Unterrichtsausfälle sorgen dafür, dass viele Klassenzimmer leer bleiben. Foto: Sommer

Kultusministerium veröffentlicht Zahlen zum Thema Unterrichtsausfall. Schulleiter nehmen Stellung.

Rottweil - Es ist Fakt, dass es im Land immer wieder zu Unterrichtsausfällen kommt – so auch in Rottweil. Genaue Zahlen liefert die Vollerhebung des Kultusministeriums. Dramatisch sind diese nicht, aber ein Grund, bei den Schulleitern vor Ort nachzufragen.

Vormittags an einem Werktag, Anruf an einer Grundschule mit dem Ziel, die Schulleiterin zu sprechen. Doch diese ist nicht erreichbar, weil sie krankgeschrieben ist. Das berichtet eine Kollegin am Telefon. Und auch wenn es Zufall ist, so passt es zu dem Thema der Anfrage: Unterrichtsausfall und Lehrermangel. Und was die Schulen unternehmen, wenn Lehrer ausfallen. Dabei wird unterschieden zwischen kurzfristigen Ausfällen wie durch Krankheit oder Fortbildung und dem strukturellen Lehrermangel im Landkreis.

Anlass sind die jüngst veröffentlichten Zahlen des Kultusministeriums. "Dann vertreten wir die Stunden, denn an der Grundschule darf kein Unterricht ausfallen", so Annette Dangel vom Schulleitungsteam der Eichendorff-Schule auf Anfrage unserer Zeitung. Doch die Personaldecke sei eng. Lehrer könnten aus einem Kontingent rekrutiert werden, um Unterrichtsausfall zu verhindern, erläutert Dangel.

Am meisten Unterricht fällt an Gymnasien aus

Die Zahlen des Kultusministeriums für den Landkreis Rottweil zeigen, dass an Grundschulen ein Prozent des Unterrichts ausfällt. Damit liegen die Grundschulen im Kreis statistisch gesehen bei der im November durchgeführten Vollerhebung nicht über dem Durchschnitt im Land. Bei Werkreal- und Hauptschule fallen im Landkreis laut Vollerhebung 1,6 Prozent aus, bei Realschulen 4,6 Prozent und bei Gemeinschaftsschulen 3 Prozent. Mit 6,1 Prozent des Unterrichts fällt der meiste Unterricht an den allgemeinbildenden Gymnasien aus. Der Durchschnitt im Land beträgt hier 4,9 Prozent.

Das kann sich Rüdiger Gulde, geschäftsführender Schulleiter des Leibniz-Gymnasiums, nicht so richtig erklären. Aus seiner Sicht seien die Gymnasien im Vergleich zu Grundschulen mit Lehrern nicht schlecht versorgt – entgegen den Zahlen. "Es geht uns noch gut", betont er. Willy Schmidt, Schulleiter der Konrad-Witz-Schule (KWS), erklärt die Zahlen damit, dass sich die Grundschulen stärker verpflichten, keinen Unterricht ausfallen zu lassen.

Grundsätzlich seien zu wenige Lehrer auf dem Markt und zu wenige wollten in ländliche Regionen ziehen. "Die Versorgung ist auf Kante genäht", so Schmidt. Für seine Gemeinschaftsschule gebe es keine mobile Reserve, also verbeamtete Lehrer, die bei Bedarf einspringen.

Eine flächendeckende Reserve gibt es nicht

Das ist bei den Gymnasien anders. "Es gibt eine mobile Reserve im Regierungspräsidium Freiburg, aber es ist unmöglich, eine flächendeckende Versorgung zu garantieren", so Gulde. Falls in einem Fach ein Lehrer ausfalle, wurde früher schriftlich Ersatz beim Regierungspräsidium beantragt. "Mittlerweile gibt es eine digitale Plattform", erläutert Gulde. In diesem Schuljahr haben vor allem Kunstlehrer gefehlt. Über die Reserve habe das Gymnasium einen Ersatz gefunden, sagt Gulde.

Schwieriger als die strukturellen Mängel zu bewältigen seien kurzfristige Ausfälle durch Krankheit. "Diese werden meistens durch Mehrleistung anderer Lehrer kompensiert", erklärt Jochen Schwarz, Schulleiter des Albert-Magnus-Gymnasiums. Es komme auch vor, dass Klassen zusammengelegt werden – "wenn die zulässige Gesamtgröße nicht überschritten wird", so Schwarz. Auch bei der zitierten aktuellen Vollerhebung falle auf, "dass mehr als die Hälfte der Abwesenheiten krankheitsbedingt war", erläutert Kultusministerin Susanne Eisenmann.

Das ist auch an der KWS so. Wenn Lehrer durch Krankheiten ausfallen, werden auch sogenannte Nichterfüller eingesetzt, also pädagogische Fachkräfte ohne Lehrerausbildung, die an der Schule eingelernt werden. "Das ist aber nicht die Lösung", so Schmidt. Auch auf pensionierte Lehrkräfte werde zurückgegriffen. Die kurzfristigen Krankheitsausfälle führen zu Mehrarbeit.

Dass Teilzeitkollegen aufstocken müssen oder Übestunden aufgebaut werden, sollte die Ausnahme sein, sagt Rüdiger Gulde (Leibniz-Gymnasium). "Der Lehrermarkt ist auch bei Gymnasien leergefegt", so der Schulleiter. Langfristig gehe es nur gut, wenn wieder mehr junge Menschen sich zur Lehrkraft ausbilden lassen. "Das Ende der Fahnenstange ist irgendwann erreicht", sagt er.

Was in Rottweil günstig sei, ist die Konstellation mit drei Gymnasien. Wenn eine Schule einen Mangel zum Beispiel an Sportlehrern habe, könne ein anderes Gymnasium kurzfristig aushelfen, wenn es einen Lehrer übrig hat. Auch mit den beruflichen Schulen werde kooperiert.

Was passiert aber bei Vertretungen? "Wenn möglich, wird der ausfallende Unterricht ersetzt", erklärt Gulde. Das sei aber vor allem bei kurzfristigen Ausfällen schwierig. "In den Schränken gibt es aber Aufgabenpools für Bereitschaftslehrer", so Gulde. "Originalunterricht sei dennoch besser", sagt er.