Da ging’s noch: Plastiken von Erich Hauser, Jürgen Knubben und Armin Göhringer stehen auf Rottweiler Kreisverkehren. Jetzt aber sind die Regeln plötzlich strenger. Foto: Otto

Heimburger-Kreisel: Aufprallschutz müsste her. Knifflige Mission. Stadt schaltet Gutachter ein.

Rottweil - Das wird knifflig: Auf den neuen Heimburger-Kreisel soll ein Kunstwerk kommen, doch die zuständige Landesbehörde sieht das kritisch. Zu gefährlich für die Autofahrer. Jetzt soll ein Gutachter klären, ob vielleicht doch was möglich ist. Immerhin: Bauten mit einem Durchmesser von sieben Zentimetern wären erlaubt.

Ob sich allerdings ein Kunstwerk finden lässt, dass mit diesem geringen Platzbedarf auskommt, darf bezweifelt werden. Dennoch, der Wille, den westlichen Stadteingang mit Kunst auf dem Kreisverkehr zu gestalten, ist da (wir berichteten). Oberbürgermeister Ralf Broß informierte jetzt den Bauausschuss in nichtöffentlicher Sitzung über das Thema und erhielt Rückendeckung: Auch der Ausschuss will ausloten, ob es trotz der unzähligen Behördenvorschriften nicht doch eine Möglichkeit gibt, das Projekt zu realisieren.

Nicht zuletzt deshalb, weil laut Broß ein Unternehmer bereitsteht, der der Stadt ein Kunstwerk schenken will. Voraussetzung: Es muss auf dem Heimburger-Kreisel stehen. Und: Es soll ein bewegliches Kunstwerk sein, weshalb ein Künstler "aus Baden-Württemberg mit überregionalem Renommee" schon im Gespräch ist. "Auf Betreiben des Unternehmers hin", betont OB Broß. Entschieden sei bei der Auswahl des Werkes aber noch nichts. Erst müsse die technisch-bauliche Seite geklärt werden.

Da fragt man sich zunächst: Wo liegt das Problem? Schließlich steht auch schon auf dem Hegneberg-Kreisel ein Kunstwerk (Knubben), auf dem Kreisverkehr beim Landratsamt (Hauser), auf dem Rondell gleich dahinter an der Kreuzung zur Heerstraße (Göhringer). Alles Werke, die ohne Probleme aufgestellt werden konnten. Doch das war einmal.

"Es gibt da einen dogmatischen Wechsel"

Beim Land – das für die Genehmigung zuständig ist und dem außerdem das Kreisel-Innere an der L 423 gehört – würden die geltenden Regelungen inzwischen strenger ausgelegt, als das noch vor Jahren der Fall war, berichtet Broß. Seit dem neuen Erlass von 2011 für die "Anlage von Kreisverkehren außerhalb geschlossener Ortschaften" scheine auch die Bereitschaft geschwunden zu sein, innerorts Kunstwerke zu genehmigen – aus Sicherheitsgründen.

"Es gibt da einen dogmatischen Wechsel", bedauert Broß. Und das stoße auch bei ihm auf Unverständnis. Lediglich Aufbauten mit sieben Zentimetern Durchmessern – das entspricht dem Pfosten eines Verkehrsschildes – seien erlaubt. Für alle bestehenden Kunstwerke gelte Bestandsschutz.

Beim neuen Heimburger-Kreisel will man nun aber die Flinte nicht so schnell ins Korn werfen. In einem sogenannten "Audit" soll ein Gutachter die Sachlage beleuchten. Unter anderem soll geprüft werden, ob es Möglichkeiten gibt, die einen eventuellen Aufprall mindern könnten. Geschwindigkeitsreduzierung, Vorflächen mit Bremswirkung, Aufprallschutz – all das wird in diesem Zusammenhang genannt. Da kommt schnell das Bild einer Rennstrecke mit Kiesbett auf. Soweit aber soll es dann wohl – bei aller Liebe zur Kunst – doch nicht kommen.

Und dann ist da ja noch die Frage des Kunstwerks an sich: Künstler hat Rottweil schließlich viele. Tobias Kammerer beispielsweise hat sich schon, wie an dieser Stelle berichtet, ins Gespräch gebracht. Broß übt sich hier allerdings in Zurückhaltung. Aus den Reihen des Bauausschusses sei ein Wettbewerb vorgeschlagen worden. Der OB will das nicht ausschließen, sieht aber das Angebot des "Kunstmäzens" als eines, das man nicht ausschlagen sollte. Und der habe eben auch seine Wünsche.

Und wie intensiv soll der "Kampf" um die Kunst auf dem Kreisverkehr werden? In Neufra, wir erinnern uns, kam es wegen der Schwartenbrettertiere zu monatelangem Aufruhr. Für Broß ist klar: Kommt der Gutachter zu dem Ergebnis, dass auf dem Heimburger-Kreisel nichts zu machen ist, wird man das akzeptieren müssen. Dann gelte nur noch zu klären, ob der Kreisel weiterhin mit Blumen geschmückt oder lieber eine pflegeleichte Grünfläche werden soll. Die Kunst könnte dann zur Not auch außerhalb des Kreisverkehrs präsentiert werden. So wie in direkter Nachbarschaft oben an der Hausener Straße. Josef Büchelers Werk hat es auch nicht ins Rund geschafft und steht jetzt an der Kreuzung im Grün – die lieben Behörden eben.