Mitarbeiter der Spurensicherung untersuchen im Dezember 2016 den Tatort. Archivfoto. Foto: SDGM/Maurer

24-Jähriger gesteht vor Gericht Überfall in Sulgen. "Kokain, sobald ich aufgestanden bin".

Kreis Rottweil - Mit einer Spielzeugpistole soll ein 24-Jähriger eine Bankfiliale in Sulgen überfallen haben. Zum Prozessbeginn vor dem Landgericht Rottweil hat er gestern ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Der Drang, neue Drogen zu beschaffen, habe seine Angst vor einem Banküberfall ausgeschaltet, erklärt der junge Mann. Gestern sitzt er mit Fußfesseln zum Prozessauftakt im Schwursaal des Landgerichts Rottweil. Der 24-Jährige hat sich vor der ersten großen Strafkammer wegen schwerer räuberischer Erpressung zu verantworten. Er gesteht, am Donnerstag vor Weihnachten eine Bankfiliale in Schramberg-Sulgen überfallen zu haben.

Am Tag des Überfalls steht der Zeitarbeiter auf, wie er vor Gericht beschreibt, konsumiert Cannabis, trinkt seinen Kaffee aus und macht sich auf den Weg zur Arbeit. Dort nimmt er immer wieder Kokain zu sich. Als er nach Hause kommt, sagt er seiner Verlobten, dass er ihr Auto brauche. Er raucht noch einen Joint, dann packt er seine Spielzeugpistole von Fastnacht ein. Es ist dunkel, als er mit dem Auto in Sulgen ankommt. Er nimmt noch einmal Kokain zu sich. Den schwarzen Schal schlägt er über die Nase, zieht die Mütze tief ins Gesicht. Dann betritt er die Bankfiliale.

Ihre Stimme zittert, als die Bankangestellte auf der Zeugenbank sitzt. Sie setzt an zu schildern, wie sie kurz vor Feierabend bemerkt, dass ihr Kollege von dem bewaffneten Täter bedroht wird. Sie stockt, bricht in Tränen aus. Noch immer hat sie mit schweren Angstzuständen zu kämpfen, kann nur langsam wieder im Schalterbereich arbeiten. "Ich konnte nicht mehr konzentriert arbeiten, ich konnte nicht mehr schlafen", schluchzt die 20-Jährige. Zum Tatzeitpunkt befindet sie sich noch in der Ausbildung. Sie ist es, die ihren Vorgesetzten informiert, dieser löst den Alarm aus.

Ihr Kollege händigt dem Täter bevor die Beamten eintreffen, Bargeld verschiedener Währungen im Wert von mehr als 7500 Euro aus. Ihn nimmt es sichtbar mit, den Überfall vor Gericht noch einmal gedanklich zu durchleben. Der 29-Jährige setzt kurz ab, wischt sich mit einem Taschentuch über die Stirn, sammelt sich. Dann erzählt er, wie der Täter mit der Spielzeugwaffe durchgehend auf seine Schläfe gezielt hat. Im Glauben daran, dass es sich um eine echte Stahlwaffe handele, habe er Todesängste ausgestanden. Der Bankräuber sei sehr aggressiv vorgegangen.

Angeklagter entschuldigt sich bei Angestellten

Der Angeklagte nimmt die Schilderungen der Angestellten regungslos zur Kenntnis. Er hat ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er bereue die Tat, er habe eine "große Dummheit" begangen. Nach den Zeugenaussagen greift der 24-Jährige selbst zum Mikrofon: Er entschuldigt sich bei den Opfern und bietet ihnen Schmerzensgeld an.

Weiter wolle er den Schaden zumindest finanziell wieder gutmachen. Dazu habe er mit seinen Eltern einen Kreditvertrag abgeschlossen. Die Summe allerdings reicht nicht aus, um den finanziellen Schaden zu begleichen. Das erbeutete Geld habe er innerhalb einer Woche nach dem Überfall ausgegeben, erzählt der Angeklagte vor Gericht.

Einerseits um Schulden bei seiner Verlobten und bei verschiedenen Internetbanken zu begleichen. Andererseits, um Drogen zu kaufen. Den Rest des Geldes habe er verspielt, erklärt der junge Mann. In den Drogensumpf wird er mit 13 oder 14 Jahren hineingezogen, als ihm ein Schulfreund erstmals Marihuana anbietet, für ihn der Beginn einer Abwärtsspirale. "Wenn ich keine Drogen hatte, war ich ein anderer Mensch", erzählt er. Zuletzt habe er täglich mehrere Gramm Cannabis und Kokain konsumiert, zeitweilig hatte er Amphetamine und synthetische Drogen zu sich genommen. "Kokain sobald ich aufgestanden bin." Sein ganzes Geld sei für Drogen und für die Ratenzahlungen seiner Internetkredite draufgegangen, berichtet er. Die Idee zum Banküberfall habe er erst am Tag der Tat gehabt. Inspiriert habe ihn ein anderer Banküberfall in Sulgen, der vor drei Jahren verübt worden war. Den Täter hatte man auch damals gefasst. Die Verhandlung wird an drei Terminen fortgesetzt.