Wolfgang Ambros geht im Kraftwerk seinen Songs auf den Grund. Foto: Schnekenburger

730 Besucher feiern am Mittwoch mit Liedermacher Abend mit vielen Facetten. Zum dritten Mal beim Ferienzauber.

Rottweil - Der Empfang könnte besser kaum sein: Im Kolossaal sitzt ein erwartungsvolles Publikum und freut sich auf einen Abend mit Wolfgang Ambros. Wieder einmal. Bereits zum dritten Mal beim Ferienzauber. Er mag es kaum glauben, dass der letzte Aufritt im Kraftwerk schon elf Jahre her ist, aber "Man hat mir ein Bild gezeigt vom Veranstalter und mir. Da waren wir beide noch jünger." Da ahnen die rund 730 Besucher, dass es ein durchaus ernster, gleichzeitig aber auch lustiger Abend werden wird, der da gerade mit "Verwahrlost aber frei" beginnt, und an dem Ambros mit seiner Trio-Besetzung den eigenen Liedern auf den Grund geht.

Er wird tatsächlich beides: ernst und lustig. Ein bisschen hat das mit der Selbstironie zu tun, die Ambros gerne ausspielt, ohne sie allzu sehr zu strapazieren. Da kann man gerne eine "Midlife-Crisis-Trilogie" riskieren, die das Publikum im ausverkauften Saal übrigens kein bisschen verstimmt. Immerhin ist immer Zeit für "A klanes Resümee", nachdem man weit zurückblicken kann. Zum Beispiel in die Zeit, als "Wia die Wintasunn" entstand. "Von einem jungen Menschen", wie Ambros erklärt.

Natürlich geht der Song auch heute noch. Nicht nur, weil mancher Ambros-Fan auch im Kraftwerk selbst diese Zeit erinnert. Und nicht erst da denkt Ambros an seinen Freund Georg Danzer. Später wird er mit "Weiße Pferde" eine Hommage an den 2007 kurz vor Ambros’ Ferienzauber-Konzert verstorbenen Wegbegleiter präsentieren. Auch dieser Erinnerung bietet das Publikum mit heftigem Beifall ein großes Entree.

Der Mittwochabend ist also auch ein Abend der Erinnerung, oben auf der Bühne, aber mindestens genauso auch unten im Saal. Diese Erinnerung darf auch politisch sein und direkt in die Gegenwart führen. Nein, Austropop à la Ambros ist eben nicht unbedingt bequem. Gerne darf man auch "politisch" davor setzen, wenn man den 66-Jährigen als Liedermacher bezeichnet. Das hat er vor wenigen Tagen in einem Interview wieder unter Beweis gestellt.

Dem Abend eignen beide Seiten. Bitter wird er deshalb nicht. Er ist eben wie der Titel verheißt: "Ambros pur!", und das bereits in der fünften Auflage. Da muss viel drin stecken. Vieles, das Ambros wichtig ist. Vieles was die Fans mitfeiern.