Michael Eberhard, Kinderarzt in Rottweil Foto: Kimmich Foto: Schwarzwälder Bote

Pseudokrupp: Häufige Diagnose in der kalten Jahreszeit

Kreis Rottweil (kif). Zu der kalten Jahreszeit sind immer wieder Eltern mit der Situation konfrontiert, dass ihr Kind plötzlich kaum noch Luft bekommt. Es handelt sich meist um einen tückischen Pseudokrupp-Anfall.

Was genau dahinter steckt, woran man ihn erkennt, welche Therapiemaßnahmen und welche Soforthilfetipps es gibt, erläutert Michael Eberhard, Kinderarzt in Rottweil.

Im Herbst und Winter diagnostiziert Eberhard bei ein bis drei Patienten am Tag einen solchen Anfall. Bei einem Pseudokrupp handelt es sich um eine Atemwegserkrankung, bei der sich die Schleimhäute im Kehlkopf- und Luftröhrenbereich entzünden und anschwellen. Durch die deutliche Widerstanderhöhung sind Atemnebengeräusche zu hören. Die Kinder husten trocken und "bellend" und sind heiser. Charakteristisch für den Pseudokrupp ist der Zeitpunkt- er tritt dann auf, wenn die Kinder in Ruhe sind und liegen, nämlich nachts. Betroffen sind üblicherweise Kinder im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren. Selten kann es auch jüngere Kinder, etwa drei Monatealte Säuglinge betreffen.

Wie der Name "Pseudo-krupp" schon annehmen lässt, ist dieser eine abgeschwächte Form des früher häufig aufgetretenen Krupp. Der echte Krupp war eine gefährliche, oft tödliche, Begleiterscheinung bei Diphtherieerkrankten Kindern. Während Pseudokrupp durch Viren verursacht wird, sind bei Diphtherie Bakterien verantwortlich.

Seit es Impfungen gibt, tritt der echte Krupp nur noch äußerst selten auf. Typischerweise geht einem Pseudokrupp allenfalls ein banaler Infekt voraus. Vielmals trifft es jedoch gesunde Kinder.

Wie Eberhard erklärt, sei es für die Eltern "sehr eindrücklich beim ersten Mal", wenn das Kind kaum noch Luft bekommt. Doch was ist dann zu tun?

Wichtig sei es, dem Kind in erster Linie Ruhe zu vermitteln, denn Aufregung sei kontraproduktiv. Das Kind beim Schlafen aufrecht zu lagern sei insofern hilfreich, weil durch die Schwerkraft die Durchblutung im Kehlkopf abnehme und dadurch der Druck der Schwellung ein wenig zurückgehen könne. Frische, kalte und feuchte Luft, wie etwa am offenen Fenster, könne für den selben Effekt sorgen. Auch warmer Wasserdampf, der beispielsweise beim Duschen entsteht, soll sich positiv auswirken. Darüber existierten jedoch keine kontrollierten Studien, so Eberhard.

Im Notfall Cortison-Zäpfchen zu Hause bereitzuhalten, sei kein Fehler. Die Wirkung setze nach 45 bis 60 Minuten ein. Falls keine deutlichen Atemnebengeräusche zu vernehmen seien, solle die Frischluft und das Hochhalten und- lagern ausreichen.

Laut Eberhard gilt: Wenn die Eltern unsicher sind, ist es immer berechtigt, den Notarzt zu konsultieren oder das Kind selbst in die Kinderklinik zu bringen.

Weitere Informationen: www.Kinderaerzte-im-Netz.de