Im Prozess um den Dreifachmord von Villingendorf stand am Dienstagmorgen die Ex-Frau des mutmaßlichen Mörders vor Gericht. Foto: Murat

38-Jähriger berichtet unter Tränen von unzähligen Prügelattacken. "Er wollte mich zwingen, vom Balkon zu springen."

Rottweil/Villingendorf - Jahrelang hat sie sich vor Drazen D. versteckt, am Dienstagmorgen hat die erste Frau des wegen des Dreifachmordes von Villingendorf angeklagten 41-Jährigen große Stärke gezeigt und vor Gericht ihre Horror-Ehe mit Drazen D. geschildert.

Die heute 38-Jährige berichtete unter Tränen nicht nur von unzähligen Prügelattacken und Demütigungen, sondern auch von Drazen D.s abartigen Tötungsfantasien. In verschiedenen Versionen habe er immer wieder geschildert, was er mit ihr und den Kindern machen werde, wenn sie ihn verlässt. Ihr alle Sehnen durchtrennen, alle Knochen brechen, das Gesicht mit dem Messer verstümmeln, die Kinder  vor ihren Augen töten. Sie solle leiden bis an ihr Lebensende. Bei einem Aufenthalt in Kroatien - beide stammen aus der selben Gegend - habe er ihr gedroht, ihr Zigaretten in den Augen auszudrücken.

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"Ich dachte oft, oh Gott, mit wem lebe ich da?" Wenn er sie stundenlang geschlagen habe, habe sie gedacht, sie sterbe. Er habe ihr Tücher in den Mund gestopft, Kissen aufs Gesicht gedrückt. Neun Jahre lang hat sie nicht geschafft zu gehen. "Er sagte, er findet mich sowieso". Auch der Sohn sei von Drazen D. geschlagen worden. "Ihn hat er nie geliebt, ich weiß nicht warum."

Nach einer Horrornacht im Januar 2010, als er sie stundenlang verprügelt habe und dann zwingen wollte, vor den Augen ihrer Kinder vom Balkon in den Tod zu springen, habe sie gewusst, dass sie flüchten muss - für immer.
Sie ging ins Frauenhaus, hat ein neues Leben begonnen. Drazen D. habe ihr immer wieder gedroht. "Aber ich bin stark geblieben und nicht zurückgegangen." 2011 ist es Drazen D. gelungen, Umgangsrecht für seine Kinder zu bekommen. Und das, obwohl der Sohn bis heute traumatisiert und in Therapie ist. Bei dem Treffen habe Drazen D. von den Kindern den neuen Wohnort erfahren wollen.

"Er sagte, er liebt es, wenn er Blut sieht"

Die Cousine der Ex-Frau schilderte vor Gericht eine Begebenheit mit Drazen D. bei einem Familientreffen in der Heimat Kroatien. Ziemlich angetrunken habe er in großer Runde erzählt, er liebe es, wenn er Blut sieht. Wenn er sich selbst schneide, lecke er sein Blut ab. "Da hat keiner am Tisch mehr einen Mucks gesagt."

Als ihn seine Frau verlassen hatte, sei er eines Tages bei der Cousine in Bayern vor der Tür gestanden um aus ihr herauszubekommen, wo seine Frau sich aufhält. Die Cousine hat nichts gesagt. Drazen D. habe dann auch noch bei ihr übernachtet. "Ich dachte, diese Nacht überlebe ich womöglich nicht." Alle hätten  Angst vor Drazen gehabt. "Aber was sollte ich machen. Wenn ich zur Polizei gegangen wäre - da glaubt einem ja keiner was, solang nicht wirklich was passiert." transpotieren.

Über Verwandte hat die 38-Jährige erfahren, dass  Drazen D. im August 2017 nach Kroatien gereist ist. "Er war ohne die Frau dort, das war komisch. " Sie habe befürchtet, dass er womöglich etwas holen wolle. Bei dieser Fahrt hat er die Tatwaffe besorgt, mit der er laut Anklage am 14. September drei Menschen erschossen haben soll.

"Ich habe immer gesagt, dass er gefährlich ist. Einer, der stundenlang auf eine Frau am Boden einschlägt, der kann auch sowas machen."

Als Drazen D. nach den Morden von Villingendorf auf der Flucht war, habe sie gedacht, er kommt, berichtete die Ex-Frau schluchzend. "Ich habe meine Kinder angeschaut und gedacht, ich sehe sie zum letzten Mal."

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