Fotos: Leinmüller Foto: Schwarzwälder Bote

Rehabilitationssport bei Parkinson und nach Schlaganfall / Kurs im Kreisgebiet einzigartig

Fit und beweglich bleiben – für Parkinsonerkrankte und Schlaganfallpatienten gestaltet sich das oft schwierig. Um die Selbstständigkeit im Alltag wiederherzustellen und so lange wie möglich zu erhalten, gibt es aber Hilfe.

Kreis Rottweil. Musik tönt aus dem Raum der einem Hindernisparcours gleicht. Überall stehen Stühle. Dazwischen bewegen sich Menschen, die Koordinationsübungen machen und dabei freundlich miteinander Kontakt aufnehmen. Wie jeden Dienstag um 14.30 Uhr trifft sich hier, in der Turnhalle in Göllsdorf, die Reha-Sport-Gruppe um Übungsleiter Thilo Wössner. Auch wenn das Alter der Teilnehmer bunt gemischt ist, teilen alle ein ähnliches Schicksal: Sie leiden an den Folgen eines Schlaganfalls, Parkinson oder anderen neurologischen Erkrankungen und haben im Alltag mit zahlreichen Beschwerden zu kämpfen. Dazu zählen beispielsweise Schwindel, Sensibilitätsstörungen, Bewegungs- und Sehstörungen, Muskelschwäche, Lähmungen sowie schwerwiegende Konzentrationsprobleme.

"Beim Sport geht es nicht nur darum, gezielt gegen diese Symptome anzutrainieren, sondern vor allem darum, Spaß zu haben und bei den Teilnehmern Freude zu erzeugen", erklärt Wössner im persönlichen Gespräch vor Ort. Der 57-Jährige ist erfahrener Übungsleiter im Gesundheits- und Fitnesssport und bietet Kurse in der ganzen Region an – im Kreis Rottweil ist dieses Angebot jedoch einzigartig. Hinter dem Projekt "Reha-Sport Neurologie" steht der Württembergische Behinderten- und Rehabilitationssportverband. Erst im Januar dieses Jahres hat Wössner die Gruppe in Göllsdorf von seiner Vorgängerin Elfriede Sauter, die sich mit 81 Jahren in den Ruhestand verabschiedete, übernommen.

"Es ist herausragend, wie motiviert die hiesige Gruppe immer dabei ist", lobt Wössner seine Schützlinge. Das sei nicht selbstverständlich, denn speziell bei der Krankheit Parkinson liege ein Mangel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn vor, erklärt er. "Das Fehlen des sogenannten Glückshormons führt dazu, dass die Betroffenen keine positive Lebensenergie mehr entwickeln können. Viele sind deshalb – verständlicherweise – am Boden zerstört", betont der Übungsleiter und ergänzt: "Die Sportstunde dient dazu auf andere Gedanken zu kommen und etwas zu erleben".

Die neugewonnene Lebensfreude durch den Kurs ist den Teilnehmern buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Im Rahmen des abwechslungsreichen Trainingsprogramms treten die Gruppenmitglieder miteinander in Kontakt, unterhalten sich freundlich und albern sogar herum. "Musik und Bewegung sind einfach die beste Medizin", ist sich Wössner sicher.

Neben der sportlichen Fitness bilden vor allem das gesellschaftliche Miteinander, die gegenseitige Unterstützung sowie der Austausch untereinander das Fundament des Kurses – das oberste Ziel: eine Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. "Alles hier Gelernte, kann man in Alltagssituationen gut gebrauchen", hebt eine Teilnehmerin hervor. So gibt es vielseitige Übungen zur Verbesserung der Körperwahrnehmung, des Gleichgewichts, der Grob- und Feinmotorik, des Herz-Kreislauf-Systems und der Selbstständigkeit im Alltag. "Außerdem werden die Teilnehmer dazu ermutigt, sich aus der sozialen Isolation zu befreien und lernen sich selbst wieder wertzuschätzen", schildert Wössner und appelliert an alle Interessierten: "Wir freuen uns jederzeit über neue Leute in unserer Gruppe – auch Angehörige von Betroffenen sind willkommen".

Weitere Informationen: TV Rottweil, Telefon 0741/9 42 58 93