Forstamtsleiter Frank Kapahnke (rechts) und der Deißlinger Förster Thomas Zihsler erwarten in diesem Jahr einen besonders starken Schwärmflug des Borkenkäfers. Foto: Merk

Ausschwärmen der Tiere steht unmittelbar bevor. Waldbesitzer müssen Vorkehrungen treffen.

Kreis Rottweil - Waldbesitzer sollten dringend die "Überwinterungsbäume" von ihren Flächen entfernen – dazu raten Forstamtsleiter Frank Kapahnke und der Deißlinger Förster Thomas Zihsler. Grund: Der Schwärmflug des Borkenkäfers beginnt in Kürze.

"Ab jetzt kann es eigentlich jeden Tag soweit sein", sagt Frank Kapahnke: "Jedenfalls sobald das Wetter ein bisschen besser wird." Er spricht vom Schwärmflug des Borkenkäfers, der jährlich etwa von Mitte April bis Ende Mai stattfindet. Und in diesem Jahr kann der Schwärmflug laut dem Forstamtsleiter besonders heftig sein: Weil der vergangene Sommer besonders heiß und trocken war, konnten sich die kleinen Tiere unter den Rinden von Fichtenbäumen besonders gut entwickeln.

Beim Ortstermin im Deißlinger Wald finden sich an zahlreichen Bäumen Spuren der Käfer. Ein Beispiel dafür, wie es in den Wäldern ringsum aussieht. "Durch das Wetter ist der ganze Kreis, nein sogar ganz Mitteleuropa betroffen", so Kapahnke.

Wegen der Sturmereignisse im vergangenen Jahr und dem Schneedruck in den höheren Lagen im Januar, ist auch noch viel Fallholz entstanden: "Ein hervorragendes Brutmaterial für den Borkenkäfer", warnt der Forstamtsleiter. Deshalb sei es wichtig, dieses Holz schnellstmöglich aus dem Wald zu entfernen. "Die Larven sitzen unter den Rinden und fressen sich da durch. Nach cirka sechs bis acht Wochen haben sie sich dort vollständig entwickelt und sind bereit zum Schwärmflug. Wenn es warm genug und trocken ist, geht er los und die Borkenkäfer befallen neue Bäume, um sich zu paaren und ihre Eier unter den Rinden abzulegen. Dann geht das Ganze von vorne los", erklärt Kapahnke ausführlich. Deshalb sollten Waldbesitzer die befallenen Bäume mindestens 500 Meter von den anderen Fichten entfernen, dann seien diese vor den Borkenkäfern geschützt.

Doch wie erkennt man, welche Bäume von den kleinen Tieren befallen sind? "Da gibt es unterschiedliche Anzeichen: Wenn braunes Bohrmehl auf oder unter der Rinde ist oder sich Spinnweben am Stammfuß bilden, ist der Baum beispielsweise befallen", so Kapahnke. "Aber auch kahle Baumkronen, vergilbte Nadeln und Harzfluss am Baum, vor allem am Kronenansatz, sind Anzeichen eines Borkenkäfer-Befalls", ergänzt Förster Thomas Zihsler.

Zur Vermeidung von größeren Schäden sollten die Waldbesitzer ab sofort ihre Waldbestände kontrollieren, "am besten wöchentlich", so Zihsler. "Es ist nämlich so, dass mit jeder Käfergeneration das Gefahrenpotenzial für die Fichten steigt", warnt Kapahnke: "Wenn aus einer Fichte nach Abschluss der ersten Generation 20 Käfer ausfliegen und 20 Fichten befallen, können nach der nächsten Generation 400 Fichten und nach der Dritten bereits 8000 befallen werden", rechnet der Forstamtsleiter hoch.

Ob die Massenvermehrung des Käfers sich jedoch so fortsetzt, hänge stark von den Temperaturen in den kommenden Wochen ab.

Beim Befall eines Baumes hilft nur eins: "Fällen und wie gesagt mindestens 500 Meter raus aus dem Wald", so Zihsler. "Aber auch das Gipfelmaterial muss entfernt werden", ergänzt Kapahnke. "Wenn befallenes Stammholz aus irgendwelchen Gründen nicht aus dem Wald entfernt werden kann, hilft auch eine Schutzspritzung", empfiehlt der Forstamtsleiter, "auch wenn wir davon nicht begeistert sind", wie er betont. Durch die hohe Schadholzmenge im Land seien Sägewerke kaum noch aufnahmebereit für zusätzliche Holzmengen, erzählt Kapahnke: "Wir empfehlen den Waldbesitzern, das dann einfach selbst zu verwerten."