Aufwertung des Berufs der Erzieherin. Kinder von Eltern vorsorglich für mehrere Kindergärten angemeldet.

Rottweil - Bei Familien mit jungen Kindern wird Rottweil immer beliebter. Das spiegelt sich im Bedarf an Kindergartenplätzen wider. Fürs nächste Jahr zeichnet sich nun ein Engpass ab. Doch die Stadtverwaltung gibt Entwarnung.

Im Juli 2016 fehlen in Rottweil und den Stadtteilen 39 Plätze für Kinder über drei Jahren. Das weist die Bedarfsplanung von Sabine Flaig, bei der Stadtverwaltung zuständig für Schulen und Kindergärten, anhand der Voranmeldungen aus. Noch bevor aber im Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss gestern Abend die Alarmglocken schrillen konnten, beruhigte Flaig: Manche Kinder sind von den Eltern vorsorglich für mehrere Kindergärten angemeldet. Die Situation werde sich also entzerren. Zudem könnten kurzzeitig freie Plätze im Krippenbereich für ältere Kinder genutzt und in Einzelfällen eine Überbelegung beantragt werden. "Wir wollen flexibel auf Sicht agieren und reagieren", zeigte sich Flaig zuversichtlich. Fachbereichsleiter Bernd Pfaff legte im gleichen Tonfall nach: "Es ist alles im grünen Bereich."

Mut zur Lücke? Nun, bei den Stadträten zeigte das Wirkung, wenn sie nicht aus Erfahrung bereits gelassen reagierten. "In guten Händen" sieht FWV-Sprecher Walter Stegmann das Thema. Und im Gremium widersprach da niemand. Er machte sich vielmehr die positive Nachricht dahinter zu eigen. Schließlich werde doch deutlich, dass die Stadt auf einem guten Weg ist: "Wir wollen doch mehr Nachwuchs", brach er eine Lanze für den Einsatz der Stadt im Kinderbereich.

Pfaff und Flaig haben das Vertrauen der Stadträte

Es wurde deutlich: Pfaff und Flaig haben das Vertrauen der Stadträte. Der Hinweis, dass mit den Kindergartenträgern bereits der regelmäßige Abgleich der Anmeldezahlen vereinbart ist, wäre da gar nicht zwingend notwendig gewesen. Und sollte doch jemand Zweifel gehabt haben: Der Fachbereichsleiter hat bei der Bedarfsplanung für die Kinderbetreuung natürlich auch die erwarteten Flüchtlinge im Blick. "Wir haben tolle Träger", verwies Pfaff auf Gespräche über die Möglichkeit, an zwei Standorten zusätzliche Gruppen einzurichten.

858 Plätze für Kinder von drei bis sechs Jahren gibt es in den Rottweiler Kindergärten. 223 Krippenplätze für Jüngere sind es außerdem. Damit kann die Stadt den Rechtsanspruch erfüllen – auch was Ganztages-Krippenplätze betrifft, für die Sabine Flaig in der Ausschusssitzung von einer steigenden Nachfrage berichtete.

Indes: Wichtig ist den Stadträten bei ihren Überlegungen zum Betreuungsangebot stets auch die Qualität. "Wir müssen alles einbringen, was notwendig ist für unsere Kinder", ließ Stegmann keinen Zweifel aufkommen. Gleichwohl warnte er in Richtung seiner FFR-Kollegin Heide Friederichs davor, "Qualitätsstandards im Erziehungsbereich genau messen zu wollen". Sie hatte gestern Abend angesichts der vorgeschlagenen Erhöhung der Elternbeiträge um drei Prozent gefordert, dass den Stadträten die Standards erläutert werden. Schließlich müsse eine jährliche Erhöhung ja auch gerechtfertigt sein.

Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) pflichtete da Stegmann bei. Die Qualität der Arbeit mit Menschen könne nur bedingt gemessen werden. Wichtig sei: "Die Betreuung der Kinder darf nicht zu kurz kommen." Jürgen Mehl (SPD) erinnerte an die Streiks in den Kindergärten und die notwendige Aufwertung des Berufs der Erzieherin. Diese Aufgabe dürfe nicht unterschätzt werden.

Ab Januar: drei Euro mehr im Monat

Für Mehls Fraktionskollegen Ralf-Thomas Armleder war die vorgeschlagene Erhöhung denn auch fundiert und richtig. Drei Euro mehr im Monat sind für 2016 im Gespräch. Diese Steigerung hält Gekle-Maier für minimal – zumal sie über den Familienpass und die Einkommensverhältnisse sozial abgefedert ist. Die Grünen-Stadträtin ist sich deshalb sicher, dass auch die Eltern diese Erhöhung für angemessen halten. Jedenfalls hat der Gesamtelternbeirat der Rottweiler Kindergärten, wie Bernd Pfaff anmerkte, im Vorfeld zugestimmt.