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Grenzkontrollen und Aussetzung des Schengen-Abkommens: IHK warnt vor Staus, Bürokratie und Lagerhaltungsproblemen.

Schwarzwald-Baar-Heuberg - Grenzkontrollen und Aussetzung des Schengen-Abkommens: IHK warnt vor Staus, Bürokratie und Lagerhaltungsproblemen.

 "Just in time" heißt der Logistikbegriff in der modernen Wirtschaftswelt. Zu Deutsch etwa: genau rechtzeitig. Genau rechtzeitig, um es zu verarbeiten, muss jedes Teil in der Fabrik sein.

"Die vernetzte regionale Wirtschaft ist oft auf Teile aus Dutzenden Ländern angewiesen", sagt Thomas Albiez, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heu berg. Die IHK-Region Schwarz-wald-Baar-Heuberg mit einer Exportquote von rund 50 Prozent und mit mehr als 2500 Ex- und Importunternehmen und deren Dienstleistern ist in hohem Maße international vernetzt.

Alle diese Unternehmen haben eine sehr ausgeklügelte Logistik. "Schärfere Grenzkontrollen sind eine schwere Belastung für die regionale Wirtschaft. Nicht nur Spediteure bekommen demnach erheblich Schwierigkeiten durch zeitraubende Staus, sondern auch deren Industrie- und Handelskunden. Auf die Unternehmen kommt zusätzliche Bürokratie und eine deutlich teurere Lagerhaltung zu", mahnt Thomas Albiez an. Noch schwieriger werde es, wenn das Schengen-Abkommen ausgesetzt würde. "Das Schengen-Abkommen, das eine ungehinderte Mobilität garantiert, ist in Europa ein hohes Gut und ein wichtiges, wachstumsförderndes Element des EU-Binnenmarktes. Dieses Abkommen auszusetzen wäre nicht nur ein Schlag gegen Europa, sondern ein Verlust für uns alle", zeigt sich Thomas Albiez überzeugt.

Vor allem Branchen, die kaum noch Vorprodukte auf Lager halten, seien betroffen, wenn die Teile, die sie weiterverarbeiten wollen, nicht rechtzeitig ankommen. Dazu zähle zum Beispiel die Automobilindustrie. Einzelne Stimmen aus der Politik verweisen zwar darauf, dass verstärkte Kontrollen ohne Beeinträchtigung des Warenverkehrs möglich seien. Doch die Praxis beispielsweise im französischen Calais im Warenverkehr mit England zeige bereits, dass einige Lieferungen verspätet bei Unternehmen in Großbritannien ankommen und dadurch dort die Produktion teilweise stillsteht.

Es stelle sich die Frage wer für einen solchen Produktionsausfall haftet. "Speditionen müssen bei höherer Gewalt für verspätete Lieferungen nicht haften", sagt Jan Unverhau, IHK-Geschäftsbereichsleiter für Recht, Steuern und International. Dennoch müssten die Logistikunternehmen künftig solche Verspätungen einplanen, ebenso die Produzenten. Man rechne durchaus mit juristischen Auseinandersetzungen. Weitere Probleme seien die Lenk- und Ruhezeiten der Lastwagenfahrer. Auch sie würden sich wegen der unvorhersehbaren Wartezeiten an Grenzen nicht planen lassen. "Unsere arbeitsteilig organisierte Wertschöpfungskette ist auf einen unbeeinträchtigten Warenverkehr angewiesen", appelliert Thomas Albiez an die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung. "Höhere Kosten drohen dann am Ende auch Kunden und Verbrauchern."