Pannengeplagt: Der Test-Turm in Rottweil Foto: Nädele

Vorzeigeprojekt von Thyssen-Krupp Elevator kämpft mit Problemen. Hochkomplexe Technik.

Rottweil - Thyssen-Krupp Elevator entwickelt Aufzug-Systeme. Doch ausgerechnet der Aufzug im Rottweiler Testturm bereitet Probleme.

Es sind ganz sicher nicht die Schlagzeilen, die man sich als Unternehmen für seine Attraktion wünscht: Mit seinem Testturm in Rottweil bietet Thyssen-Krupp Elevator (TKE) die höchste Besucherplattform Deutschlands, doch ausgerechnet der Panoramaaufzug, der die Besucher bequem in 232 Meter Höhe und wieder nach unten bringen soll, muckt immer wieder.

Das erste Mal Ende Februar. Vier Stunden war der Aufzug da an einem Samstagnachmittag außer Betrieb – nicht wegen eines Defekts, sondern wegen eines falschen Signals, das die Kabine veranlasste, ins Erdgeschoss zu fahren und dort zu warten, bis ein Techniker wieder grünes Licht gab. Nach einem Neustart lief das System wieder problemlos.

Doch schon am folgenden Wochenende – die Aussichtsplattform ist freitags, samstags und sonntags für Besucher geöffnet – macht ein neuer Bericht die Runde. Indes: Es gab keinen Defekt, kein falsches Signal, sondern lediglich eine Justierfahrt. Im Panoramaaufzug stecke eben – wie in einem Computer – hochkomplexe Technik, die sich bei Dauerbelastung wie an den Wochenenden ab und zu neu sortieren müsse, erklärte das Unternehmen. "Das ist normal, und eine Sicherheitsgefährdung lag zu keiner Zeit vor".

Dass trotz monatlicher Wartung und auch vorzeitigem Austausch von Verschleißteilen dann drei Wochen später an einem Sonntag ein Relais kaputtging, führte zum dritten Problemfall mit dem Panoramaaufzug. Nummer vier folgte nun am vergangenen Samstag und Sonntag. Die Ursachenforschung läuft, noch äußert sich das Unternehmen nicht zu den Umständen. Es vertröstet auf später.

Konzern heimst reihenweise Innovationspreise ein

Auch wenn bei keinem der Vorfälle Menschen im Aufzug stecken geblieben sind und das System sich jeweils so verhalten hat, wie es das bei einer Fehlermeldung tun soll – für das Image eines Aufzugbauers sind solche Schlagzeilen alles andere als Politur.

Dabei steht der Testturm eigentlich als Paradebeispiel, wie ein Großprojekt laufen kann. Für die beispielhafte, innovative und über technische Standards hinausgehende Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen ist das Bauwerk gerade erst mit dem Balthasar-Neumann-Preis ausgezeichnet worden. Und mit dem Multi, einem revolutionären seillosen Aufzugsystem, das Thyssen-Krupp Elevator im Rottweiler Testturm zur Marktreife entwickelt, sammelt das Unternehmen in Serie Innovationspreise ein.

Es sind gerade diese Superlative, mit denen der Konzern und der Testturm umgeben sind, wodurch es umso schwerer fällt nachzuvollziehen, warum der Aufzugspezialist das profan erscheinende Problem mit dem Panoramaaufzug nicht in den Griff bekommt. Woran liegt’s?

Hinzu kommen Pech und Pannen, für die nicht nur der Konzern etwas kann. So hat, wie Thyssen-Krupp Elevator in diesen Tagen eingeräumt hat, das Turmfeuerwerk anlässlich der Eröffnungsparty des Bauwerks im vergangenen Oktober Hunderte von Brandflecken, die meisten mit bloßem Auge kaum zu sehen, auf der Außenhülle hinterlassen. Die Membran wird nun aufwendig repariert.

Vor Kurzem fiel eine ältere Frau, nachdem sie vom langen Anstehen in der Warteschlange in der prallen Sonne entkräftet war, auf das Gesicht und musste im Krankenhaus behandelt werden. Das führte zu der Frage, warum es rund um den Turm immer noch nicht ausreichend Sitzgelegenheiten oder gar ein Bistro gibt, in dem die Besucher Kraft tanken können. Dafür indes ist eher die Stadt Rottweil zuständig. Diese wiederum tut sich schwer, in die Gänge zu kommen. Notwendige Änderungen am Bebauungsplan ziehen sich bereits seit über einem Jahr hin.