Der Blogger nimmt auch zur aktuellen Debatte um sein Treiben Stellung – wie immer anonym natürlich. Foto: Screenshot

Broß und Guhl wollen gegen Weblog vorgehen. "Schwere der Beleidigungen kann man nicht mehr ignorieren."

Rottweil - Jahrelang hat die Spitze der Stadtverwaltung weggeschaut, den Rottweil Weblog ignoriert. Doch seitdem das Online-Tagebuch vor Tagen in einer Fernseh-Sendung des Comedian Dieter Nuhr für ein Millionenpublikum zu sehen war, denken Oberbürgermeister Ralf Broß und Bürgermeister Werner Guhl über einen Strategiewechsel nach.

Der Anonymus habe mit der Fernsehsendung eine öffentliche Plattform bekommen. Der Sachverhalt stelle sich nun anders dar. Zumal der Blog in den vergangenen Monaten extremer geworden sei, äußern beide. "Die Häufigkeit und Schwere der Beleidigungen kann man nicht mehr ignorieren", kündigen Broß und Guhl an, dass die Stadtverwaltung nun die Zeit gekommen sieht, sich gegen den anonymen Schreiber zur Wehr zu setzen.

Dieser betreibe zusehends Volksverhetzung, äußere sich beleidigend und menschenverachtend, sagt auch der Stadtrat Dieter Albrecht im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Albrecht war früher Gastblogger, seit Jahren hat er das Schreiben dort aber im Grunde eingestellt, eben wegen der Hasstiraden, die der Anonymus absondert.

Es tut sich also was in dieser Stadt. Erstmals wird in diesen Tagen ausführlich in der Öffentlichkeit über den anonymen Autor diskutiert.

Er nennt sich in Anlehnung an eine Rottweiler Narrenfigur "Ronnes Schantle" und gibt im Impressum an, er sei wohnhaft in einer Vitrine im Stadtmuseum. Auch das möchte die Stadtverwaltung nicht mehr einfach nur hinnehmen.

Weitere Stadträte äußern sich kritisch. Zwar sagen die Gesprächspartner in einer ersten Reaktion, sie würden die Blog-Einträge des Anonymus gar nicht lesen und man solle ihn am besten ignorieren. Doch erachten es auch Stadträte wie Günter Posselt und Hubert Nowack nun für notwendig, etwas dagegen zu unternehmen.

Posselt stört, dass der Tagebuchschreiber anonym agiert und fordert, dieser solle seiner Impressumspflicht nachkommen und sich zu erkennen geben. Nowack legt der Verwaltung nahe, den Urheber herausfinden zu lassen, um gegen ihn vorzugehen. "Man kann ja kaum glauben, dass das nicht möglich ist."

Seitdem in der Öffentlichkeit über "Ronnes Schantle" gesprochen wird, gibt es immer wieder auch Hinweise auf Personen, die hinter dem anonymen Schreiber stecken könnten. Immer öfter kursieren Namen und es gibt Bürger, die vorsichtshalber in der Redaktion anrufen, weil sie von vornherein ausschließen wollen, zu den Verdächtigen gezählt zu werden.