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Aktionstag will Bewusstsein schärfen / Verstärkte Kontrollen bleiben aus

Haben Sie gestern die idyllische Ruhe genießen können? Ist der Mittagsschlaf ungestört geblieben? Waren die Nachbarn im Garten besonders rücksichtsvoll? Dann mag das am Aktionstag gegen Lärm gelegen haben.

Rottweil. Unter dem Motto "Alles laut oder was?" hatte die deutsche Gesellschaft für Akustik (DEGA) aufgerufen, um für den Umgang mit Lärm und dessen Folgen zu sensibilisieren. Laut einer Umfrage des Umweltbundesamtes von 2016 fühlten sich 76 Prozent der Befragten in ihrem Wohnumfeld durch Straßenverkehr gestört oder belästigt. An nächster Stelle steht die Lärmbelästigungen durch den Luftverkehr: Der dadurch verursachte Lärm stört 44 Prozent der Bevölkerung. Rund 38 Prozent fühlen sich durch Schienenverkehr beeinträchtigt. Die Befragten gaben an, dass auch Geräusche der Nachbarn als störend empfunden werden. Etwa 60 Prozent der Bürger nahmen dies belastend wahr.

Es wiederholt sich jedes Jahr: Mit den Temperaturen steigt auch der Lärmpegel. Motorradfahrer holen das Zweirad aus dem Winterquartier, in den Gärten werden Grills und Rasenmäher angeworfen, Fenster bleiben öfter mal offen und lassen den Schall aus der Stereoanlage ins Freie.

Da passt es zeitlich, dass die DEGA mit dem Tag gegen Lärm auf Ursachen und Wirkung von Lärm aufmerksam machen will, um die Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Der Verein hatte die Menschen aufgerufen, um 14.15 Uhr eine kurze Pause einzulegen und sich 15 Sekunden Ruhe zu gönnen, denn die DEGA macht auch auf die Folgen von Lärm aufmerksam. Um zukünftige Hörschäden und die damit verbundenen Folgewirkungen zu vermeiden, empfehlen die Gesellschaft und das Gesund-heitsamt Rottweil bei ent-sprechenden Tätigkeiten ein-en Gehörschutz aufzusetzen oder auch die Lautstärke bei Radio- und Fernsehgeräten bewusst zu überprüfen. Ihr grundsätzlicher Rat: Es sollte nie mehr Lärm erzeugt werden als nötig, um sich und vor allem seine Mitmenschen keinem unnötigen Lärm auszusetzen.

Thema im Gemeinderat

Das Thema beschäftigt immer wieder auch den Gemeinderat der Stadt Rottweil – nicht nur, wenn es vor Gericht um die Nutzungszeiten für den Außenbereich der Jugendherberge geht. Im vergangenen Jahr hat sich das Gremium mit der "Richtlinie des europäischen Parlaments und des Rates über die Bewertung und Bekämpfung von Umgebungslärm" beschäftigt. Drei konkrete Maßnahmen gingen daraus hervor: Tempolimits in der Ortsdurchfahrt Neukirch, in der Tuttlinger Straße und in der Heerstraße, wo aufgrund von Berechnungen auf die Belastung der Anwohner reagiert wurde.

Ein ganz anderes Thema, das wegen des Lärms schon von einzelnen Stadträten angesprochen worden ist, ist die Belästigung durch Schaufahrer in der Innenstadt. Vor allem an Sonntagen oder in den Abendstunden gefallen sich manche, die Motoren ihrer Motorräder oder Autos aufzudrehen und ein paar Ehrenrunden in der zwischen den Kreisverkehren am Landratsamt und am Nägelesgraben zu drehen.

Gleichwohl: Das Ordnungsamt der Rottweiler Stadtverwaltung wie auch das Polizeipräsidium in Tuttlingen sehen hier kein größeres Problem, das einen Aktionsplan notwendig machen könnte. Natürlich seien die Streifenbeamten sensibilisiert und würden Acht geben. Verstärkte Kontrollen gebe es aber nicht.

"Keine Frage, es ist ärgerlich, wenn jemand abends mit aufgedrehtem Motor durch die Innenstadt fährt, aber wir haben hier keine Tuning-Szene", wie beispielsweise in Singen oder in Friedrichshafen. Untätig bleiben die Kontrolleure deshalb nicht, jedoch machen sie keinen Hehl daraus, dass es schwierig ist, unnötiges Hin- und Herfahren zu ahnden. Und: Die Fahrzeuge hätten in den allermeisten Fällen gültige Zulassungen.

Bleibt die Frage, wie bewusst die Rottweiler den gestrigen Aktionstag genutzt haben, um sich über ihre persönliche Lärmbelastung Gedanken zu machen. Was von Seiten der Stadtverwaltung noch aussteht, ist eine Informationsveranstaltung zur Beteiligung der Öffentlichkeit. Das war ein Punkt für das weitere Verfahren, der vergangenes Jahr in Zusammenhang mit der Lärmaktionsplanung vom Gemeinderat beschlossen worden ist.