Auch die Rinder fallen in Sebastians Zuständigkeitsbereich auf dem Harzwaldhof. Foto: Schönfelder

Sebastian King vom Harzwaldhof trägt mit 22 Jahren große Verantwortung. Sein Traumberuf.

Kreis Rottweil - Sebastian King steht auf, wenn die Hühner buchstäblich noch schlafen. Er ist bei Wind und Wetter im "Außendienst", kennt sich mit Rindern aus, pflügt die Äcker, kümmert sich um die Wiesen und fährt im Winterdienst.

Kreis Rottweil - Die Arbeit ist anstrengend, und doch ist es sein Traumberuf - Landwirt. Der Tag des 22-Jährigen auf dem Harzwaldhof in Mariazell ist durchgetaktet, die Arbeit beginnt früh, und sie geht nie aus. Da kann man einen Acht-Stunden-Tag getrost vergessen.

Der junge Mann, der so viel Ruhe ausstrahlt und den nichts zu erschüttern scheint, trägt die Verantwortung für wichtige Teile des Betriebs. Ein Familienbetrieb, wie man ihn sich vorstellt. Sein Vater Christian kümmert sich um Hühner und Eier, aber auch um die Buchführung. Mutter Marlene backt nachts Brot oder stellt Nudeln her. Außerdem ist sie Organisatorin und Managerin im Hintergrund. Sebastian ist draußen, kümmert sich um 70 Hektar Acker und Grünland, und er fährt den Winterdienst in Flözlingen und Horgen. Oder er ist bei den Rindern. Marlene King schmunzelt: "Wir arbeiten halt rund um die Uhr."

Sie verkaufen, was sie produzieren

Sebastians Bruder ist Metzger und wird sich ebenfalls in den Betrieb einbringen, und auch die Schwester hilft nach Feierabend mit. Aber all das reicht nicht. 22 Mitarbeiter zählt der Betrieb, davon drei in Vollzeit.

Sogar einen Mechaniker, der sich in der eigenen Werkstatt um die Maschinen kümmert.

Die Kings verkaufen das, was sie produzieren, im eigenen Hofladen oder auf den Märkten der Region.

Und bei all dem sollen sich auch die Tiere wohlfühlen. Der Hühnerstall hat große Fenster mit Maschendraht und einen regelrechten "Wintergarten". Viel Licht und Luft für die Vögel also. Die Zahl der Rinder ist dagegen überschaubar, es sind gerade so viele, um die Nachfrage der Kunden zu decken. Die Familie hält mehrere Rassen. Jede einzelne ist im wahren Wortsinn "Geschmackssache". Dafür legen die Kunden, im Vergleich zur Discounterware, einiges drauf. Die Rinder leben auf Stroh (Sebastian King: "Kostenintensiv und arbeitsaufwendig"). Alles fürs Tierwohl, das für die Verbraucher immer mehr zu einem Argument für und gegen einen Anbieter wird.

Unsicherheit bei Landwirten ist groß

Sebastian King trägt die alleinige Verantwortung für seinen Bereich, trifft Entscheidungen. "Oft bekomme ich gar nicht mit, wenn er was bestellt. Da hat er freie Hand", so Vater Christian. Da müsse man ihm nicht reinschwätzen. Klar, die großen Dinge werden oft am Frühstückstisch besprochen, wenn die erste Arbeitsrunde des Tages, so gegen 9 Uhr, durch ist.

Sebastian King hat den Beruf des Landwirts von der Pike gelernt. Auf ein Jahr Vollzeit in der Berufsschule folgte im zweiten und dritten Ausbildungsjahr der Einsatz in landwirtschaftlichen Betrieben. Seine Berufswahl war logisch, jedoch nicht zwingend. Aber: "Wenn man damit aufwächst, will man nichts anderes." Der Beruf sei eben "brutal vielseitig". Und der Umgang mit Tieren sei kein Beruf, sondern ein "Way of Life", ergänzt Manfred Haas, Vorsitzender des Kreisbauernverbands. Und doch wollen immer weniger den Beruf ergreifen.

Bei den Kings hat jeder seinen Bereich auf dem Hof, aber wenn einer krank wird, muss ein anderer diesen auch noch übernehmen. "Dann heißt es Gas geben", so Christian King. Und Sebastian nimmt’s unaufgeregt: "Dann geht’s erst mal nicht auf den Acker, sondern dann fahr’ ich beispielsweise Brot."

Wird er den Hof später übernehmen? Die Frage lässt seinen Vater, Mitte Vierzig, auflachen. Bis dahin ist es noch einige Zeit hin.

Dennoch ist die Unsicherheit unter den Landwirten groß. In welche Richtung wird sich die Landwirtschaft entwickeln, was ist die richtige Investition? So mancher hat schon aufs falsche Pferd gesetzt und verloren. Die Kings fühlen sich mit ihrem Betrieb richtig aufgestellt. Und die Nachfolge ist ja im Grunde bereits geregelt.