Eugen (von links), Julia und Helga Mink setzen auf Transparenz. Foto: Cools

Familie Mink äußert sich zu Ekelvorwürfen: "So etwas darf nie wieder vorkommen."

Kreis Rottweil - Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die sozialen Medien und sorgte bei vielen für Ekel und Entsetzen: das Ergebnis einer Lebensmittelkontrolle des Kreisveterinär- und -Verbraucherschutzamtes. Nun äußern sich die Inhaber der betroffenen Einrichtungen zu den Vorwürfen.

"Ja, ich habe einen Fehler gemacht", bezieht Georg Philoxenidis, Inhaber des Tex-Mex-Restaurants "La Cantina", Stellung. In den Ergebnissen der Kontrolleure war bei ihm die Rede von verdorbenen Spare-Ribs in einer Kiste mit schleimig fadenziehender Flüssigkeit und gelblich-grüner Oberfläche, die abgewaschen worden seien, um weiter verarbeitet zu werden.

Anfang des Jahres sei er im Tex-Mex-Restaurant im laufenden Betrieb aufgrund der umfassenden Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten so eingespannt gewesen, dass er seiner Kontrollpflicht als Chef kurzfristig nicht ausreichend nachgekommen sei.

"Jedoch entschuldigt das diesen Vorfall nicht", stellt der Inhaber auch klar. Aus dem Fehler vom 23. Januar habe er gelernt, dem Landratsamt sei er für das Aufzeigen dieses Missstandes sehr dankbar, nicht jedoch für die Veröffentlichung des einmaligen Vorfalls.

Er habe als Chef sofort gehandelt und dem damals verantwortlichen Koch im Januar unmittelbar fristlos gekündigt. "Das mit den Spare-Ribs ist aus meiner Sicht falsch veröffentlicht worden. Selbstverständlich wären diese nie mehr in den Umlauf gekommen", meint Philoxenidis aber auch. Man verarbeite in seinem Restaurant nur einwandfreie Lebensmittel, betont er.

Des Weiteren werde ab sofort für eine ständige Reinigung und Desinfektion aller Kühlräume und Küche, über die gesetzlichen Vorschriften hinaus, gesorgt, verspricht er.

Alle Räume, in denen Lebensmittel gelagert oder verarbeitet würden, hätten seit Januar, auch wenn nicht so vorgeschrieben, Kontrolllisten. In diesen würden die mindestens zweimal täglichen Kontrollen unterzeichnet. Diese Listen seien für alle Gäste ab sofort einsehbar. Außerdem würden alle Mitarbeiter neu eingekleidet und die Hygienestandards über das Übliche hinaus verschärft, teilt Philoxenidis mit.

Sein Fazit: "Bei jedem passieren mal Fehler. Wir haben sofort im Januar daraus gelernt und gehandelt".

Nichts zu verbergen

Auch Eugen Mink von der gleichnamigen Bäckerei in der Rottweiler Waldtorstraße möchte sich nach der Veröffentlichung der Ergebnisse nicht verkriechen, sondern setzt auf Transparenz.

In seiner Bäckerei hatte die Lebensmittelkontrollbehörde am 12. Februar unter anderem altverschmutzte und verkrustete Ausstechformen gefunden. "Dabei handelte es sich um alte Formen meines Großvaters, die in der Schublade liegen, weil wir sie gar nicht benutzen", erklärt Julia Mink, die die Bäckerei übernehmen will.

Die Ofenlüftung, erklärt ihr Vater, Inhaber Eugen Mink, derweil, sei vom Mehl staubig und kaputt gewesen. Nach der Kontrolle und der Beanstandung habe man sofort eine neue bestellt. Bei der Nachkontrolle zwei Tage später habe es daher nichts mehr zu beanstanden gegeben.

Doch dann fielen dem Kontrolleur Spuren von Mäusen auf. Zwei Tage zuvor sei davon noch keine Spur gewesen, sagt die Familie fassungslos. "Der Laden wurde sofort geschlossen, und wir haben die Schädlingsbekämpfung gerufen", erzählt Julia Mink. Keine der Backwaren sei vom Befall beeinträchtigt gewesen.

Die Schädlingsbekämpfung stellte fest, dass im mehr als 500 Jahre alten Gebäude zwei Mäuse ihr Unwesen trieben. Um künftige unerwünschte Besucher zu vermeiden, wurden Fallen aufgestellt. Vier Stunden später sei der Kontrolleur gekommen und habe alles gesäubert vorgefunden. "Jahrelang hatten wir nie Probleme, und dann so etwas", sagt Julia Mink kopfschüttelnd. Nun werde deutlich häufiger und gründlicher geputzt.

Die Kontrollergebnisse haben die Familie mitgenommen. "Der Laden ist neben unseren Lieferungen an Behörden und Schulen ein wichtiges Standbein. Ich habe mich schon einigen Kunden erklärt", sagt Eugen Mink.

Dennoch: Am Dienstag habe man bereits einen deutlichen Einbruch bei der Kundschaft gespürt. Die Ladenglocke klingelte so gut wie gar nicht mehr. "Die Leute sind verunsichert. Viele sagen uns aber auch, dass so ein Mäusebesuch jedem passieren kann." Trotzdem: Die Sorge um die Existenz bleibt.

"Es ist mir peinlich. So etwas darf nie wieder vorkommen", sagt Eugen Mink deutlich. Daher habe man nun dafür gesorgt, dass alle vier bis acht Wochen behördliche Kontrollen stattfinden – auf einer freiwilligen Basis. "Die kosten uns zwar etwas, aber wir wollen zeigen, dass wir nichts zu verbergen haben und das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen." Außerdem soll bald ein Tag der offenen Tür stattfinden, um den Kunden die Räumlichkeiten bis in die letzte Ecke zu zeigen.