Landtagsabgeordneter Stefan Teufel begrüßt zahlreiche Besucher zum Thema Mobilität der Zukunft. Foto: Schwarzwälder Bote

Diskussion: Christof Wolfmaier von der Hochschule Esslingen spricht über die automobile Zukunft

Die automobile Zukunft wird "ziemlich elektrisch". Ob allerdings das Elektroauto die Lösung ist, da hat Christof Wolfmaier, Dekan an der Fakultät für Fahrzeugtechnik, an der Hochschule Esslingen seine Zweifel. Er zeigte bei seinem Vortrag am Donnerstag im Autohaus Schmid in Vöhringen auch Alternativen auf.

Kreis Rottweil. Das Thema mobilisierte: Rund 200 Besucher sind zu der Veranstaltung der Kreis-CDU gekommen. "Baden-Württemberg lebt von der Automobilindustrie", sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Stefan Teufel, auch mit Blick auf die vielen Zulieferbetriebe für Verbrennungsmotoren. Der CDU sei es wichtig, Lösungswege zu finden.

Die Zukunft wird jedenfalls nicht mehr den Verbrennungsmotoren gehören. "Wir müssen Abstand davon nehmen, fossile Brennstoffe einzusetzen", erklärte Wolfmaier. Er ist überzeugt, dass das auch geht. Doch wie man vom Öl weg komme, dafür gebe es verschiedene Wege.

Rund 1,5 Milliarden Personenkraftwagen seien derzeit weltweit unterwegs, davon 46 Millionen in Deutschland. Diese teilen sich auf in 30 Millionen Benziner, 15 Millionen Diesel und 54 000 mit elektrischem Antrieb. Das vorgegebene Ziel, bis 2022 eine Million Elektrofahrzeuge zu erreichen, werde wohl nicht gelingen. An dem weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) sei Deutschland mit gerade mal 2,2 Prozent dabei. Für Autos will die EU strengere CO2-Grenzwerte vorschreiben. Wolfmaier: "Die Automobilindustrie schafft das, aber nur mit Elektromobilität."

Der CO2-Ausstoß bei einem Elektroauto werde auf Null gesetzt. "Wenn ich örtlich saubere Luft haben will, ist das toll", meinte der Referent. Wird die Energieeffizienz aber betrachtet, dann sieht es ganz anders aus. Im Vergleich schneidet bei der gravimetrischen Energiedichte Wasserstoff mit Abstand am besten ab, gefolgt von Methan, Benzin, Diesel und Erdgas. Die Lithium-Jonenbatterie befindet sich ganz unten an der Skala – kaum noch darstellbar. Trotzdem werde mit Vehemenz auf diese Technologie gesetzt. Abgesehen davon, dass Wolfmaier auch noch nicht klar ist, wo der viele Strom bei zunehmendem Bedarf herkommt, verwies er noch auf einen weiteren gravierenden Nachteil. Bei einem Crash sind die Insassen in einem Elektrofahrzeug deutlich gefährdeter als in einem Auto mit Verbrennungsmotor. In ein mit Batterie betriebenes Fahrzeug würde er seine Frau nicht hineinsetzen: "Ich habe sie sehr gern."

Die Chance, dass sich Wasserstoff in Deutschland durchsetzt, stuft Wolfmaier als gering ein. "Das ist eine politische Thematik", es werde auch nicht richtig abgewogen, Techniker würden nicht gefragt. So habe er bislang noch keinen Vortrag für die Politik gehalten. Auf die Frage zum Stand der Wasserstofftechnologie für Fahrzeuge berichtete er, dass bereits Serienreife erreicht sei. Allerdings sei Wasserstoff in Deutschland zu lange auf Eis gelegt worden. Führend sei hier mittlerweile Japan.

Eine große Sorge gilt den Arbeitsplätzen, die beim Umstieg vom Verbrennungs- auf den Elektromotor verloren gehen könnten. Das sieht Wolfmaier jedoch weniger dramatisch. Die Unternehmen müssten sich die Module heraussuchen, die sie beherrschten. Technologien könnten ohnehin nicht aufgehalten werden. Auch gebe es in der Entwicklung noch viel zu tun: "Wirklich einfacher wird das Auto nicht werden." Es werde Verschiebungen geben, aber die deutsche Automobilindustrie sei so stark, dass sie sich behaupte. IHK-Geschäftsführer Thomas Albiez bedauerte allerdings, dass einer Technik nachgelaufen wird, die nicht die beste sei, und dies aus ideologischen Gründen. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg hätten 50 000 Arbeitsplätze mit Autos zu tun. Er warnte davor, fahrlässig mit dieser Tatsache umzugehen. Andererseits glaubt auch er, dass die Mittelständler eine Lösung finden werden.

Ein überzeugter Elektroautofahrer saß in den Zuhörerreihen. "Elektrotechnik ist faszinierend", versicherte er. Er habe in Energietechnik investiert und könne den Strom sparen, den er fürs Auto benötige. Wolfmaier räumte ein, dass Elektroautos in Metropolen durchaus sinnvoll sind. Auf lange Distanzen gebe es aber nichts Besseres als einen modernen Diesel.

Die CDU werde sich gegen ein Verbot des Euro-5-Diesels in Städten wehren, brachte Landtagsabgeordneter Stefan Teufel die Diskussion in eine politische Richtung. Wie die Vöhringer CDU-Ortsverbandsvorsitzende Andrea Kopp am Schluss ankündigte, werde das Thema weitergeführt.