Schlachthausstraße 1 (links) und 2 (rechts) sollen keinesfalls abgerissen werden, meint der Geschichtsverein. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Antrag: Geschichts- und Altertumsverein setzt sich für Erhalt zweier Gebäude in der Schlachthausstraße ein

Der Geschichts- und Altertumsverein Rottweil zeigt Flagge und verabschiedet einen Antrag, der die Gebäude Schlachthausstraße 1 und 2 betrifft. Er setzt sich für ihren Erhalt und für eine Prüfung der Denkmaleignung ein.

Rottweil (apf). Bei der Jahresversammlung des altehrwürdigen Vereins gehört es mittlerweile zur Tradition, deutliche Worte Richtung Stadtverwaltung zu richten. Vor-sitzender Markus Schellhorn macht dieses Jahr keine Ausnahme. Die Stadt mit Oberbürgermeister Ralf Broß an der Spitze ist zwar nicht anwesend, erfährt aber, dass sie sich der Verantwortung im Alltag stellen und sich nicht nur mit Zukunftsvisionen beschäftigen solle.

Plakativ äußert sich Jürgen Mehl, Gemeinderat, in gewisser Weise Vertreter des Vereins im Sanierungsbeirat der Stadt und vor allem sachkundiger Bürger. Er zeigt eine Papiertonne gegen Ende seines Vortrags, der sich um die Planungen dreht, die die Innenstadt betreffen. Die Rottweiler Innenstadt, die seit etwa 40 Jahre Ensembleschutz genießt und dies in einer entsprechenden Satzung verabschiedet hat. Die sogenannte Gestaltungssatzung.

Soll also diese Satzung in einer Papiertonne verschwinden? Sie scheint immer mehr zu einer Umgestaltungssatzung zu verkommen, lautet die Botschaft. Einer Botschaft, der die mehr als 30 Anwesende nicht widersprechen. Zu viele Ärgernisse wurden in jüngerer Vergangenheit schon beklagt.

Das Projekt Friedrichsplatz 16 mit geplanter Tiefgarage für fünf Autos auf der Grünfläche und einem Aufzug im rückwärtigen Bereich ist nur eines. Grünflächen sind zu erhalten, erinnert Winfried Hecht. Dann die Visionen einer autofreien Innenstadt im Rahmen der Bemühungen zur Landesgartenschau 2028. Wie passe dies zusammen mit einer geplanten Tiefgarage in der Innenstadt? Winfried Hecht wird deutlich: "Der Gemeinderat entscheidet gegen seine eigene Satzung."

Die Gebäude Schlachthausstraße 1 und 2 sind das nächste Sorgenkind. Ihnen droht der Abriss. Obwohl sie innerhalb des historischen Stadtkerns liegen. Zu sehen auf einer Flurkarte von 1837. Ehemalige Zehntscheuer (Nummer 1) und ehemaliges Gefängnis (Nummer 2). Deshalb besagter Antrag von Hans-Peter Faißt. Es geht um die Gesamtstruktur der Stadt, erklärt Markus Schellhorn, nicht nur immer um einzelne Gebäude.

Gemeinderat Herbert Sauter positioniert sich deutlich gegen eine Abstimmung der Mitgliederversammlung, erhält jedoch lediglich zwei Stimmen für seinen Antrag. Winfried Hecht spricht als Vorbilder für Rottweil die Innenstädte von Tübingen und Freiburg an. Gegen einen Abbruch beider Gebäude – Ausnahme: der Anbau, die Garagen für die Feuerwehrautos – und für die Prüfung, ob sie denkmalgeeignet seien, votieren fast alle Anwesenden. Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung.

Nebeneffekt: Bei Übergabe des Antrags besteht für den Vorsitzenden die Gelegenheit, mit den Stadtoberen ins Gespräch zu kommen. Vielleicht auch darüber, dass es für eine Stadt wie Rottweil erstaunlich sei, dass das Archiv nur noch an zwei Tagen in der Woche geöffnet habe. Statt an fünf, wie unlängst noch.