Zukunft: Perspektive 2030: Verbandsversammlung formuliert Ziele für die kommenden Jahre

Es ist so etwas wie eine Roadmap für die Region für das kommende Jahrzehnt. Am Freitag will die Verbandsversammlung das aktualisierte Konzept "Perspektive 2030" verabschieden. Vieles ist bekannt. Doch die Macher wollen noch stärker aufs Tempo drücken.

Kreis Rottweil. Wohnen, leben, arbeiten, Freizeit genießen und die Notwendigkeit, von A nach B zu kommen – das alles sind Themen, mit denen sich der Regionalverband (ein öffentliches Organ der drei Landkreise Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar) immer wieder befasst. Eine umfassende Gesamtbetrachtung, wie die Region in der kommenden Jahren in die Zukunft geführt werden kann, soll in der Verbandsversammlung am kommenden Freitag beschlossen werden.   Kooperation statt Konfrontation: Wo in der Region der Schuh drückt und was noch besser werden muss, ist im Großen und Ganzen bekannt. Und so liegt in der 36 Seiten umfassenden Beratungsvorlage mit dem Titel "Regionales Entwicklungskonzept Perspektive 2030" das Interessante im Detail. Etwa wenn davon gesprochen wird, dass Städte und Gemeinden in der Region stärker über den eigenen Tellerrand schauen sollten. Kooperation statt Konfrontation etwa in Fragen der Gewerbeansiedlung lautet die Marschrichtung des Verbands. Dieser fordert verstärkt interkommunale Lösungen in Form eines gemeinsamen Gewerbeflächenpools und ein regionales Flächenmanagement. Oben auf der Agenda steht das regionale Gewerbegebiet bei Sulz. Es soll mit einer Fläche von 40 Hektar groß genug sein, um einen regional bedeutsamen Betrieb anzulocken.  Mangelerscheinung: Das Problem des Fachkräftemangels zieht sich durch viele Bereiche. Nicht nur im produzierenden Gewerbe werden gut ausgebildete junge Menschen gesucht, auch die Tourismusbranche leidet darunter. Es werde zusehends schwieriger, offene Stellen mit geeigneten Kandidaten zu besetzen, heißt es. Auch Ausbildungsplätze seien schwierig zu besetzen, wird geklagt. Lösungen kann das Papier freilich nicht bieten, aber die Absicht bekräftigen, dass sich alle Betroffenen in der Region stärker anstrengen.   Besseres Image: Das gilt auch für die duale Ausbildung: "Aufgrund der demografischen Entwicklung muss verstärkt für die duale Ausbildung in der Region geworben werden, um somit den Fachkräftebedarf der Unternehmen weiterhin zu sichern." Wie das geschehen kann? Darauf weiß das Papier diese Antworten: "Das Image der dualen Ausbildung weiter verbessern, die Vorteile und Chancen einer dualen Ausbildung – gerade in der industriestarken Region Schwarzwald-Baar-Heuberg – stärker kommunizieren, Betriebe motivieren, Flüchtlinge integrieren".   Darum geht es auch: Ein Dauerbrenner in der ganzen Republik ist das Thema der Infrastruktur und sind Institutionen der Daseinsvorsorge. Freilich wissen die Autoren des Konzepts auch, wie schwierig es ist, in ländlich und mitunter dünn besiedelten Gebieten wie dem Schwarzwald alles vorzuhalten, was man zum Leben braucht. Daher fordern sie: "Das oberste Ziel besteht darin, dass die genannten Diensteleistungen flächendecken, bedarfsgerecht und zu tragbaren Kosten bereitgestellt werden". Und auch hier gilt der Grundsatz "besser miteinander als gegeneinander": Unabdingbar sei die interkommunale Zusammenarbeit.   Wo sind die Ärzte? Ein heikler Bereich stellt die medizinische Versorgung im ländlichen Raum dar. Die Region, so hält das Papier fest, zeichne sich durch eine relativ geringe Ärztedichte aus. Während im Landesdurchschnitt im Jahr 2014 auf einen Arzt 230 Einwohner kämen, seien es in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg 293 Menschen. Und auch die Nachfolgefrage bei Hausärzten ist eine heikle. Im vergangenen Jahr war der Anteil der über 60-jährigen Hausärzte im Kreis Rottweil bei 33 Prozent, im Kreis Tuttlingen sogar bei 43 Prozent. Was ist die Lösung? Netzwerke bilden, werben und den innovativen Medizinsektor in der Region als Chance sehen und darüber sprechen.   Straße und Schiene: Und dann gibt es noch diesen Brocken. Diesen aus der Welt zu schaffen, liegt nicht in den Händen der Region. Aber auch hier gilt es, die Werbetrommel zu rühren: So solle die Straßeninfrastruktur erhalten und ausgebaut werden. Zwei große Projekte liegen der Verbandsversammlung besonders am Herzen: der Lückenschluss zwischen den beiden Bundesstraßen 33 und 523 im Bereich Villingen-Schwenningen und die Talstadtumfahrung von Schramberg. Das seien die entscheidenden Schwachpunkte im Ost-West-Straßenverkehrsnetz der Region.   Die "Gähnbahn:" Als ein weiterer Schwachpunkt wird die Gäubahn genannt, die Fernverkehrsverbindung zwischen Stuttgart und Zürich. Gefordert wird nicht nur der zweigleisige Ausbau, sondern auch die Wiedereinführung der Neigetechnik. Wichtiger Bestandteil des öffentlichen Personennahverkehrs ist zudem der Ringzug. Die Elektrifizierung der Abschnitte Villingen-Rottweil, Immendingen-Tuttlingen und Tuttlingen-Fridingen wird gefordert.  Die Verbandsversammlung tagt am kommenden Freitag im Landratsamt in Rottweil, Großer Sitzungssaal. Der öffentliche Teil beginnt um 10 Uhr.