Der zwölfte Verhandlungstag brachte neue Erkenntnisse in Bezug auf die Waffenbeschaffung. Foto: Murat

26-Jährige beruft sich mehrmals auf Aussageverweigerungsrecht. Waffenbeschaffung im Fokus.

Rottweil/Villingendorf - Teil für Teil fügt sich das Puzzle um den Mordfall in Villingendorf vom September vergangenen Jahres zusammen. Am zwölften Verhandlungstag sagte unter anderem eine Verwandte des Angeklagten Drazen D. aus, die ihn bei der Beschaffung der Waffe begleitet haben soll.

"Der Fisch ist im Netz. Morgen soll gegessen werden", "solange er bumm nicht hat, geht er nicht" und "Onkel zieht es durch mit seiner Ex und wird dann für immer weg sein" – es sind Whatsapp-Nachrichten einer Verwandten, die vor Gericht verlesen werden. Sie soll den Angeklagten auf seiner Reise nach Kroatien begleitet haben. Dort besorgte sich Drazen D. mutmaßlich die Tatwaffe. Mehrere Male beruft sich die 26-Jährige auf ihr Aussageverweigerungsrecht, will keine Angaben machen, erst recht nicht zur Tat. "Das ist so schon grausig genug", sagt sie.

Überhaupt befinde sie sich in einem Dilemma, macht die 26-Jährige klar. Auf der einen Seite sei da der "liebe Onkel", den man von klein auf kenne, auf der anderen Seite der Mörder seines eigenen Kindes. "Die Tat war schlecht, aber über ihn kann ich nichts Schlechtes sagen", macht sie klar. Die junge Frau beschreibt Drazen D. als großzügig, hilfsbereit und liebevoll. "Er hat seinen Sohn über alles geliebt. Und er hat immer zu mir gestanden", zeichnet die Verwandte ein ganz anderes Bild als das bisherige. Zwar sei er launenhaft gewesen, doch das liege in der Familie. "Als ich erfahren habe, was er gemacht hat, habe ich die ganze Zeit geweint. Ich konnte es nicht fassen", sagt sie aus. "Bei uns sind solche Drohungen normal, aber meistens kommt es zu nichts", erklärt die 26-Jährige.

Bei der Fahrt nach Kroatien habe sie sich lediglich einen Hund kaufen wollen, so ihre Aussage. Die Frage nach Drazen D.s Ziel der Reise beantwortet sie nicht, sagt aber aus, sie habe die Tatwaffe weder im Original noch im gekürzten Zustand je gesehen.

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Beim Prozess wurden auch zwei Bekannte der 26-Jährigen als Zeugen aufgerufen, die mit ihr in Kontakt gestanden haben sollen, als diese mit Drazen D. "im Urlaub" war. Im Chat-Verlauf mit einem 25-jährigen Bekannten fallen die Worte "bumm" und "pengpeng" sowie der Satz "der Fisch ist jetzt im Netz".

Der Zeuge beschreibt Drazen D. als "ruhigen, ganz netten Typen", der ein wenig "strange" (zu deutsch seltsam) drauf war. "Er hat oft von Waffen und Munition gesprochen", erzählt der 25-Jährige. Das Ziel der Reise nach Kroatien sei es gewesen, Waffen günstig zu erstehen, um sie in Deutschland weiterzuverkaufen, so die Aussage.

Ein weiterer Zeuge, der die 26-Jährige schon viele Jahre kennt, berichtet, dass Drazen D. ihn nach einer Waffe gefragt habe. Auch von deren Beschaffung habe er gewusst, wollte die Waffe sogar sehen, weil er sich nach eigener Aussage für historische Waffen interessiere.

Der Hass auf die Ex-Partnerin war ebenfalls kein Geheimnis. "Drazen hat unter der Trennung gelitten. Ich habe ihn als sympathisch wahrgenommen und hätte ihm die Tat nie zugetraut", beteuert der Zeuge. Er habe Drazen D. erst drei Wochen gekannt, dachte, es handle sich um leere Drohungen, erklärt der 26-Jährige. Die Angst und das schlechte Gewissen seien gekommen, als er die Whats-app-Nachricht der Verwandten und damit Gewissheit bekam: "Schalt die Nachrichten ein! Er hat es wirklich getan".

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