Schauspieler Norman Nowotko fesselt die Schüler mit seinem eindrucksvollen Spiel. Foto: Mobile Spiele Foto: Schwarzwälder-Bote

EHG: Schüler tauchen in Büchners Welt ein

Rottweil. Das Klassenzimmertheater "Mobile Spiele" gastierte in der Erich-Hauser-Gewerbeschule und zeigte eine gespielte Textcollage aus Werken Georg Büchners. Bei einer zweiten Vorstellung waren auch Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums zu Gast.

"Ich glaub’, wenn wir in Himmel kämen, so müssten wir donnern helfen." Mit diesem Satz bringt Büchners Figur Woyzeck seine Verzweiflung auf den Punkt. Als mittelloser Soldat ohne sonstige Ausbildung wird er von allen ausgenutzt und wie ein Hund behandelt. In der Inszenierung "Büchner – die Welt – ein Riß" des Klassenzimmertheaters "Mobile Spiele" aus Karlsruhe trägt er deshalb eine Hundeleine. Andere Figuren Büchners werden auf einfache Weise mit Masken, mit einer Pappkrone oder anderen kleinen Details gekennzeichnet.

In der von Norman Nowotko hervorragend gespielten Textcollage begegnet der Zuschauer dem König Popo aus dem Lande Pipi ("Leonce und Lena"), Danton und Robespierre ("Dantons Tod"), Woyzeck aus dem gleichnamigen Drama, dem jungen, halb wahnsinnigen Dichter Lenz aus der gleichnamigen Novelle Büchners. Zu hören ist außerdem Büchners Stimme in seiner Flugschrift "Der hessische Landbote" und in seinen Briefen an seine Eltern und seine Verlobte. Immer geht es um die arme menschliche Kreatur, ausgebeutet von Mächtigeren, überfordert, hilflos, fern von Gott und unendlich einsam.

Die Textcollage stellte hohe Anforderungen an das Schülerpublikum, zumal bis auf "Dantons Tod", das in diesem Schuljahr zum letzten Mal Pflichtlektüre im Abitur ist, die Werke nicht im Unterricht behandelt wurden. Aber das einfühlsame und abwechslungsreiche Spiel von Nowotko ermöglichte es dennoch, die dargestellten Gedanken und Gefühle mitzuvollziehen.

Man spürte die Aufmerksamkeit im Raum und das größte Lob für die Inszenierung und die schauspielerische Leistung war die lange Stille nach der Aufführung, bis die Schüler sich trauten, zu klatschen. Das Ganze fand im Klassenzimmer statt, das mit einfachsten Mitteln umgestaltet wurde und so eine sehr intime Begegnung ermöglichte.