Sakon blickt auf sein fertiges Graffito mit Schriftzug. Foto: Maier

Die Suche nach dem perfekten Style: Sakon und Dede malen regelmäßig Graffiti in der Königsberger Straße,

Rottweil - Bis zu zehn Sprayer umfasst die Rottweiler Graffiti-Szene. Sie trifft sich jede Woche vor allem in der Königsberger Straße in Rottweil. Fast immer dabei sind Sakon und Dede. Ihr Ziel: der vollendete Stil. Aber wie erreichen sie ihn?

Samstagnachmittag, Königsberger Straße, die Sonne scheint: Dennis alias Sakon und Kim alias Dede sitzen entspannt auf dem Gehweg. Sie betrachten ihre Graffiti an der Wand gegenüber. Die sind mitten im Entstehen. "Heute sprüht jeder von uns nur ein Werk", sagen die beiden. Dabei geht es ihnen vor allem darum, ihren Stil zu verbessern.

Sakon und Dede malen fast jede Woche an der Wand in der Königsberger Straße vor der Firma ddm hopt + schuler. Die ist Teil eines Gebäudes, das dem Unternehmen gehört. "Den jungen Menschen die Wand für Graffiti bereitzustellen, sehen wir als soziales Engagement der Firma an. Deshalb können sie gerne darauf malen", sagt Claudia Müller von ddm hopt + schuler. Die Firma wolle den jungen Menschen eine Plattform für diese Art der modernen Kunst bieten, erklärt sie.

Sakon und Dede ist es wichtig, nur auf Flächen zu sprühen, wo es auch erlaubt sei. Dafür würden sie zwar in der Sprayer-Szene teilweise belächelt, doch das sei ihnen egal. "Deshalb ist die Wand in der Königsberger Straße sehr wichtig für uns", sagen sie. Aber immer auf die gleiche Wand zu malen, sei "wie jeden Tag Spaghetti essen". Sie würden gerne auch mal in alten Industriegebäuden und an verlassenen Orten sprayen.

Sakon und Dede kommen über Freunde in die Sprayer-Szene. Im Internet und durch Magazine informieren sie sich über Graffiti. "Ich bin schon seit etwa fünf bis sechs Jahren dabei", sagt Ersterer. Der 20-Jährige kommt aus Niedereschach. Sein Kollege ist 25, stammt aus Tuttlingen und malt bereits seit etwa acht Jahren. Mit jedem Werk wollen sie ihre Technik verbessern. "Wir suchen den perfekten Style." Ihr Austausch über die einzelnen Werke und die Vorgehensweise helfe dabei. Zudem perfektionieren sie ihre Technik immer weiter, meinen sie.

Die beiden nehmen für ihr Hobby einiges auf sich: die Anfahrt nach Rottweil, die monatlichen Ausgaben von 150 bis 200 Euro. Ein Bild könne schon mal 60 bis 80 Euro kosten. Gelegentlich erhalten sie auch honorierte Aufträge von Freunden und Bekannten.

Dann gehen sie wieder an die Arbeit. "Ich male fast immer mein Pseudonym", sagt Dede. Die Wand hat er zunächst mit weißer Farbe gestrichen. Anschließend hat er die Formen vorgezogen und ausgefüllt. Nun malt er die äußeren Linien. Das Zischen des Sprüh-Lacks ist kaum zu hören. Schüttelt Dede aber die Spraydose, ist die Kugel in ihr um so lauter. "Anschließend gebe ich den einzelnen Formen noch einen besonderen Schein", erklärt er.

Auch Sakon bevorzugt wie Dede "Styles", das heißt Schriftzüge. "Heute male ich nur was Schnelles", erklärt er. In verschiedenen Grüntönen sprüht auch er sein Pseudonym an die Wand. Am Ende malt er in roter Schrift "Sakon 2014" darunter. Zudem schickt er – ebenfalls in Rot –Grüße an die Kollegen von der Rottweiler "BTS-Crew" ("back to street"), wie er sagt. Die Arbeit der beiden bleibt nicht ohne Spuren. Ihre Schuhe und Hosen sind mit verschiedenen Farben verschmiert.

So wie die einzelnen Sprayer ständig ihren Stil weiterentwickeln wollen, gibt es auch in der Szene einen Wettbewerb. "Wer meint, er kann es besser, der übermalt einfach ein Bild an der Wand", erklären sie. Heute ist das bei ihnen der Fall. Doch an die Fläche ganz vorne an der Wand in Richtung Heerstraße trauen sie sich noch nicht heran. Ihr Style sei dafür noch nicht gut genug, meinen sie.

Irgendwann werden sich die beiden auch mal an diese Stelle wagen. Ihren Stil entwickeln sie ja von Woche zu Woche ständig weiter.