Gäubahn: S 21 ist ein Bremsklotz /

Kreis Rottweil. Bei der Beschreibung dessen, wie es um die Gäubahn, die wichtige Nord-Süd-Schienenverbindung im Land, steht, ist fast jeder Satz ein Treffer. Jürgen Guse, der Vorsitzende des Regionalverbands, etwa sagt in der Sitzung des Verwaltungs-, Wirtschafts- und Verkehrsausschusses (VWVA) am Freitag in Oberndorf, dass sich bei der Gäubahn einiges getan habe. "Sie bleibt aber ein Dauerthema und wir müssen weitere Verbesserungen erreichen." Bei Regionalrat Bernd Richter (ÖDP) hört sich das etwas anders an. Er meint, es sei eine Katastrophe, was mit der Gäubahn in Bezug auf das S-21-Projekt passiere.

Für eine (un-)gewisse Zeit wird die Gäubahn am Regionalbahnhof Vaihingen enden. Passagiere, die nach Stuttgart fahren wollen, müssen dann in die S-Bahn umsteigen. "Die Strecke wird für drei Jahre lahmgelegt und wir nehmen das einfach so hin?", fragt er in die Runde. Er befürchtet sinkende Fahrgastzahlen. Was die Deutsche Bahn mache, sei eine Unverschämtheit, wettert er.

In der Tat liegen beide Sichtweisen nicht völlig fehl. Der Ausbau der Gäubahn ist – im Vergleich von vor zwei Jahrzehnten – vorwärtsgekommen, zumindest planerisch. Das erläutert Verbandsdirektor Marcel Herzberg. Seit April etwa liegt der Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt Horb bis Neckarhausen vor, in dem aktuellen Bundesverkehrswegeplan wurde der zweigleisige Ausbau in den vordringlichen Bedarf hochgestuft, zu Beginn des Jahres legten sich die Projektpartner auf die Anbindung der Gäubahn an einen noch zu bauenden unterirdischen Flughafenbahnhof fest.

Für die Gäubahn sind insgesamt drei Doppelspurabschnitte sowie weitere Beschleunigungsmaßnahmen (Linienverbesserungen, Beseitigung von Bogenweichen) vorgesehen. Voraussetzung indes ist der Einsatz der Neigetechnik. Und gerade diese lehnen Deutsche Bahn und die Schweizer Partner ab.

Auch für dieses Problem könnte es eine Lösung geben. Demnach habe die Landesregierung angeboten, Zugmaterial mit Neigetechnik über die landeseigene Verkehrsgesellschaft selbst anzuschaffen.

Die Methode, dass das Land einspringt, um Verbesserungen auf der Schiene zu erreichen, gibt es bereits auf der Gäubahn. So gilt von Stuttgart bis Singen das Nahverkehrs- und Baden-Württemberg-Ticket. Die Preisdifferenz zum Regionalticket zahlt das Land dem Betreiber, also der Deutschen Bahn.

Die CDU-Landtagsfraktion setze sich mit Nachdruck ein, das Gesamtprojekt zu beschleunigen, betont Regionalrat und Landtagsabgeordneter Karl Rombach.

Dabei hatte die Bahn am Freitag ein ganz anderes Problem. Mindestens zwei Zugverbindungen auf der Relation sind wegen technischer Defekte an der Lok ausgefallen.