Der Polymersand in den Fugen wird erst durch die Bewässerung fest. Bauhofleiter Jochen Ruoff begutachtet die Arbeiten. Foto: Otto

Sand gegen Stolperfallen: Bauhof testet Polymergemisch in Fugen.  Auch Unkraut soll so weichen.

Rottweil  - Nanu, kühlt der Bauhof an heißen Tagen jetzt schon das Straßenpflaster mit dem Wasserschlauch? Natürlich nicht. Die Aktion hat einen Hintergrund, der nicht nur Stöckelschuh-Trägerinnen Hoffnung macht: Das Stolper-Pflaster soll ebener werden.

Bekanntermaßen hat der Gang durch die Gassen der Rottweiler Innenstadt so seine Tücken. Vor allem in Schuhen mit Absatz. Aber auch ältere Menschen haben mit den immer tiefer werdenden Fugen und Unebenheiten Probleme. Um künftig schneller und effektiver Abhilfe schaffen zu können, testet der Bauhof jetzt den Einsatz von Polymersand.

Der Versuch auf rund 100 Quadratmetern Fläche beim Neuen Rathaus ist laut Bauhofleiter Jochen Ruoff recht vielversprechend. Am Mittwoch wurden die Fugen zunächst mit dem Dampfstrahler ausgeblasen und gereinigt. Nach einigen Stunden Trocknungszeit wurde dann der Polymersand in die Fugen eingekehrt. Durch die anschließende Bewässerung wird er fest – die Fugen sind sauber ausgefüllt, die Fläche ist nahezu eben. "Der Kurztest war schon mal erfolgreich", sagt Ruoff einen Tag später. Jetzt müsse man sehen, wie sich das Material im Langzeittest bewährt – vor allem, wenn Fahrzeuge drüberfahren.

Der Polymersand sei zwar in der Anschaffung nicht ganz günstig, rechne sich aber vor allem durch seine einfache und schnelle Verarbeitung. "Wir haben jetzt für die hundert Quadratmeter alles in allem vier Stunden gebraucht – dafür würde man sonst eine Woche brauchen", meint Jochen Ruoff. Die Ausbesserungsarbeiten mit herkömmlichem Mörtel seien sehr aufwendig und zeitintensiv.

Auch an anderer Stelle wurde der Polymersand bereits getestet: Auf der Verkehrsinsel an der Lehrstraße hat der Bauhof damit die Fugen ausgefüllt, um dem ewig wuchernden Unkraut Herr zu werden. "Es funktioniert", sagt Ruoff. Auch Pflasterbänder am Friedrichsplatz seien mit dem Sand schon ausgebessert worden.

Zumindest für den Heiligkreuzort gilt die neue Technik, wenn sie sich denn bewährt, als Übergangslösung. Seit längerem plant die Stadt, den Untergrund in den Gassen komplett zu erneuern. Ein Mittelstreifen soll mit Asphalt, die Randbereiche mit Granitpflaster versehen werden. Zu Anschauungszwecken wurden auf dem Münsterplatz Muster der zur Auswahl stehenden Steine verlegt. Der Bauausschuss hat sich inzwischen entschieden: rechteckige Granit-Pflastersteine aus dem Bayrischen Wald, Maße 16 auf 22 Zentimeter, in verschiedenen Grautönen sollen zum Einsatz kommen. Vor nächstem Jahr wird allerdings nicht mit der Maßnahme begonnen. Und Bauhofleiter Ruoff weiß, dass es auch künftig genug Fugen in der Stadt geben wird, die ausgebessert werden müssen.