Erst im Bockshof, dann im Neckartal: Probebohrungen für die Hängebrücke. Foto: Nädele

Auch im Neckartal wird getestet. Winfried Hecht fragt im Rathaus nach und erfährt nichts.

Rottweil - Seit Donnerstag ist der Trupp der Firma GeoKern vom Bockshof weiter gezogen und treibt nun im Neckartal den Bohrer fürs geologische Gutachten zur Hängebrücke in die Tiefe. Sichtbares Zeichen, dass es vorangeht. Doch überm Bockshof schweben noch Gewitterwolken.

Es ist gar nicht so sehr das "massive Hämmern und Dröhnen" durch die Probebohrungen, das Anwohner des Bockhofs auch am Tag nach dem Arbeitseinsatz der Firma GeoKern GbR noch umtreibt. Die Suche nach dem Einstiegspunkt zur geplanten Hängebrücke sei den Anliegern um die Mittagszeit natürlich nicht entgangen, schreibt Winfried Hecht in einem Leserbrief auf den Artikel "Probebohrungen auf dem Bockshof" in der Donnerstag-Ausgabe des Schwarzwälder Boten.

"Überrascht hat dann, dass innerhalb des Bockshofs – nicht etwa außerhalb der Stadtmauer im Nägelesgraben – auf halber Strecke sechs Meter tief zwischen dem Pulverturm und der Treppe hinauf zum Dominikanermuseum gebohrt wurde", macht Hecht im Schreiben seine Verwunderung deutlich.

Als Mitautor des Bandes "Rottweil" des amtlichen "Archäologischen Stadtkatasters Baden-Württemberg" habe er sich erinnert, dass der Bockshof oder Alte Gottesacker nicht nur im Kartenteil dieses Werks und mit mehreren Fundstellen als "Interessenbereich der Archäologischen Denkmalpflege" ausgewiesen sei. Der frühere Stadtarchivar wandte sich deshalb gleich am Mittwochnachmittag gegen 15.30 Uhr an Bürgermeister Christian Ruf.

Am Tag darauf gibt das Rathaus entschlossener Auskunft

"In einem ausgesprochenen sachlich-freundlichen Gespräch erfuhr ich, dass von laufenden Probebohrungen im Bockshof oder einer einschlägigen denkmalrechtlichen Genehmigung nichts bekannt sei", heißt es in Hechts Brief weiter. Man sei übereingekommen, "ich solle mal bei der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Rottweil nachfragen". Auch dort erfuhr Winfried Hecht nichts weiteres zur aktuellen Probebohrung im Bockshof. "Da solle ich mich bitteschön ans Regierungspräsidium wenden, hieß es."

Anschließend traf Hecht einen Rottweiler Stadtrat. Der habe ihm gleichfalls sinngemäß erklärt, ihm sei nicht bekannt, dass nicht im Nägelesgraben, sondern im Bockshof im Zusammenhang mit der geplanten Hängebrücke gebohrt werde. Zudem: "Die in der Zeitung wiedergegebene Äußerung des Pressesprechers der Stadt Rottweil erweckt den Eindruck, dass auch er zur aktuellen Bohrung höchstens Annäherndes wusste", schließt Hecht aus der Lektüre des Artikels.

"Sicher hat sich Projektleiter Roland Haag demnach die Bohrung im Bockshof bei der archäologischen Fachbehörde genehmigen lassen", schließt der Bockshof-Anlieger sein Schreiben mit einer Vermutung: "Die Genehmigung konnte dort vermutlich wegen Arbeitsüberlastung noch nicht nach Rottweil abgeschickt werden, ist unterwegs vielleicht verloren gegangen oder bei der Stadt Rottweil an der falschen Adresse angekommen."

Nun denn. Auf Anfrage des Schwarzwälder Boten ist am Donnerstagnachmittag, einen Tag später, dann ein bisschen mehr zu erfahren und stellt sich die Stadtverwaltung etwas entschlossener dar.

Lothar Huber, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, äußert auf Anfrage: Die Bohrungen zur Baugrunderkundung im Bereich der Brückenwiderlage und -pfeiler seien im Planer-Jour-fixe mit allen Beteiligten abgestimmt, hierüber wurde der UBV informiert (wir berichteten). Huber teilt auch mit, dass die hierfür erforderliche Genehmigung vom beauftragten Gutachter beim Landratsamt vorab eingeholt worden sei. Die Verwaltung sei über die Durchführung dieser Maßnahme informiert gewesen, allerdings nicht über die festgelegte Reihenfolge, das heißt, welcher Bohrpunkt wann erkundet werde.

Unabhängig davon, ob und wie geschickt man mit Informationen über solche nicht zu übersehenden und überhörenden Vorarbeiten umgehen kann, ist die Botschaft für viele diese: Es geht voran.