Die 14-jährige Svenja Ketterer backt für die vielen Helfer, die ihr seit der Diagnose Leukämie zur Seite stehen. Foto: Ketterer

Svenja Ketterer geht es langsam besser. Großer Traum von eigener Confiserie: 14-Jährige backt für Helfer.

Rottweil-Hausen - Seit dem 16. April ist es offiziell: Svenja Ketterer benötigt doch keine Knochenmarkspende, um zu genesen. Doch zur Vorgeschichte. Am 1. Oktober hatte die damals 13-Jährige die Diagnose Leukämie erhalten. Nicht nur für die Betroffene und ihre Familie ein regelrechter Schock – auch die Vereine, in denen Svenja engagiert war, zeigten sich fassungslos. Das mit der Familie befreundete Ehepaar Ralf und Anja Bahnholzer organisierte in Zusammenarbeit mit der DKMS im November eine große Registrierungsaktion im Kapuziner in Rottweil, an der Hunderte teilnahmen.

Nun meldet sich Elke Ketterer, die Mutter von Svenja, über unsere Zeitung zurück, und das mit großartigen Neuigkeiten: "Svenja ist auf einem guten Weg. Ihr geht es gut!" Svenja bekomme seit dem 7. April eine Erhaltungstherapie, die ein Jahr lang laufen werde. Dabei bekomme sie weiterhin Medikamente, die auch in der Chemotherapie verwendet werden, allerdings in geringen Dosen. Bei wöchentlichen Besuchen in der Freiburger Uniklinik werde sie weiterhin engmaschig betreut und das Blutbild beobachtet. Svenja habe in der Zeit vom 3. Oktober bis zum 4. März fünf Chemoblöcke erhalten. Durch einen größeren Infekt sei sie dann noch bis zum 26. März in der Klinik gewesen.

"Wir haben uns in der Uniklinik Freiburg gut aufgehoben gefühlt", sagt Ketterer am Telefon. Svenja sei der DKMS und allen Helfern sehr dankbar, auch wenn sie nun nicht auf Knochenmarkspenden angewiesen sei. "Für alle anderen Betroffenen hat die Aktion dennoch ihren Sinn."

Sehr anfällig für Infekte

Die onkologische Station sei derzeit mit vielen Knochenmarktransplantations-Zimmern belegt, so dass sogar auf der eigentlichen Diabetesstation Onkologie-Patienten aufgenommen würden. "Da die Chemotherapie-Patienten sehr anfällig für Infekte sind, mussten die Besucher akribisch Hygienemaßnahmen einhalten", erinnert sich Ketterer. Eigentlich dürfe Svenja nun ganz offiziell mit der Wiedereingliederung in den Schulalltag beginnen und auch anfangen, Freunde zu treffen. Seit mehr als einem halben Jahr war ihr dies nämlich verwehrt. Doch das grassierende Coronavirus macht der inzwischen 14-Jährigen einen Strich durch die Rechnung: "Nun muss sie weiterhin in Isolation bleiben – zu ihrem eigenen Schutz."

Doch Svenja wisse sich die Zeit zu vertreiben. Nach wie vor verfolge sie ihren Traum, eines Tages eine Confiserie zu eröffnen, und tue alles dafür, ihn zu verwirklichen.

Da es wegen der Corona-Krise schwer war, an Mehl zu gelangen, hatte Markus Banholzer, der Freund von Svenjas älteren Schwester, die Idee, ihr aus seinem Landwirtschaftsbetrieb einen 25 Kilogramm schweren Mehlsack heimzubringen. Seither könne die Backbegeisterte nichts mehr bremsen. "Sie versorgt sämtliche Ärzte und Stationen mit Brownies, Amerikanern, Ausstecherle und Kuchen in allen Variationen und Kreationen. In Freiburg wissen schon alle ganz genau: Wenn Svenja kommt, gibt’s was Leckeres. So drückt sie ihre Dankbarkeit aus", schmunzelt Ketterer.

Aus einer befreundeten Familie habe kürzlich der Sohn seinen 14. Geburtstag gefeiert. Aus verschiedenen Gründen lehne er den Mundschutz ab, der wegen des Coronavirus getragen werden solle. Auf ihre eigene Art habe die Risikopatientin versucht, ihn zu überzeugen: Sie backte ihm Amerikaner mit Atemschutzmasken aus Zuckerguss. "Das Backen bereitet ihr unbeschreiblich Freude", freut sich die Mutter und meint abschließend: "Für alle Hilfen, Hilfsangebote, Gebete, Geschenke, Wünsche, Gedanken, Gesten und Weiteres unser herzlichstes Dankeschön! Oder wie der Schwabe sagt: Ein herzliches ›Vergelts Gott‹ an alle!"