So könnte sie aussehen, die Rottweiler Hängebrücke. Grafik: kts innovations

Aller Aufregung zum Trotz: Günter Eberhardt will Projekt in zwei Abschnitten umsetzen.

Rottweil - Zu den Aufregungen rund um die Hängebrücke äußern sich nun Oberbürgermeister Ralf Broß und Investor Günter Eberhardt. Broß hält an Investor Eberhardt fest, dieser wiederum will nach wie vor die Brücke bauen. Er will nicht nur den ersten, sondern auch den zweiten Abschnitt realisieren.

Oberbürgermeister Ralf Broß hat auf Anfrage unserer Zeitung bekräftigt, an Günter Eberhardt als Investor für die Hängebrücke festzuhalten. "Er war, ist und bleibt unser Investor." Optimal wäre es, die Brücke würde bis zum Schafwasen geführt. Er wisse, dass dies zurzeit nicht möglich ist, "damit habe ich kein Problem". Der OB sagt aber auch, er habe die Interessen der Stadt zu vertreten.

Und wenn in dieser Situation ein anderer Investor wie Joachim Glatthaar auf die Stadt zukomme und äußere, er könne den zweiten Bauabschnitt sofort realisieren, da er sich mit den Grundstückseigentümern einig sei, dann werde er mit diesem Investor auch reden. Ein erstes Gespräch von Mitarbeitern des Fachbereichs 4, Bauen und Stadtentwicklung, mit dem Unternehmer aus Waldmössingen habe Ende August stattgefunden, er selbst habe sich Ende September das erste und einzige Mal mit Glatthaar unterhalten. OB Broß sagt gegenüber dem Schwarzwälder Boten: "Ich sehe Herrn Glatthaar nicht als Alternative, sondern wenn, dann sei das nur im Konsens mit allen Beteiligten denkbar". Broß fügt hinzu, dass Glatthaar ebenso geäußert habe, auch die gesamte Brücke bauen zu können. "Das zeigt uns, wie reizvoll das Projekt ist."

Was den OB umtreibt, ist der zeitliche Faktor. Er verweist darauf, dass es gerade in sei, Hängebrücken zu bauen. Er wisse von Kommunen, die ähnliche Pläne verfolgten. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht überholt werden." Dass Günter Eberhardt auch in Bad Wildbad eine Hängebrücke baue, sei nicht das Problem. Er sei darüber vorab informiert gewesen. Aber ihm, so Broß, sei wichtig, dass Rottweil mit derselben Priorität vorangetrieben werde.

Mitte November steht weiteres Treffen an

Mitte November werde es ein weiteres Treffen mit Investor Eberhardt geben. Wichtig sei, im Bebauungsplanverfahren den nächsten Schritt machen zu können, das sei die frühzeitige Beteiligung der Behörden.

Brückenbauer Günter Eberhardt versichert im Gespräch mit unserer Zeitung, an dem Projekt festzuhalten. "Wir haben einen klaren Auftrag durch den Bürgerentscheid und wir wollen und werden die Brücke bauen." Eberhardt verweist darauf, mit allen Planungen und Gutachten im Zeitplan zu sein. Damit es nun zügig gehe, werde der erste Bauabschnitt zügig realisiert. "Wir werden aber auch den zweiten Bauabschnitt umsetzen, ganz klar", so Eberhardt.

Indes hat Jens Jäger, Stadtrat in Rottweil, gegenüber Oberbürgermeister Ralf Broß schriftlich den Antrag gestellt, eine Dialoggruppe zum Projekt Hängebrücke zu bilden und einzuberufen. Zur Begründung schreibt Jäger: "Die ersten guten Schritte zum Projekt bis hin zu einem positiven Bürgerentscheid scheinen derzeit getrübt zu sein! Die im Raum stehenden, und von den Medien kommunizierten, Irritationen zwischen Stadtverwaltung und Investor stellen derzeit keine gute Voraussetzung dar, um dieses für Rottweil wichtige Projekt, voranzutreiben und zeitnah umzusetzen. Eher sehe ich, dass dieses Projekt gefährdet ist. Um hier in den weiteren Verhandlungen konstruktiv und lösungsorientiert zu agieren, sollte diese Dialoggruppe ›alle‹ beteiligten Seiten beinhalten. Offene vertrauensbildende und würdigende Kommunikation sollte hier zentral sein."

Jäger schlägt folgende Zusammensetzung für die Runde vor: Stadtverwaltung, vorrangiger Investor (Bauherr und Planer), das wäre dann Günter Eberhardt, möglicher weiterer Investor, das wäre, wie wir exklusiv berichteten, der Waldmössinger Unternehmer Joachim Glatthaar, Grundstückseigentümer (also Benedikt Becker und Kurt Schellenberg) sowie Vertreter aus dem Gemeinderat.

Auch Hubert Nowack, Fraktionssprecher Bündnis90/DIE GRÜNEN äußert sich: "Wir Stadträte sind auf die Zuschauerränge verbannt und können nur den Kopf schütteln, weil ratlos ob der verworrenen Situation. Es gilt nun seitens der Verwaltung schnellstmöglich Klarheit zu schaffen und die vorhandenen Informationen an den Gemeinderat weiter zu geben."

Investor fehlen noch zwei Grundstücke

Die Stadt Rottweil verfolgt das Ziel, die historische Innenstadt direkt mit dem Berner Feld über eine Fußgänger-Hängebrücke zu verbinden. Günter Eberhardt ist unser Investor und Projektträger, der sich bereiterklärt hat, diese Verbindung herzustellen.

Da der Investor über Grundstücke von zwei privaten Eigentümern im Bereich des Schafwasens derzeit nicht verfügt, sieht seine aktuelle Planung eine 600 Meter lange Brücke von der historischen Innenstadt bis zu einem Felsen auf der anderen Neckarseite oberhalb des Steinbruchs vor. Eine Verbindung bis zum Berner Feld müsste dann über einen Fußweg erfolgen, der vom Brückenkopf kommend einen weiteren Taleinschnitt umgeht und dadurch die direkte Brückenverbindung auf den letzten 300 Metern ersetzt. Diese Lösung würde grundsätzlich funktionieren.

Ein weiterer Investor, Joachim Glatthaar, hat nun signalisiert, sich mit den Besitzern der fehlenden Grundstücke geeinigt zu haben und so den zweiten Brückenschlag zum Berner Feld – in Ergänzung zum Projekt von Herrn Eberhard – realisieren zu können. Wir begrüßen das Engagement von Herrn Glatthaar, denn dies ist für uns eine Chance, das Ziel einer direkten Verbindung Stadt – Berner Feld zeitnah zu erreichen. Daher war es für uns richtig, mit Herrn Glatthaar ins Gespräch zu gehen und Möglichkeiten einer Umsetzung auszuloten. Im Interesse der Stadt und ihrer Bürger ist es unsere Aufgabe, alle Chancen zu nutzen, eine bestmögliche Lösung zu erreichen. Die Gespräche erfolgen ergebnisoffen, setzen jedoch einen Konsens aller Beteiligten voraus. Wir wollen keinesfalls den gemeinsamen Projekterfolg mit Herrn Eberhardt gefährden.