Der Bau der Waldorfschule gerät abermals ins Stocken. Foto: Alt

Zuschussbescheid des Kultusministeriums lässt auf sich warten. Handwerker wollen ihr Geld.

Rottweil - Als die Nachricht vom Baustopp an der Waldorfschule im März 2016 die Runde machte, war die Aufregung groß. Auch, weil damals beteiligte Handwerker auf ihr Geld warten mussten. Nun hat die Schule neuerlich mit einer Finanzierungslücke zu kämpfen.

Mancher Handwerker von damals dürfte sich derzeit wie in einem Déjà-vu vorkommen. Die Waldorfschule sieht sich wieder einem Finanzierungsproblem gegenüber und hat die Bezahlung einiger Handwerksrechnungen zurückgestellt. Den schwarzen Peter hat das Kultusministerium, das sich mit dem Bescheid des dringend benötigten Bauzuschusses Zeit lässt.

Der Geschäftsführer der Rottweiler Waldorfschule fühlt sich wie ins Jahr 2016 zurückversetzt: "Die Situation damals war dramatisch, wir standen kurz vor der Insolvenz", erzählt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Nur unter großer Anstrengung und mit der Unterstützung von Eltern, Gönnern und Sponsoren habe die Finanzierungslücke damals geschlossen werden können. "Wir haben viel Geld generiert", sagt Sander. 300. 000 Euro kamen so zusammen. Bei den betroffenen Handwerksfirmen traf die Waldorfschule damals auf Verständnis. Stundungsvereinbarungen beispielsweise weiteten den finanziellen Spielraum.

Doch, wer einmal Probleme mit dem Bezahlen seiner Rechnungen hat, der ist bei den Handwerksfirmen nicht unbedingt erste Wahl, wenn es um neuerliche Aufträge geht. Zumal sich Handwerker bei der derzeitigen Auftragslage aussuchen können, für wen sie arbeiten möchten. Und so wartet beispielsweise der Fachklassentrakt nach über einem Jahr noch immer auf den Putz, Klassenzimmer auf die Elektrik – und die Helfer aus der Elternschaft, dass sie mit dem Innenausbau weitermachen können. "Eines bedingt das andere", erklärt Sander.

Neuerliche Finanzierungslücke

Die neuerliche Finanzierungslücke erschwert die ohnehin angespannte Situation. Auf der einen Seite muss sich die Waldorfschule entwickeln und braucht dafür Geld, auf der anderen Seite kann sie es nicht, weil die Zusage für den sicher erwarteten Zuschuss bislang ausbleibt. Die Waldorfschule wartet seit 2016 darauf, dass der zweite Teil eines Zuschusses aus der Schulbauförderung des Landes beschieden wird. Jene 670 000 Euro werden dringend zur Fertigstellung des Schulbaus benötigt. Ein möglicher Bankkredit zur Zwischenfinanzierung wurde von der Bank gecancelt, weil der Bescheid als Sicherheit ausblieb. Und den kann das Regierungspräsidium Freiburg erst dann aushändigen, wenn das Kultusministerium grünes Licht gibt. Und das dauert.

"Sie hoffen, uns in zwei bis drei Jahren sagen zu können, wann die Mittel fließen", zitiert Sander das Kultusministerium (KM). 2012 hatte die Waldorfschule den ersten Antrag gestellt. 2014 war dieser vom Regierungspräsidium positiv beschieden worden. Allerdings: Das RP wollte den Zuschuss nicht komplett bis zur Klasse 13 ausschütten, weil die Waldorfschule zu jener Zeit nur bis Klasse sieben aufgestellt war. Nun deckt die Waldorfschule bis zur Klasse 12 alle Jahrgangsstufen ab. Im Schuljahr 2019/2020 wird es zum ersten Mal eine Abiturklasse geben. "Inhaltlich stand der Bescheid nie zur Diskussion. Aber dieser ist an den Haushaltsplan des Finanzministeriums gebunden", erklärt Sander. Insgesamt belaufe sich der Zuschuss aus dem Schulbauförderprogramm auf 37 Prozent der Kosten, also zwei Millionen Euro. Insgesamt investiert die Schule sieben Millionen Euro in ihren Campus auf dem ehemaligen Areal der Pflugbrauerei.

Auf Nachfrage ist beim KM zu erfahren: "Da die aktuell zahlreichen Anträge zur Schulbauförderung anhängig sind, kommt es zu Wartezeiten zwischen der Antragstellung und der Entscheidung über eine Förderung." Das KM bearbeite die Anträge freier Schulträger, auch diejenigen zur Bezuschussung des Neubaus der Rottweiler Waldorfschule, mit Hochdruck. Man wisse um die Erforderlichkeit der Baumaßnahme. "Wir sind zuversichtlich, in Kürze eine für die Schule befriedigende Regelung zu finden, die der Schule dann auch umgehend kommuniziert wird", teilt das KM weiter mit.

Während in Stuttgart über den Anträgen gebrütet wird, drängt in Rottweil die Zeit: Eine der beauftragten Handwerksfirmen hat mittlerweile einen Anwalt eingeschaltet, der sich an den Schwarzwälder Boten gewandt hat. Die Baustellensituation beeinträchtigt zunehmend den Schulalltag. Und im kommenden Schuljahr braucht der erste Abiturjahrgang der Waldorfschule ein fertiges Klassenzimmer. "Die Sachverhalte, Abhängigkeiten und Zwänge – wie etwa Brandschutzauflagen – sind mittlerweile so komplex, dass es wirklich schwer ist, das gegenüber der Elternschaft und auch den Lehrern zu kommunizieren", sagt Sander. Und auch in der Außenwirkung sei der derzeitige Schwebezustand fatal.

"Unser großes Gut ist die Selbstbeteiligung", sagt Sander. Deshalb könne der Schulalltag auch nach wie vor finanziell gestemmt werden. Diese besondere Teilhabe sei momentan jedoch mehr Last für alle. "Der Schwebezustand ist endlich", ist sich Sander sicher. "Aber es werden sicherlich noch einige Wochen ins Land gehen."