halten.

Damit eine einschneidende Maßnahme wie eine Heimunterbringung möglichst die Ausnahme bleibt, ist eine Netzwerk an Menschen und Maßnahmen notwendig. Zur Sprache kamen in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses des Kreistags insbesondere zwei Bausteine, mit denen sich das Hineinschlittern in außerordentliche Problemsituationen durch vorbeugende pädagogische Arbeit vielleicht sogar vermeiden lässt.

Einen wichtigen Beitrag leistet der Tagesmütter- und Elternverein beim jüngsten Nachwuchs. Dessen Vorsitzende Anneliese Bendigkeit verweist auf ein Reservoir an 400 gut ausgebildeten Kräften für die Kindertagespflege mit Angeboten rund um die Uhr. Beate Distler, die als Sozialpädagogin in Rottweil ratsuchende Eltern und Tagesmütter berät, sagt: Die Betreuungszeiten der Kinderkrippen passen oft nicht zu den Arbeitszeiten. "Das große Plus bei uns ist die Flexibilität. Und auch der pädagogische Ansatz sei absolut stimmig: 160 Unterrichtseinheiten seien mittlerweile notwendig, um sich für den Erwerb eines Zertifikats qualifizieren zu können.

Dabei dürfen die angehenden Tagesmütter und -väter nach 30 Unterrichtsstunden den Einstieg in die Betreuungsarbeit wagen, um sich auch mit "learning bei doing" fit zu machen für eine eigenständige Arbeit mit letztlich bis zu fünf Kindern. Eine weitere Anerkennung für seine aufwändige Arbeit findet der Verein durch die Erhöhung des Kreiszuschusses von 55 000 auf 78 000 Euro.

Auf einer ganz anderen Ebene versucht Kreisjugendreferent Konrad Flegr Akzente zu setzen. Seit gut einem Jahr ist die Kreisjugendpflege bei ihm zentralisiert. Er versteht sich als operative Stelle für alle möglichen Belange im Landkreis. Vor allem der Jugenschutz ist ihm ein Anliegen, wie er vor Kreisräten jetzt kund tat. Für dieses Anliegen stehe er auch in engem Kontakt mit den Bürgermeistern. Fachberatungen und Fortbildungsangebote sind wichtige Stichworte bei seinem Wirken.

Nicht zuletzt mit diesen Instrumenten sei nachhaltige Arbeit möglich. Beim Projekt "Jugendschutz, na klar!" habe man 75 Prozent der Gaststättenbetreiber fürs Mitmachen gewinnen können, freut er sich. Die neue Struktur habe sich bewährt. Auch für Vereine, "die eine enorm wichtige Arbeit für die Entwicklung von Jugendlichen leisten", sei er jederzeit Ansprechpartner, sagte Flegr im Jugendhilfeausschuss auf Nachfrage des Sportkreisvorsitzenden Robert Nübel.