Porträt: Anni Kluge hat vier Tätowierungen und sagt: "Tattoos sind wie eine Sucht, man kann es nicht lassen"

Ihre Faszination für Tattoos entdeckte Anni Kluge in ihrer Jugend. Da verbot es ihr die Mutter jedoch, sich tätowieren zu lassen. Mit 18 Jahren kam dann das erste Tattoo. Mittlerweile sind es vier an der Zahl, und es sollen noch weitere hinzukommen.

Rottweil. "Ich wollte mich frisch mit 18 unbedingt tätowieren lassen", sagt Kluge beim Redaktionsbesuch. Sie habe das "richtig cool" gefunden, auch wenn mittlerweile jeder Zweite auf der Straße eine Tättowierung habe. Den Wunsch hegte sie schon lange, aber früher hätte sie die Erlaubnis ihrer Mutter gebraucht. Ihre erste Tätowierung: ein Schriftzug auf dem Unterarm mit den Buchstaben: "Don’t give up". 100 Euro haben die drei Wörter gekostet. Begeistert ist sie von dem Werk heute nicht mehr, aber wegmachen oder überstechen lassen komme für sie nicht in Frage. "Es gehört zu mir", so die 21-Jährige.

Ihr zweites Tattoo, die Hand der Fatima, die ihren Rücken ziert, hat eine längere Geschichte. Die sogenannte Hamsa-Hand kommt aus dem muslimischen Glauben und symbolisiert alles Gute, Liebe, Glück und Schutz vor dem "bösen Blick".

Als Kluge mit Mutter und Bruder in der Kindheit in Tunesien im Urlaub war, schenkte ihre Mutter ihr eine Halskette mit der Hamsa-Hand, die im dortigen Volksglauben eine wichtige Rolle spielt. Die Kette hat Kluge mit 16 Jahren verloren. Als Andenken daran plante sie, sich die Hand der Fatima tätowieren zu lassen. "Ich fand es einfach schön, ein Bild auf der Haut als Erinnerung zu haben", sagt Kluge.

Mit 19 Jahren setzte sie die Idee um. Auf einer Tattoo-Messe ließ sie sich die Hand spontan auf den Rücken tätowieren. 50 Euro Erlass bekam sie, zahlte immer noch 230 Euro.

Die jüngsten Tattoos zieren ihre Waden. Auf der linken ist eine Sonne abgebildet, auf der rechten ein Mond. Das passe zu ihrem Sternzeichen Zwilling, erklärt Kluge. Zwillinge hätten gegensätzliche Eigenschaften, sagt sie. Sonne und Mond symbolisieren diesen Gegensatz, wie Tag und Nacht. Rechts der Mond für das Negative, links die Sonne für das Positive.

Weitere Tätowierungen hat Kluge bereits geplant, denn: "Tattoos sind wie eine Sucht, man kann es nicht lassen", sagt sie. Allerdings muss sie dafür noch sparen, denn es ist eine teure Sucht. Geplant sind Motive auf ihren Schenkeln. Dort sollen Spiegelränder gestochen werden, in deren Oval ein Hügel mit einem Baum und einem Mädchen abgebildet werden soll. Rechts düster und traurig, links fröhlich.

Ihre Mutter ist von den Tätowierungen auch heute nicht begeistert. Deshalb verheimlichte Kluge ihre Tattoos zunächst. In ihrem Freundeskreis hingegen ist sie in bester Gesellschaft, dort habe jeder eine Tätowierung, sagt Kluge. Dort heiße es dann: "Cool wo warst du" oder "sieht gut aus, die Linie".

Keine Probleme im Job

I n ihrem Job beim Kinder- und Jugendreferat habe die ausgebildete Kindererzieherin keine Probleme mit den Tattoos. Das hängt auch damit zusammen, dass sich ihre Motive alle bedecken lassen. Sie legt Wert darauf, sich nicht im Gesicht, auf den Händen oder im Dekolleté tätowieren zu lassen.