Musik für jeden Geschmack bietet "Jazz in Town" auch in diesem Jahr. Foto: Schnekenburger

Mit Stimmung und Musik gegen trübes Wetter: 2700 Nachtschwärmer zeigen dem Regen die kalte Schulter.

Rottweil - Nach vier denkbar verschiedenen Konzertabenden in der Alten Stallhalle ist das Jazzfest spätestens am Samstag auch bei jenen angekommen, die den Fokus auf den zweiten des Titels legen: Aus der Innenstadt wird in der Nacht zum Mai eine Musik-Party-Meile.

Ja, es geht nicht anders. Das Wetter muss hinein in diesen Beitrag. Zum einen, weil es seit Jahren pünktlich zu "Jazz in Town" regnet. Auch, weil manch einer – und nicht nur aus dem Organisationsteam – seit Wochenbeginn regelmäßig die Wettervorhersage bemühte, um seine Dispositionen für das Großereignis treffen zu können. Zum anderen aber, weil in diesem Jahr der Regen nicht nur pünktlich, sondern besonders stark und nachhaltig mitmischte.

Verdächtig gut hatte das Wetter noch ausgesehen, als die Jugendkapelle der Rottweiler Stadtkapelle auf der Bühne vor dem Alten Rathaus loslegte. Und als es so ein bisschen tröpfelte, hoffte Clemens Berger, mit einer kurzen Pause würde die Sache erledigt sein. Doch Minuten später musste der musikalische Leiter auch unters Dach, und wer es nicht irgendwie unter Schirme, Planen oder Dachvorsprünge geschafft hatte, war in nullkommanix klatschnass. Dazu wurde es kalt. Die Musiker der Bigband Balingen spielten dennoch und trotz dürftiger Besucherkulisse in feinem leichten Stoff bis in die Nacht hinein. Allein das verdient Respekt. Von der Musik ganz abgesehen...

Diese Zeit nutzten allerdings manche Jazz-in-Town-Gänger, um noch einmal ganz woanders hinzugehen, sich quasi noch einmal trockenzulegen und aufzuwärmen und damit fit für den Musikmarathon zu machen. Oder sollte man doch "Kneipenmarathon" sagen? Im Angebot waren immerhin gut 30 Lokalitäten, natürlich nicht nur "Kneipen", sondern auch Restaurants und Institutionen wie Dominikanermuseum, Zimmertheater oder Forum Kunst, alle mit Live-Musik bespielt und mitunter sogar kurzfristig umbesetzt, wenn es Unpässlichkeiten gab. Ach ja, und über Vielfalt braucht man auch nicht zu diskutieren: Die ist seit jeher Programm beim Jazzfest und natürlich auch bei "Jazz in Town", dem Fest im Festival. Dass dabei nicht nur aus Instrumenten und Lautsprechern kommt, was einer strengen Auslegung von "Jazz" entspricht, ist klar. Dann könnte man nämlich wieder einen Jazzabend im Stall unter Beteiligung der betreffenden Wirte machen. Platz genug wäre sicher auch.

Für die rund 2700 zahlenden Besucher wäre diese Lösung freilich eine Nummer zu klein. Ja, so viele Bändel verkaufte das Jazzfest für diesen Regenabend. Das ist zwar alles andere als rekordverdächtig, doch ein gutes Ergebnis, wie auch Simon Busch, Vorsitzender des Jazzfestvereins, findet, der freilich auch den "fast schon traditionellen Regen" beklagt, nachdem das Wetter am Samstag lange nach Sonnenschein ausgesehen habe. Egal. "Dennoch war die Stimmung super, und alle Locations, die ich besuchen konnte, waren voll", sagt Busch. Und, dass ihm kein Zwischenfall mit Polizeieinsatz oder Rettungswagen zu Ohren gekommen seien.

Ach ja, und dass das Publikum zwar nicht ganz so "mobil" wie in den Vorjahren, angesichts des Wetters aber doch erstaunlich viel auf Achse zwischen den verschiedenen Lokalen war, um auch musikalisch in verschiedene Welten einzutauchen – oder einfach nur nach Verabredung mit Bekannten Party bei Live-Musik zu machen –, konnte man auch beobachten. Denn Jazz in Town ist nicht zuletzt ein Fixtermin für Kommunikation von Fachsimpelei bis Tratsch, ein Treffpunkt mit besonderer Stimmung. Und spätestens jetzt spielt das Wetter keine Rolle mehr. Saxofonist Volker Basler erzählt in der Etage 2, dass er gerade ein Kanu habe vorbeischwimmen sehen, im "Cappuccino" dreht "Milkouse" noch mal richtig auf, im Kapuziner ist Wachwechsel, die Beleuchtung am Friedrichsplatz funktioniert inzwischen zuversichtlich – und sie spiegelt sich in einer geschlossenen Wasserdecke.