Ein Aufzug führt an der Rückseite des Hochturms nach oben auf die Baustelle. Foto: Nädele

Was zu erhalten ist, wird erhalten. Gutachten für Mauerwerk steht noch aus. Dachrinnen erhalten Heizung.

Rottweil - Die schönsten Baustellen Rottweils befinden sich in luftiger Höhe. Mit 54 Metern kann der Hochturm zwar nicht mit dem Aufzugtestturm von Thyssen-Krupp Elevator mithalten. Aber auch die Baustelle auf dem ältesten Gebäude der Innenstadt hat was.

Zur Treppe im Innern des Hochturms gibt es derzeit, zumindest für die Restauratoren, eine bequeme Alternative: An der Westseite des Gebäudes fährt der Baustellenaufzug nach oben, vorbei an den Buckelquadern der Fassade bis auf 37 Meter Höhe. Dort oben sitzt die "Problemzone" des Hochturms: Der hat sich zwar mit seinem fast 800 Jahren gut gehalten, aber dennoch gibt es in der "gute Stube" einiges zu tun. Die Renovierung des Aufbaus hat im Oktober begonnen.

Was zu erhalten ist, wird erhalten

"Hier hat der Sachverständige relativ starke Schäden festgestellt am Tragwerk", erklärt Architekt Elmar Heinemann vom Büro Supper/Heinemann in Gammertingen. Die Untersuchung war im Jahr 2013. Die Schäden im Gebälk sind typisch für alte Häuser: Die Mauerlatten sind angegriffen. Diese dicken, quer verlaufenden Holzbalken sollen die Last von oben eigentlich auffangen.

Sind sie kaputt, dann drückt das Gewicht aufs Mauerwerk. Genau das war im Hochturm der Fall. Auch die Pfosten sind teils marode. "Nach der Begutachtung kommt das Denkmalamt ins Spiel", erklärt Heinemann. Dann laute das Motto "Erhalt vor Erneuerung". Was das im Fall das Hochturms bedeutet, ist in der Turmstube gut zu sehen. Dort haben die Mitarbeiter der Firma Holzbau Ott (Gammertingen) bereits viele kaputte Balkenstücke ersetzt. Aber eben nur Stücke: Denn was vom ursprünglichen Holz zu erhalten war, blieb erhalten. Verbunden werden die alten und neuen Balken mit Eichendübeln – einer "historischen Verbindung", wie Heinemann erklärt.

Zwei bis drei Restauratoren, wie der Architekt die Männer auf der Baustelle nennt, sind auf engem Raum im Einsatz. "Spannend war das Anfangen", erzählt Thomas Lohner von der Firma Ott. Denn sobald er und seine Kollegen ein Stück Balken entfernen, müssen sie die Last anders abtragen – über Flaschenzüge oder mit Stützen. Auch im Fachwerk werden Pfosten ersetzt, und zwar mit Nadelhölzern. Anschließend werden die Gefache ausgemauert.

Dachrinnen erhalten eine Heizung

Anfang der 1960er-Jahre wurde der Hochturm schon einmal saniert. Damals war man weniger zimperlich: In den Turmaufbau wurde kurzerhand eine Tür eingebaut, und statt das Fachwerk zu erneuern, wurde betoniert. Dieses Mal wird behutsamer vorgegangen. Außerdem erhält der Hochturm sogar eine Dachrinnenheizung: Damit sich an den Rinnen keine riesigen Eiszapfen bilden, die dann womöglich in die Tiefe stürzen und großen Schaden anrichten können. In drei bis vier Wochen sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, sagt Elmar Heinemann.

250 000 Euro sind laut Patrick Broghammer von der Stadtbau Rottweil, Abteilung Gebäudewirtschaft, im Haushalt für die Sanierung eingestellt. "Wir liegen unter diesen Kosten." Allerdings ist noch nicht klar, ob das alte Gebäude damit tatsächlich wieder auf Vordermann gebracht ist. Denn ein Sachverständiger hat sich auch das Mauerwerk angeschaut. Und dieses Gutachten liegt noch nicht vor.