Das Signum Quartett widmet sich im ersten Konzert der Sommersprossen den volksliedhaften Liedkompositionen Franz Schuberts. Foto: © Irène Zandel Foto: Schwarzwälder Bote

Sommersprossen: Festival wartet mit neuer Intendanz und neuem Spielort auf / Das Volkslied als Sehnsuchtsort

Das Signum Quartett und Quadro Nuevo eröffnen das Musikfestival "Sommersprossen". Dabei werden Volkslieder in der Kathedrale der Pulverfabrik neu interpretiert und Franz Schubert trifft auf moderne Komponisten der Twitter-Community

Rottweil. Die ersten beiden Konzerte der "Sommersprossen" warten mit einem neuen Konzertort, neuer Intendanz und einem mit Spannung zu erwartenden Zusammenspiel zweier völlig unterschiedlicher Musikensembles auf.

Florian Donderer, seit diesem Jahr Intendant des Festivals, widmet den ersten Teil des Festivals Franz Schubert, dem herausragenden Vertreter der frühen Romantik schlechthin.

Die musikwissenschaftliche Forschung ist sich darin einig, dass der bedeutendste Beitrag Schuberts zur europäischen Musikgeschichte in seinem Lied-Schaffen besteht, und so greift das Signum Quartett am Dienstag, 2. Juli, volksliedhafte Liedkompositionen Schuberts auf, die Bratschist Xandi von Dijk in eine Quartettfassung gebracht hat. Die Singstimme hat er vorwiegend in der ersten Geige angesiedelt, den Klavierpart auf die drei anderen Stimmen übertragen.

Donderer erläutert, so entstehe eine reizvolle Essenz der Musik Schuberts, ohne dass das Wort wahrnehmbar wird.

Bei Quadro Nuevo erscheint das Volkslied nicht als missbraucht und verkitscht, sondern als ein musikalisch-poetischer Sehnsuchtsort. Was scheinbar schwer zusammengeht, wird in der Bearbeitung zu einer musikalischen Entdeckungsreise, die völlig neue Blickwinkel auf scheinbar altbekannte Lieder eröffnet. Wer hätte gedacht, dass "Am Brunnen vor dem Tore" oder "Sah ein Knab’ ein Röslein stehn" in einem Arrangement für Saxofon, Akkordeon, Harfe und Kontrabass so belebend klingen kann? Mit Leichtigkeit und leidenschaftlicher Spielfreude, Energie und rhythmischer Finesse beweist Quadro Nuevo, dass diese Klangmischung nicht nur hörbar, sondern absolut mitreißend ist.

Die Pulverfabrik bietet den Musikern dabei ganz außergewöhnliche Möglichkeiten, die verschiedenen Ebenen laden dazu ein, den Raum aus den unterschiedlichsten Richtungen zu bespielen.

Mini-Werke mit nicht mehr als 280 Noten

Ob Schubert sich an dem Aufruf des Signum-Quartetts beteiligt hätte, unter dem Hashtag #quartweets Mini-Werke für Streichquartette von nicht mehr als 280 Noten zu posten, ist Spekulation. Da Kommunikation in Zeiten des Smartphones zum Großteil in den sozialen Medien stattfindet, hat das Quartett sich hier ein Forum in und über Musik geschaffen. Von den Einsendungen der Komponisten gibt es am Mittwoch, 3. Juli, im Kapuziner Sonnensaal eine Auswahl zu hören. Schuberts Medium, sein liebstes Kommunikationsmittel war in jedem Fall die Musik. Einer seiner Lehrer schrieb einst, er habe sie "von dem lieben Gott gelernt". Das Signum Quartett spielt am zweiten Konzertabend Schuberts Quartett Nr. 6, D-Dur und das Streichquartett Nr. 14, d-moll mit dem Beinamen "Der Tod und das Mädchen".

Schubert ist trotz prekärer Lebensumstände mit diesem Quartett ein kompositorisches Meisterwerk gelungen. Der fast dauernd angespannte Ton und die gebündelte Energie mögen in direktem Bezug zu seiner Krise zu sehen sein, er wusste schon von seiner todbringenden Krankheit. Das Quartett Nr. 6, D-Dur, im Alter von nur 16 Jahren geschrieben, nimmt mit schroffen Einwürfen und harmonischen Wendungen vorweg, was Schuberts großes Experimentierfeld werden sollte.

Das Signum Quartett setzt in der internationalen Quartettszene mit seinen mitreißenden lebendigen Interpretationen ein Zeichen und hat sich als eines der profiliertesten Ensembles seiner Generation etabliert. "Spielend, als ob sie einen Atem teilten, zeigt die Gruppe, wie vier wirklich zu einem werden können, während sie das Publikum verzaubern" beschreibt Heather Kurzbauer das Spiel des Quartetts. Quadro Nuevo wird im Bereich Jazz und Weltmusik angesiedelt und spielt auf internationalen Bühnen und Festivals. Ihre Konzerte gewinnen durch einen sehr eigenen, charmanten Witz, dem ihr Publikum schnell erliegt.

Weitere Informationen: www.sommersprossen-rottweil.de www.trio-k.de

 Eintrittskarten kosten für Konzert 1 am Dienstag, 2. Juli, im Vorverkauf 26 Euro und an der Abendkasse 29 Euro und für Konzert 2 am Mittwoch, 3. Juli, im Kapuziner Sonnensaal im Vorverkauf 22 Euro und an der Abendkasse 25 Euro. Schüler, Studenten und Auszubildende erhalten 50 Prozent Ermäßigung, der Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist zu allen Konzerten frei, es wird jedoch ein Ticket benötigt.  Karten sind erhältlich bei der Tourist-Information Rottweil, Telefon 0741/49 42 80, und der Volksbank Rottweil, Telefon 0741/47 41 29, sowie bei allen Vorverkaufsstellen in der Region.