Franz Pill mit Bart ist ein echter Hingucker. Das hat auch schon die eine oder andere Jury erkannt. Foto: Schuler

Waschen, Föhnen, Kämmen: Franz Pill räumt viele Preise für seinen markanten Vollbart ab.

Rottweil-Neufra - Wenn Franz Pill in den Spiegel blickt, sieht er einen bärtigen Weltmeister. Für seine Disziplin, "Vollbart Naturale", ist vor allem eines gefragt: Ausdauer.

Franz Pill kramt aus seinem Geldbeutel ein zerknittertes Führerschein-Foto hervor. Darauf abgebildet ist ein junger Mann mit zartem Schnauzer. Bilder von den Meisterschaften, bei denen er mit Männern abgebildet ist, die wie Musketiere gekleidet sind oder mit ihren Backenbärten an die Kaiserzeit erinnern, füllen ganze Fotoalben.

Kein Spray, alles echt: Pill setzt auf Natur

"Bart habe ich schon immer getragen", sagt der 52-Jährige. Tatsächlich kann man sich den stattlichen Mann aus Neufra nur schwer nach einer Nassrasur vorstellen. Ein Gedanke, der seiner Frau Charlotte die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. "Ohne Bart sieht mein Mann grausig aus, da will ich ihn gar nicht mehr anschauen", sagt sie.

Franz Pill mit Bart ist allerdings ein echter Hingucker, was bereits die Jury der Schömberger Stadtbartmeisterschaft im Jahr 1995 erkannte. Den ersten Platz und ein Jahr Ehrenmitgliedschaft im Schwäbischen Bart- und Schnauzerclub sicherte sich Pill an diesem Tag.

Seitdem braucht seine Frau einen dicken Ordner um die ganzen Urkunden ihres Mannes abzuheften: Dreifacher Weltmeister, drei Mal Europameister und sieben Deutsche Meistertitel, so lautet seine stolze Bilanz. Starallüren zeigt der gelernte Schlosser aber keine, auch dann nicht, als er eine Autogrammkarte herausholt, auf der er in Kapitänsuniform mit Bierkrug posiert.

Da gibt es einige berühmtere Vollbartträger, sagt er und verweist auf die Paulaner-Weißbierwerbung, in der einige seiner Kollegen in die Kamera prosteten. Anders als im Fernsehen gehe es bei Meisterschaften nicht immer so zünftig wie im Biergarten zu. Da wird auch mal aus dem Strohhalm getrunken, berichtet der Mann aus Neufra – damit der Bart in Form bleibt.

"Bei mir ist alles echt"

Die Jury bewertet 17 Kategorien. Franz Pill tritt entweder mit einem "Vollbart Naturale" oder in der Kategorie "Garibaldi" auf die Bühne. Verbotene Hilfsmittel wie Haarspray oder Bartwichse sind für ihn tabu. "Bei mir ist alles Natur; alles echt", sagt der Weltmeister.

Das Erfolgsgeheimnis von Franz Pill ist nicht die Länge seines Bartes – zu Spitzenzeiten immerhin 27 Zentimeter, gemessen ab der Unterlippe – sondern die Fülle. Zehn Jahre hat er gebraucht, um seinem Vollbart dieses Volumen zu verleihen, das die Leute dazu bewegt, sich mit ihm auf der Straße fotografieren zu lassen. Täglich waschen, föhnen, kämmen, mehr steckt nicht dahinter. Seinen Friseur hat er längst in die Wüste geschickt. Selbst ist der Mann.

Am Schluss bleibt die Frage: Ist es der Aufwand wert; wünscht sich der Mann nicht auch, wie ein rasierter Mensch sein Honigbrötchen zu essen? Franz Pill blättert durch die Fotoalben und schaut sich Bilder aus Schweden, Ungarn und den USA an. "Durch den Bart bin ich erst so richtig zum Reisen gekommen", sagt er. Als nächstes geht’s zur Deutschen Bartmeisterschaft nach Leinfelden-Echterdingen. Die Nassrasur kann warten.