Ganz unterschiedlich wirkte sich die Hitzeperiode in der Landwirtschaft des Kreisgebiets aus: Der Flözlinger Manfred Haas (links) hat wenig negative Auswirkungen zu spüren bekommen, während der Schenkenzeller Eugen Haberer (rechts) an vielen Fronten zu kämpfen hat, wie sich Gerhard Aden (Zweiter von links) und Otmar Riedmüller sagen lassen konnten. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder Bote

In der Landwirtschaft in den vergangenen Monaten ganz unterschiedliche Szenarien. Manche sind schwer gebeutelt.

Kreis Rottweil - Sehr trocken und sehr heiß: Diese Witterung plagte das Land in den zurückliegenden Monaten sehr. Vor allem im westlichen Kreisgebiet, nicht zuletzt im Bereich Kinzigtal, zeigen sich wegen ausgetrockneter und ausgemergelter Böden prekäre Situationen.

Das Bild 40 Kilometer weiter östlich im Bereich Rottweil/Zimmern, insbesondere im Eschachtal, wurde auch während der ganz heißen Zeit überwiegend von grünen Wiesen und Feldern geprägt.

Kreisbauernchef Manfred Haas, der mit seinem Gehöft im Eschachtal von fatalen Hitzewirkungen verschont geblieben ist, weiß um die Nöte von Berufskollegen im westlichen Kreisgebiet nur zu gut. Da dürfte den Obmann aus Flözlingen wegen seines Wetterglücks manchmal fast das schlechte Gewissen plagen.

Haas’ kleine Wetterstation wartet für die Monate Juni, Juli und August mit erstaunlichen Niederschlagsmessungen auf. 115 Liter im Juni, 112 im Juli und 98 im August – pro Quadratmeter, versteht sich – sind ein Wort, das deutlich macht, dass in diesem Landstrich ordentlich "Sprit" für den Pflanzenwuchs vorhanden war, ganz im Gegensatz zu den ausgedörrten Böden im Kinzigtal.

Der Schenkenzeller Landwirt Eugen Haberer sieht sich sogar in vielfacher Hinsicht gebeutelt. Ausgemergelte rissige Flächen machten bis vor kurzem einen zweiten Grasschnitt unmöglich, als dann die Witterung umschlug und Petrus auch bezüglich des westlichen Kreisgebiets feucht-fröhlicher gestimmt war und Gräslein plötzlich sprießten, schlug Haberer wegen der Wildsauenplage die Hände über dem Kopf zusammen. Die Schwarzkittel wurden von dem nun wieder leichter durchwühlbaren Wiesengrund so angelockt, dass auch aus diesem Bruchteil der im Sommer erhofften Futterernte, die eigentlich dringend notwendig wäre für den Erhalt der Milchviehwirtschaft in den Wintermonaten, nichts wurde. Im Gegenteil: Bereits zehn Tonnen Heu habe er verfüttern müssen, weil die Weiden nicht nur nichts für den Winter übrig ließen, sondern auch jetzt schon nicht ausgereicht hätten für das liebe Vieh.

Ein Schlag ins Kontor ist für den Schenkenzeller zudem die Sorge um sein wirtschaftliches Standbein Wald. Die große Hitze brachte gerade auch im Kinzigtal massive Borkenkäferaktivitäten. Für Haberer und seine Berufsgenossen begann beim Holzen ein Wettlauf mit der gefrässigen Käferbrut, um Befall und Ausbreitung in möglichst engen Grenzen zu halten.

Die große Bandbreite an bäuerlichen Befindlichkeiten beim Thema Sommerhitze ist auch Kreisjägermeister Otmar Riedmüller keineswegs fremd. Die Jägerschaft pflege eigentlich ein sehr gutes Verhältnis mit der Landwirtschaft. Dies bestätigt auch Haberer, wenngleich er angesichts der Schwarzkittel-Belagerung auf seinem Areal gerne von dem einen oder anderen Abschuss mehr hören würde.

Zusammengekommen zu einer Bestandsaufnahme ist die Runde auf Anregung des Landtagsabgeordneten Gerhard Aden. Der FDP-Mann macht sich vor Ort gerne kundig zu Themen, zu denen auch in Berlin und Stuttgart viel palavert wird. Dass es beim Gespräch an der Basis ruhiger und solider zur Sache geht, weiß der Rottweiler Abgeordnete sehr zu schätzen.

Dass wegen der Dürre Agrarsubventionen auch in den Kreis Rottweil fließen, scheint sicher zu sein. Allerdings sei die Zahl der möglichen Leistungsempfänger an einer Hand abzuzählen, gibt Haas auf Adens Nachfrage zur Antwort. Mindestens 30 Prozent an Ertragseinbußen gegenüber dem Vorjahr müssten – monetär gerechnet – im Antrag nachgewiesen werden.

Auch mittels einer Futterbörse sollen Notlagen entschärft werden

Haas-Kollege Haberer könnte einer derjenigen sein, dem angesichts der Wetter-Widrigkeiten ein staatliches Zubrot zuerkannt wird. Ein Lichtblick ist für den Kinzigtäler im Moment die beim Kreisbauernverband eingerichtete Futterbörse. Dadurch sei ihm der Ertrag von zwei ordentlich dastehenden Wiesengrundstücken in Rottweil und Bösingen in Aussicht gestellt worden. Den Plan B – die Beendigung der Viehhaltung – zu dem sich zwei Betreiber von Mastbetrieben aus seiner Gegend angesichts der Nöte durch Hitze und Dürre gezwungen gesehen hätten, wolle er bei seiner Milchviehhaltung trotz aller derzeitigen Widrigkeiten tunlichst vermeiden, gibt sich Haberer kämpferisch. Natürlich auch in der Erwartung, dass Wetterglück wie beim Kollegen Haas beim nächsten Mal auch ihm und seiner Landwirtschaft zupass kommt.

Viele Subventionsmittel werden vermutlich in den Osten und Norden der Republik fließen. Einiges wohl auch in Richtung Oberrhein und Tübingen/Rottenburg, "wo viele Felder richtig braun daniederliegen", wird am Wohnzimmertisch des Bauernobmanns konstatiert.

Wie vehement die durch Dürre und Hitze ausgelösten Verwerfungen im Agrarbereich deutschlandweit Wirkung zeigen, vermittelt auch der Blick auf viele Notschlachtungen von Rindern im Norden und Osten der Republik aufgrund des Futtermangels. Durch die Fleischschwemme sei der Preis fürs Rindfleisch auch im Südwesten eklatant gesunken, von 3,50 auf 2,50 Euro fürs Kilo, sagt Haas. Immerhin könne beim Milchpreis angesichts zurückgehender Mengen wegen des abnehmenden Tierbestands eine gegenläufige Entwicklung erwartet werden.

Aden hat viele Fragen mitgebracht. Der Hausherr setzt die mit vielen kleineren bäuerlichen Betrieben strukturierte Schwarzwaldlandschaft in Bezug zu den vor allem in Ost und Nord etablierten Agrarfabriken. Die Vorschriftenflut in Deutschland müsse vor allem auf Großbetriebe gemünzt gesehen werden, für kleinere Einheiten seien diese hingegen sehr belastend. Stichworte wie Anseilverbot bei der Rindviehhaltung oder neue Kastrationsrichtlininien bei der Schweinezucht stoßen dem Obmann auf. Da werde das bäuerliche Schaffen im Familenbetrieb in unangemessener Weise eingeschränkt, poltert Haas.

Ob das wärmere Klima für neuen Pflanzenanbau sorge, will Aden auch wissen. Manfred Haas verweist auf Entwicklungen zu verstärktem Hirseanbau. Diesbezüglich könne man sich sicher noch weiteres vorstellen in Richtung exotischer Gewächse. Bis allerdings Bananen wachsen würden, dauere es noch eine Weile, flachst der Flözlinger.

Verbrannte Erde: Dann tritt auch noch die Wildsau dem Bauer gegen das Schienbein

Dass der trocken-heiße Sommer landauf, landab einen fulminanten Früchtesegen gebracht hat, wird wohl allgemein positiv auf der Medaille des Sommers 2018 zu Buche schlagen, auch wenn die Preise fürs Obst teilweise stark in den Keller rasselten.

Der Jäger am Tisch hakt sich beim Thema Maisanbau wieder ein. Maisfelder seien nicht nur Appetithappen für die Wildscheine, sondern auch ein Eldorado für deren Versteckspiel. Sauschlau und sehr fortpflanzungsfähig seien diese Tiere unterwegs, trotz stolzer Abschussbilanzen tue man sich erheblich schwer, die Populationen einzudämmen. Dies, obwohl der Maisanbau im Kreis Rottweil längst keine überbordenden Ausmaße annimmt. In der Jagdsaison 2017/18 seien im Kreisgebiet zwischen Mai und März 1700 Stück Schwarzwild erlegt worden. Froh ist Riedmüller, dass unter Minister Peter Hauk das Jagdgesetz wieder moderater gefasst wurde. Beim waidmännischen Tun müsse die Verantwortlichkeit des Jägers im Vordergrund stehen dürfen, akademische, von den Anforderungen der Realität völlig abgehobene Diskussionen erzeugten nur Verdruss bei einer Jägerschaft, die von Haus aus mit großer Leidenschaft eine Jägerei zusammen mit viel Hege und Pflege betreibe.

Wild und Hitze seien im Übrigen kein Problemthema. Das Refugium Wald biete den Tieren genug Raum und Möglichkeiten, in angenehm temperierter Weise über die Runden zu kommen, wenn im gleißenden Feld der Halm verdorrt.