Stella Schick aus Rottweil ist für ein Praktikum nach Bangkok gereist. Foto: Röseler Foto: Schwarzwälder-Bote

Auslandsaufenthalt: Die Rottweilerin Stella Schick lernt Thailand kennen / In fünf Monaten vielfältige Eindrücke gewonnen

Reis zum Frühstück, Reis zum Mittagessen, Reis zum Abendessen: Die 21-jährige Stella Schick hat bei einem Praktikum die thailändische Kultur kennengelernt – mit all ihren Ecken und Kanten.

Rottweil. "Jetzt habe ich erst mal genug von Sonne und Strand", sagt Stella Schick. Die 21-Jährige hat bis Anfang August ein fünfmonatiges Praktikum in Bangkok absolviert. Derzeit studiert sie im sechsten Semester Volkswirtschaftslehre an einer Berliner Hochschule.

Dort ist ein Pflichtpraktikum im Ausland vorgesehen. Schick entschied sich für Bangkok. Dass dort nicht alles nur sonnig ist, musste die Studentin schnell erfahren.

"Die ziehen einen nur ab", sagt sie, und meint damit die Preise, die für Touristen teils dreimal höher sind als für Einheimische. Ein Taxifahrer sei sogar extra in Staus gefahren, um einen höheren Fahrpreis von ihr verlangen zu können.

Zu Beginn des Praktikums lebte Schick noch außerhalb der Millionenstadt. Zwar war ihre Wohnung nur 18 Kilometer außerhalb des Zentrums, im Bangkoker Verkehr bedeutete das aber schnell einmal Fahrzeiten von bis zu eineinhalb Stunden – einfach.

"Es ist überall Stau, zu jeder Uhrzeit", sagt Schick. "Und die Züge sind eigentlich auch immer voll." Kein Wunder also, dass sie sich nach einem Monat eine zentralere Wohnung suchte. Von da an fuhr sie wie die Einheimischen mit dem Motorroller zur Arbeit.

Thailänder: entspannt – aber unkoordiniert

Ihr Praktikum absolvierte die Studentin bei einer thailändischen Firma. Dort gab es zuerst Probleme mit der Verständigung, schließlich wurde bei allen Meetings Thai gesprochen. Mit ihren Kollegen konnte sich Schick aber auf Englisch über ihre Aufgaben unterhalten.

Am Anfang musste sie gleich ihren Ideenreichtum beweisen und sich ein Konzept für eine Online-Fitness-Community überlegen. Danach arbeitete sie an Kursen mit, in denen Senioren der Umgang mit dem Computer und dem Handy vermittelt wird.

Eine besonders spannende Aufgabe versprach die Neuentwicklung eines Flugsimulators zu werden, bei der Schick von Anfang an involviert war. Hierbei lernte die Studentin eine einprägsame Lektion über die Arbeitsmoral der Thailänder. "Sie sind etwas unkoordiniert", erzählt sie lachend. Denn es wurde über einen Monat an dem Projekt geplant, nur um dann festzustellen, dass überhaupt kein Bedarf für einen Simulator besteht. Für die Studentin vollkommen unverständlich, die Thailänder seien hingegen alle "sehr entspannt".

Zum Ende des Praktikums wartete noch eine anspruchsvolle Aufgabe auf Schick: Sie sollte Nachforschungen über die Perspektiven des Online-Handels in den indochinesischen Ländern anstellen. Ihre Ergebnisse musste sie vor dem Geschäftsführer präsentieren. "Er hat mir ein gutes Feedback gegeben", sagt sie.

"Am Anfang war es sehr heiß, jeden Tag 38 Grad"

In den fünf Monaten, die sie in Thailand verbrachte, stand für sie aber nicht nur Arbeit auf dem Plan. Die Studentin hatte die Möglichkeit, in Thailand herumzureisen und Land und Leute kennenzulernen. "Wir waren oft mit Kollegen unterwegs, zum Beispiel in einer Karaoke-Bar", erzählt sie.

Dort lernte sie auch thailändische Gepflogenheiten kennen, zum Beispiel beim Essen: "Es ist so, dass immer einer für alle bestellt, so kann man von allem probieren."

In Thailand stünde aber vor allem eine Beilage immer auf dem Tisch: Reis. "Es gibt immer Reis, zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendessen." Vor allem Brezeln und Salat habe sie deshalb schnell vermisst. Auch das deutsche Wetter habe sie sich bald herbeigewünscht: "Am Anfang war es sehr heiß, jeden Tag über 38 Grad."

Während die Sonne unerbittlich auf die Stadt prallte, lernte Schick dann auch die Schattenseiten von Bangkok kennen. Denn ihr Weg zur Arbeit führte sie oft an den Blechhütten der Taxifahrer und einfachen Arbeiter vorbei. Ein starker Kontrast im Vergleich zu den funkelnden Häusern in der Innenstadt.

In einem Vortrag, den sie besuchte, wurde diese Schere zwischen Arm und Reich thematisiert. "Ich persönlich hatte aber das Gefühl, dass die Menschen trotzdem glücklich sind, auch wenn sie in Blechhütten leben", sagt Schick.

Seit Anfang August ist sie wieder in Deutschland und verbringt ihre Semesterferien zu Hause in Rottweil. Mitte Oktober packt sie dann wieder ihre Koffer, um ihr Studium in Berlin fortzusetzen.