Foto: Otto

Wiedereröffnung nach Umbau am 1. August. Ausstellung mitten in der Stadt.

Rottweil - Dass das Parkhaus nach seinem mehrmonatigen Umbau einen neuen Asphaltbelag hat, wird wohl nicht jedem gleich auffallen: Die Wände aber, die stechen garantiert ins Auge. Das Parkhaus wird bunt! Internationale Graffiti-Künstler gestalten die Flächen und schaffen so eine dauerhafte, ganz besondere Ausstellung mitten in Rottweil.

Während ein Handwerker auf dem Boden die Markierungen aufbringt, ist an der Wand ein Mann mit Spraydose am Werk: "Nase96" aus Hamburg gestaltet als erster von mehreren Graffiti-Künstlern eine Fläche im Innern des Parkhauses (Bild oben). Weitere werden folgen.

Gute Kontakte in der Szene

Initiiert wurde die Aktion von Michael Grimm, der bei einem Besuch in Stuttgart in einem Parkhaus bei der Staatsgalerie von einer ähnlichen Aktion inspiriert wurde. Dort hatten Schüler die Wände gestaltet. "Das war dann ursprünglich auch meine Idee für Rottweil, aber dann wollten wir das Ganze doch professioneller aufziehen". Grimm nahm Kontakt mit Robert Hak auf, der nicht nur Vorsitzender des im Parkhaus beheimateten Rollbrett-Vereins ist, sondern auch über die richtigen Kontakte in die Szene verfügt. Ihm gelang es, namhafte Graffiti-Sprüher, oder "Graffiti-Writer", wie es richtig heißt, für das Projekt in Rottweil zu begeistern.

Neben "Nase96" aus Hamburg kommen weitere Sprüher aus ganz Deutschland, Street-Artist Philipp Jordan aus Holland, der voraussichtlich seine charakteristischen Teddys an den Parkhauswänden hinterlassen wird, sowie ein Künstler aus der Schweiz.

Graffitis sollen Freude machen

"Das sind vorwiegend Profis, die ihr Geld damit verdienen", sagt Robert Hak, der das Ganze kuratiert und neben Nases Kunstwerk als Gastgeber bereits einen Gruß an der Wand verewigt hat. Er und Michael Grimm machen die Umsetzung und Finanzierung des Projekts erst möglich.

Voraussetzung war außerdem das Ja von Julia Rothamer, Geschäftsführerin der Betreiberfirma Procurator, bei der Grimm von Anfang an auf offene Ohren stieß. Sie zeigte sich am Dienstag bei einer Vor-Ort-Besprechung begeistert vom ersten Kunstwerk. "Wichtig war uns, dass Kunst umgesetzt wird, die Freude macht. Die Graffitis sollen keine politischen Aussagen haben oder polarisieren." Diesem Wunsch wird natürlich Rechnung getragen.

Die "normalen" Arbeiten liegen im Zeitplan

Die Frage, wie viele Wände auf den Decks des Parkhauses denn nun bunt werden sollen, kann Robert Hak leicht beantworten. "Die Idee ist schon, hier alles zuzumalen." Die Arbeit der Künstler werde in einer Videodokumentation begleitet. Und Michael Grimm liegt daran, das fertige Ergebnis dann auch in entsprechendem Rahmen zu präsentieren. Am passenden Termin und den Einzelheiten wird noch getüftelt.

Derweil liegen die "normalen" Arbeiten im Parkhaus, die seit Anfang Mai laufen, in den letzten Zügen. Julia Rothamer und Parkhausverwalter Walter Brodbeck haben am Dienstag das erste Parkdeck abgenommen. Hier wurde der Asphaltbelag komplett ausgetauscht. "Der Eröffnungstermin am 1. August steht", versichert die Procurator-Geschäftsführerin. "Das Meiste wird dann fertig sein", ergänzt Brodbeck, denn die Betonsanierungsarbeiten in der oberen Decks erweisen sich doch als etwas umfangreicher als gedacht.

Wer übrigens Sorge hat, dass die Graffiti-Kunst im öffentlich zugänglichen Parkhaus von weniger professionellen Sprühern zunichte gemacht wird, den kann Robert Hak beruhigen: "Da gibt es schon einen Ehrenkodex. Man geht nicht über ein Bild, das besser ist, als die eigenen Fähigkeiten." Seine Profis, die in Rottweil am Werk sind, sind nicht so leicht zu übertreffen. Nach der Parkhaus-Wiedereröffnung am 1. August kann sich jeder selbst ein Bild machen. Und Michael Grimm hat schon die nächste Idee: Er hat Rottweiler Schulen angeschrieben und angeregt, die Werke in den Kunst-Unterricht miteinzubeziehen.