Bei der ersten Fahrt mit dem E-Bus sind zahlreiche Gäste dabei. Foto: Schmidt

Hans Keller am Steuer. Stadtbuschef blickt in die Zukunft. Förderung lässt auf sich warten.

Rottweil - Noch sind in Deutschland Elektro-Busse selten unterwegs. Das soll sich ändern. Die Politik setze auf die Elektromobilität, sagt Thomas Köberle, Vertriebsbeauftragter von Iveco-Bus Baden-Württemberg, bei der Vorstellung des ersten Elektrobusses, der durch Rottweil rollt.

Fördergelder in Höhe von 1,3 Milliarden Euro wären für den elektrobetriebenen Stadtbusverkehr bereit gestellt worden. Doch die Gelder flössen nur spärlich. Die Städte wären interessiert, weiß Köberle von vielen Ausschreibungen. An der Realisierung hapere es noch.

Dieselbetriebene Stadtbusflotte erneuern

Anders in Rottweil. Stadtbuschef Hans Keller scheute sich noch nie davor, die Vorreiterrolle zu übernehmen. Wirtschaftlichkeit und Ökobilanz erklärt er dabei als stets maßgeblich. Vorsichtig bleibt er dennoch. In zwei Jahren werde die derzeitige dieselbetriebene Stadtbusflotte erneuert. Ob dann tatsächlich seine 14 Stadt-Busse in E-Technologie durch Rottweil fahren, teste er das nächste halbe Jahr, sagt Keller. Zuversichtlich ist er. "Ich bin davon überzeugt, dass ich mit dem Fahrzeug absolut zufrieden sein werde." Die Garage für ein geplantes Blockheizkraftwerk, das den Omnibus-Unternehmer dann als Stromproduzent autark machen wird, stehe bereit.

Keller entschied sich bewusst für ein Fahrzeug, das dem alten Dieselmodell entspricht. Iveco-Busse würden diese Vorgaben erfüllen. Sie wurden nicht speziell als E-Bus entwickelt und unterscheiden sich daher äußerlich kaum von normalen Bussen. Viele Ersatzteile wir Räder und ähnliches wären unproblematisch auszutauschen. Das Innenleben steckt jedoch voller E-Mobilität. Etrofit nennt Iveco sein Modell.

300 Kilometer Gesamtfahrleistung

Auf der Fahrt durch Rottweil, zu der Keller interessierte Gäste eingeladen hatte, bemerkte Keller einen Stromverbrauch von fünf Prozent. 300 Kilometer Gesamtfahrleistung könne garantiert werden, verspricht Thomas Köberle. Nur 170 Kilometer müssen auf der geplanten Stadtbuslinie täglich bewältigt werden. Nachts werde die Batterie an die Steckdose gehängt, sagt Keller. Ob die Wirtschaftlichkeit, die sich Keller vorstellt, erreicht wird, bleibt abzuwarten. Ohne die Fördergelder vom Land jedenfalls undenkbar, sagt auch Köberle. Der Anschaffungspreis des Fahrzeugs liegt bei einer halben Million Euro. Ein normaler Bus koste die Hälfte. Noch wartet Keller auf die Fördergelder. Zunächst müsse der Werbeaufkleber des Landes auf den Bus, sei ihm vom Verkehrs-Ministerium auferlegt worden, erzählt der Stadtbuschef. Erst dann würden die 100.000 Euro überwiesen. Den Kleber habe er angebracht, aber von der Förderung gebe es immer noch keine Spur. Darüber hinaus beziehe er auch GVFG-Landesfördermittel, mit denen mit 41.000 Euro jeder Stadtbus, egal welcher Antriebsart, gefördert werde.

Der Stadtbuschef denkt voraus. In zwei Jahren läuft seine Konzession aus. Die Stadt wird die Verkehrsleistung neu ausschreiben, wie Bürgermeister Christian Ruf berichtete, und die Spitalhöhe als weitere Buslinie ausweisen. Zur Landesgartenschau, weiß Keller, soll die Stadtbusflotte mit Strom angetrieben werden. Bürgermeister Ruf jedenfalls genießt die Probefahrt durch Rottweil und lobt Kellers Initiative: Durch den E-Bus und die Erweiterung einer Linie auf die Spitalhöhe werde der Stadtbusverkehr an Attraktivität gewinnen.