Im Rathaus in Zepfenhan ging in am Morgen des 21. Juli die Tür zur Wohnung einer Flüchtlingsfamilie zu Bruch. Foto: Alt

Betrunkene randalieren an Tür von im Rathaus untergebrachter Flüchtlingsfamilie. Ortsvorsteher kennt Täter.

Rottweil-Zepfenhan - Ein skurriler Vorfall hat in Zepfenhan für Unruhe gesorgt: Ein Betrunkener hatte die Tür zur Wohnung der  im Rathaus untergebrachten Flüchtlingsfamilie beschädigt und war dann davongerannt.

Man muss sich das laut Ortsvorstehet Eugen Mager in etwa so vorstellen: Zwei junge Männer, stark angetrunken, holen sich am frühen Samstagmorgen, 21. Juli, am Automaten in der Rosenstraße  Zigaretten und merken, dass sie kein Feuer bei sich haben. Weil sie aber unbedingt jetzt eine Zigarette brauchen, schauen sie sich nach potenziellen Feuerspendern um und sehen, dass in der Wohnung der im Rathaus untergebrachten  Flüchtlingsfamilie noch – oder bereits – Betrieb ist. Die Beiden  gehen ins Rathaus, steigen die Treppen hinauf in den ersten Stock und klopfen an der Wohnungstür. Weil niemand öffnet, versucht einer es diesmal ein bisschen stärker und nimmt seinen Schuh zur Hilfe. Natürlich öffnen die Bewohner, die es mittlerweile mit der Angst zu tun bekommen, wieder nicht. Der Betrunkene hämmert schließlich – wohlgemerkt es geht ihm nur um Feuer für seine Zigarette – derart heftig gegen die Tür, dass die eingelassene Glasscheibe zu Bruch geht. Als die Polizei eintrifft, sind die beiden Männer  fort.

Wenige Tage später meldet sich ein Mann in unserer Redaktion, der in der Flüchtlingshilfe aktiv ist. Er hat Bekannte in Zepfenhan, die ihm von dem Vorfall am Samstagmorgen erzählt haben. Die jungen Männer seien ortsbekannt, erzählt er uns. Und auch, dass seine Bekannten einen fremdenfeindlichen Hintergrund vermuten. Für zusätzliche Irritationen sorgt, dass die sonst zu erwartende Pressemeldung der Polizei ausbleibt. "Mauschelei", vermutet der Anrufer. Seine Sorge und die seiner Bekannten gelte den Flüchtlingen, die durch den Vorfall zusätzlich traumatisiert sein könnten. Er bittet uns, zu recherchieren. Und das tun wir. Nun ist es so, dass die Polizisten vor Ort sich lediglich mit einer Sachbeschädigung und Hausfriedsbruch  konfrontiert sahen, und der am Wochenende zuständige Polizeisprecher beim Präsidium in Tuttlingen, den Vorfall offensichtlich aufgrund mangelnder Brisanz unter den Tisch fallen ließ.

Ein Polizeisprecher zitiert auf unsere Nachfrage aus dem Vorgang: Die Polizei sei um 7 Uhr gerufen worden. Es habe sich bei den Tätern um zwei Männer gehandelt, die an die Wohnungstür im Gebäude Römerstraße 1 (Rathaus)  geklopft hätten. Einer habe die Glasscheibe der Tür  "eingetreten", beide seien daraufhin weggerannt. Die Täter seien mittlerweile bekannt.  "Das ist eine relativ einfache Sache", so der Presssprecher.

Relativ einfach stellt sich  die Angelegenheit auch für Ortsvorsteher Eugen Mager dar. Er weiß, wer’s war und  habe einen der  jungen Männer bereits zur Rede gestellt. Dieser wiederum  habe sich einen Tag später, also am Sonntag, bei der Familie entschuldigt. Mager selbst habe sich bei der Familie und den Kindern, die gut Deutsch sprächen, nach dem Befinden erkundigt. Keiner habe sich negativ geäußert. "Ich habe noch empfohlen, die Haustür künftig abzuschließen", sagt Mager.

Vom Schwarzwälder Boten auf einen in der Nachbarschaft vermuteten fremdenfeindlichen Hintergrund der Pöbelei angesprochen, entgegnet Mager: "Das Zusammenleben funktioniert sehr gut". Vor allem die Kinder seien gut integriert, besuchten sogar die Jugendfeuerwehr. Wenn jemand der Familie hätte schaden wollen, "hätte man sich wehren können".Ins selbe Horn bläst auch die beim Kreissozialamt zuständige Leiterin, Angela Jetter. Ihre Mitarbeiterin habe erst auf unseren Anruf hin von dem Vorfall erfahren und habe deshalb mit der Familie gesprochen. Die wollten kein großes Aufheben um den Vorfall machen. Sie bittet darum, die Angelegenheit nicht zu hoch zu hängen.

Der Anrufer indes erzählt uns, die Kinder der Flüchtlingsfamilie hätten an jenem frühen Samstagmorgen  vor Angst aus dem Fenster springen wollen. Er betont, wie unmöglich er es findet, dass Menschen, die so viel Schreckliches in ihrer Heimat und auf ihrer Flucht erfahren haben, nun auch hier keine Ruhe finden könnten, wo sie sich in Sicherheit wähnten. Der Vorfall könnte nun auch die Staatsanwaltschaft beschäftigen. Gegen die beiden jungen Männer wurde Anzeige erstattet. Es gibt Zeugen. Der Polizeisprecher erklärt: "Wenn die Staatsanwaltschaft ein besonderes öffentliches Interesse zur Strafverfolgung erkennt, wird es ein Verfahren geben."