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Auch in Rottweil kann StudiVZ nicht mehr gegen die Übermacht von Facebook bestehen.

Rottweil - Ähnlich sind sie sich alle. Doch während sich die VZ-Netze auf Lokales fokussieren, trumpft Facebook mit scheinbarer Grenzenlosigkeit auf.

Auch die Rottweiler User lockt die Verbindung in die große weite Welt: "An Facebook gefällt mir die Internationalität", erklärt Studentin Kathrin Müller, 23. "Nach der Schule sind zwei meiner Freunde ins Ausland gegangen, und dank Facebook haben wir uns nicht aus den Augen verloren. Inzwischen habe ich so auch wieder Kontakt zu Freunden und Verwandten in Amerika." Ihr StudiVZ-Profil benutzt sie inzwischen nicht mehr, bei SchülerVZ, dem Pendant-Netzwerk für Schüler statt Studenten, ist sie gar nicht mehr angemeldet. Ähnlich geht es auch Daniel Schiertz aus Zimmern: "Es sind eigentlich alle bei Facebook vertreten, mit denen ich Kontakt halten will, die anderen Netze brauch ich da nicht mehr." Nur Facebook zu verwenden, ist da praktischer, als mit drei Netzwerken zu jonglieren.

Dabei schrieb StudiVZ seit seiner Entstehung 2006 fast vier Jahre lang eine Erfolgsgeschichte auf dem deutschen Markt; inzwischen ist diese Schnee von gestern, und, glaubt man verschiedentlichen Prognosen, StudiVZ selbst bald auch. Facebook saugt seine Nutzer auf wie ein schwarzes Loch – nur ist es eines, das mit witzig-originellen Zusatzapplikationen aufwartet, mit beliebten Spielen wie "Farmville" oder "Cityville", um nur zwei zu nennen, gepostete Videos lassen sich direkt abspielen, das Profil sich verschönern.

Facebook, so lautet auch in Rottweil die gängige Meinung, macht einfach mehr Spaß. Selbst US-Präsident Barack Obama ist auf Facebook vertreten, informiert auf diese Weise seine Anhänger. Wie soll man damit schon konkurrieren?

Da helfen dann auch die Websoap und das Chatprogramm "Plauderkasten" als einige wenige Neuerungen nichts, zumal StudiVZ sowie auch die beiden zugehörigen Netzwerke schülerVZ und MeinVZ für Berufstätige praktisch auf ihrem Entwicklungsstand stehen geblieben ist.

Tatsächlich werden die Grenzen inzwischen auch vielen Nutzern von schülerVZ zu eng. "Im schülerVZ habe ich mich gelöscht, weil fast alle meine Freunde nur noch bei Facebook sind", berichtet die 13-jährige Franziska aus Rottweil. Die 18-jährige Julia Bumann aus Hausen weiß inzwischen nicht einmal mehr ihr Passwort für das Netzwerk, auch ihr Profil gehört zu den Karteileichen.

Genau der Mechanismus, der den VZ-Netzwerken damals zum Erfolg verhalf, stürzt sie jetzt wohl in die Bedeutungslosigkeit: die Menschen gehen dahin, wo ihre Freunde sind. Um die Nutzer zu halten, fehlen offenbar die technischen Neuheiten, zündende Ideen – und Facebooks so grenzenlos scheinende Möglichkeiten.