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Prozess wegen Brandanschlags auf Rocker-Clubheim zieht sich. Black Jackets angeklagt.

Kreis Rottweil - Gerade mal zwei Sitzungstage ist der Prozess wegen versuchten Mordes und besonders schwerer Brandstiftung gegen acht Mitglieder einer Vereinigung aus dem Türstehermilieu alt, und schon deutet sich an, dass mit einem raschen Ende nicht zu rechnen ist.

Nach den Vernehmungen zur Person, die vor zwei Wochen einen ganzen Verhandlungstag in Anspruch genommen hatten, und gescheiterten Verständigungsgesprächen wurde gestern der "Sprecher" der Rottweiler Gruppe, ein 21-Jähriger aus Oberndorf, zur Tat befragt.

Den jungen Männern, alle um die 20 und vor allem im Bereich Rottweil/Tuttlingen beheimatet, wird vorgeworfen, Anfang Februar einen Brandanschlag auf das Clubheim einer konkurrierenden Gruppierung in Deißlingen- Lauffen verübt zu haben.

Handyvideo sollte Schmach offiziell machen

Auslöser für die Tat war ein Vorfall tags zuvor gewesen. Dort soll die rechte Hand des Sprechers von zahlenmäßig deutlich überlegenen Mitgliedern der anderen, rockerähnlich organisierten Gruppe, beleidigt worden sein. Es war eine Vergeltungsaktion, da er im Internet eine "Kutte", der anderen, also die schwarze Jacke, die Mitglieder ausweist, gezeigt und darauf getreten haben soll. Eine Auseinandersetzung Mann gegen Mann scheute er unter Hinweis auf eine Verletzung. Deshalb sei er gezwungen worden, sich selbst zu erniedrigen. Ein Handyvideo sollte diese Schmach offiziell machen.

Von den an diesem Vorfall beteiligten Angeklagten gibt es entweder keine oder zumindest nicht widersprechende Äußerungen. Das sieht bei der Vergeltung der Vergeltung ganz anders aus. Der als Feigling und "Pisser" Geschmähte sann auf Rache. Seine Ehre sollte wiederhergestellt werden und das übrigens, obwohl er selbst durch den Diebstahl der Kutte der anderen aus einer Familienwohnung einen wichtigen internen Kodex gebrochen hatte.

Fest steht wohl, dass die Rottweiler Truppe in der Stuttgarter Zentrale vorsprechen musste. Dort hatte man eine Ehrproblem auch schon einmal mit Hilfe von Brandsätzen gelöst. Allerdings soll der auf Rache Sinnende die Idee selbst vorgetragen haben.

Der Präsident genehmigte die Aktion unter der Maßgabe, nur vertrauenswürdige und nicht unter Bewährung stehende Kollegen damit zu beauftragen. Damit war der Sprecher raus. Die Sache sei ihm, so sagt er selbst, ohnehin nicht ganz geheuer gewesen. Zu einem vom neuen Rädelsführer anberaumten Termin sei er dennoch gekommen. "Weil wir dumm waren", erklärte er gestern der Großen Jugendkammer am Rottweiler Landgericht. Die vom Verteidiger eines Mitangeklagten verlesene Erklärung hört sich anders an: Danach hatte der Sprecher noch unmittelbar vor der Tat befohlen, wer fahren und wer die Brandsätze werfen sollte.