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Endgültige Höhe erreicht. Erste Membranfelder montiert. Zweites Richtfest.

Rottweil - Der Testturm auf dem Berner Feld setzt die Segel. Diese Woche hat die Montage erster Membranelemente begonnen. Und er hat jetzt auch seine endgültige Höhe erreicht: Auf der Spitze in 246 Metern sitzt nun eine Tanne – quasi für ein zweites Richtfest.

Es gab keine große Feier. Selbst die Internetseite von Thyssen-Krupp Elevator (TKE) zum Testturm weist noch immer auf die 244,1 Meter Höhe hin, die mit dem Ende der Rohbauarbeiten Mitte 2015 erreicht war.

Doch seit dieser Woche hat Rottweil nun ein 246 Meter hohes Bauwerk. Die gebogenen Stahlrohre, die auf der stadtabgewandten Seite des Turms in einer Spitze zusammenlaufen, haben die letzten 1,9 Meter gebracht.

Ein Blick gilt immer dem Windmesser

Mittlerweile haben Industriekletterer damit begonnen, die ersten Elemente des polymerbeschichteten Glasfasergewebes in die vorbereiteten Halterungen einzuspannen. Ein Blick gilt dabei immer dem Windmesser, denn ab einer Windgeschwindigkeit von fünf Metern pro Sekunde muss die Montage abgebrochen werden.

Am Freitag war zudem das Ziel, mit dem zweiten Membranfeld bis 13 Uhr fertig zu sein, da ein Gewitter angekündigt war.

Das erste Element, erklärt Jurij von Ortenberg, Projektleiter von Taiyo Europe, sei noch am Boden vormontiert und dann als Ganzes nach oben gezogen worden. Für die weiteren Teile werden die Kederleisten zunächst an den Stahlrohren angebracht und die vorkonfektionierte Membran dann von unten eingezogen. An der richtigen Position angekommen, wird sie dann über Umlenkrohre mit Hilfe der Kederleisten gespannt.

Für die Außenhülle fließt viel Wissen aus dem Segelsport ein

Seglern dürfte das System bekannt sein. Auf Booten und Schiffen kommt das vergleichbare Prinzip zum Einsatz. Überhaupt greift Taiyo Europe für das Einkleiden des Testturms auf viele Erkenntnisse aus der Segelindustrie zurück. So sind die in Polen vorkonfektionierten Membran-Elemente nicht etwa vernäht, sondern verklebt. "Da gehen sie mit einem Bügeleisen drüber", sagt Projektbeauftragter Alfons Bürk mit einem Augenzwinkern.

Apropos Polen: Wie vieles am Testturm ist auch das Projekt Außenhülle ein europäisches. Hergestellt wurde die Membran aus Polytetrafluorethylen-Glasgewebefaser in Deutschland, zugeschnitten und mit Kederverstärkung versehen in Polen. Auf die Baustelle auf dem Berner Feld kam sie aufgewickelt auf Rollen, die aus Spanien stammen. Der Stahlbauer für die gebogenen Rohre stammt aus Chemnitz, verwendet wurde Stahl aus dem Leipziger Thyssen-Krupp-Werk.

Auch am Samstag werden die Kletterer am Turm tätig sein. Wie von Ortenberg ankündigt, sollen weitere Stahlrohre angebracht werden. Die Fortschritte auf der Baustelle dürften am Wochenende wieder für entsprechende Besucherströme auf dem Berner Feld sorgen. Sie können sich schon jetzt ein Bild davon machen, wie schnell das Gewebe in der Sonne ausgebleicht, indem die beiden ersten Felder miteinander verglichen werden. Gleichwohl: Ans nächste Membranfeld geht es erst am Montag.