Zu viel Gemüse für Rottweil? Marktbeschicker Giovanni Giangreco versteht das Gebaren der Kollegen nicht. Foto: Otto

Mit Unterschriftenliste soll weiterer Gemüsestand samstags in Rottweil verhindert werden.

Rottweil - Es scheint so idyllisch, das Marktgeschehen im Herzen Rottweils. Doch der Schein trügt: Es gibt Zoff. Die Marktsprecher wollen einen Händler aus Engen samstags nicht dabei haben. Das Ganze gipfelte nun in einem Schreiben an den Oberbürgermeister.

Darin schildern die Sprecher der Marktbeschicker ihre Bedenken bezüglich der »Neuzulassung eines weiteren Obst- und Gemüsehändlers« und haben gleich eine Unterschriftensammlung mit angehängt. Besagter Händler ist allerdings bereits seit zwölf Jahren mittwochs auf dem Markt vertreten und bemüht sich seit Jahren um einen Platz auch am Samstag. Jetzt nimmt Giovanni Giangreco verwundert zur Kenntnis, dass gegen ihn Unterschriften gesammelt wurden. »Es ist eigentlich lächerlich«, sagt er und betont, dass man noch nie gut auf ihn zu sprechen gewesen sei. »Scheinbar haben die Kollegen Angst vor Konkurrenz. Aber Konkurrenz belebt nunmal das Geschäft«, sagt er.

»Vielfalt und Qualität – kein Überangebot«

Die Marktsprecher wiederum führen in ihrem Schreiben vor allem Sorgen um die Sortimentsvielfalt an. Zu der Samstags-Neuzulassung kam es nämlich nur, weil sich ein Eier- und Geflügelhändler zum 1. Januar bei der Stadt abgemeldet hat. Einer der begehrten Marktplätze wurde also frei, und der Händler aus Engen bekam den Zuschlag. »Überflüssigerweise«, wie die Marktsprecher finden, denn es sei »zwingend« ein zweiter Geflügelhändler auf diesem Platz erforderlich. Ansonsten müsse ein »Fachbereich zum Zug kommen, der noch nicht vorhanden ist«, beispielsweise ein Fischstand, ein Stand mit Trockenobst, ein Wein- oder Gewürzhändler oder ähnliches. Damit der Wochenmarkt beliebt bleibe, brauche man »Vielfalt und Qualität – kein Überangebot«.

Für Jörg Alisch, bei der Stadt für das Ordnungsamt und das Marktwesen zuständig, ist die Sache allerdings klar: Der Engener Händler sei auf der Warteliste an erster Stelle vermerkt gewesen, weshalb er nun zum Zug komme. Man lege durchaus Wert auf ein breit gefächertes Angebot, jedoch sei auf dem Wochenmarkt die Nachfrage nach Obst und Gemüse besonders stark. Und auch der bisherige Geflügelhändler habe zur Hälfte Gemüse angeboten.

Die Händler halten dagegen, dass dies nur 20 Prozent seines Sortiments ausgemacht habe. Außerdem grenze der betreffende Platz an die Bestuhlung der Eisdiele, weshalb dort durch einen großen Gemüsestand weitere Einschränkungen zu befürchten seien. Doch ihrer Forderung nach Rücknahme der Neuzulassung für den Gemüsehändler wird die Stadt nicht nachkommen. Vielmehr werde Oberbürgermeister Ralf Broß den Händlern noch ein Schreiben zukommen lassen, in dem die Vergabe ausführlich begründet werde.

Für Giovanni Giangreco dagegen ist der Zuspruch der Kunden das beste Argument. »Das hier ist Rottweil – der Markt ist beliebt, hier gibt es nie zu viel Angebot«, sagt der Engener Händler. Dass »Stimmung« gegen ihn gemacht werde, findet er zwar traurig, er lässt sich davon aber nicht beirren. »Ich habe die Zusage der Stadt, und nach der Fastnacht fange ich samstags an.« Seine Kunden, weiß Giangreco, freuen sich darauf.