Feuerwehr: Übung stellt Chlorgasunfall realitätsnah nach / Bäderleiter Steven Ulrich schläft jetzt besser

Ein simulierter Chlorgasunfall im Rottweiler Freibad, erweitert um die Rettung verletzter Personen und die Bekämpfung eines Brandes im Innenbereich des Bades, hat am Donnerstagabend die Rottweiler Feuerwehr bei einer umfangreichen Übung gefordert.

Rottweil (psw). 40 Feuerwehrleute und neun Fahrzeuge waren bei diesem realitätsnahen Szenario vor Ort. Ein ausgeklügeltes technisches System sorgt im Freibad für die Einhaltung der Hygienevorschriften. Das Badewasser wird ständig mit der keimtötenden Substanz angereichert. In einem separaten Raum stehen dazu die Flaschen mit Chlorgas. In gewissen Abständen müssen diese gewechselt werden. Eigentlich kann nichts passieren. Doch wehe, wenn das Chlorgas aus irgendwelchen Gründen, sei es durch technisches oder menschliches Versagen, unkontrolliert austritt.

Seit November ist Steven Ulrich Abteilungsleiter Bäder bei der Energieversorgung Rottweil (ENRW). Der gebürtige Mühlackerner war früher auch als Feuerwehrmann tätig und ist vielleicht auch deshalb für eine solche potenzielle Gefahrensituation ganz besonders sensibilisiert. Er brachte diese Übung ins Rollen. "Mir war es wichtig, dass die Feuerwehr hier mal eine Übung macht. Dann kann ich bei Nacht auch besser schlafen, wenn ich weiß, das in einem solchen Fall alles klappt. Deshalb habe ich mich an die Feuerwehr Rottweil gewandt", erklärte der neue Bäderleiter. Und bei der Führungscrew der Rotweiler Wehr stieß er sofort auf offene Ohren. Stadtkommandant Frank Müller ist zwar im Urlaub, dafür übernahm bei diesem Probeeinsatz sein Bruder Bernd, Löschzugführer in Rottweil, die Gesamtleitung. Die technische Einsatzleitung lag in den Händen von Brandmeister Oliver Wilbs, dem Chef der Gefahrguttruppe.

Die Führungsriege wusste um die näheren Umstände des Szenarios, nicht aber die Feuerwehrleute. Also keine leichte Aufgabe für die Rottweiler Floriansjünger. Unterstützt wurden sie von Einsatzkräften der Abteilung Rottweil-Altstadt.

Als die letzten Badegäste gerade das Bad verlassen hatten, kam die Alarm-Meldung: Chlorgas tritt aus. Zwei Löschzüge und der Gerätewagen für Gefahrgut waren schnell vor Ort. Das Gelände wurde abgesperrt. Im Notfall, erklärt Bernd Müller, wären die Besucher des Nachbargebäudes K 5 evakuiert worden. Zudem hätten die Feuerwehrleute die Bewohner in der Umgebung mittels Lautsprecher informiert und aufgefordert, Türen und Fenster zu schließen.

Sofort machten sich die Feuerwehrleute kundig, wie beim Gefahrstoff Chlorgas vorzugehen und was alles zu beachten ist. Zwei Männer in entsprechenden Schutzanzügen schlossen das Leck an der Gasflasche. Weitere vom ABC-Trupp machte sich einsatzbereit.

Statt hochgefährlichem Chlor strömte bei der Übung Sauerstoff aus. Danach folgte bei den Einsatzkräften das Entfernen der gefährlichen chemischen Substanzen in einem Dekontaminationsbad. Zudem musste ein verletzter Arbeiter der ENRW im Technikraum geborgen und erstversorgt werden. Auch ein Feuerwehrmann brach während des Einsatzes zusammen und musste gerettet werden. Die Bekämpfung eines im Freibadbereich ausgebrochenen Brandes rundete die Übung ab.

Die realitätsnahe Übung brachte recht interessante Erfahrungen und Erkenntnisse sowie für Bäderleiter Ulrich die Gewissheit, dass die Rottweiler Wehr für diesen Notfall gerüstet ist, auch wenn es hier und da noch etwas zu verbessern gab. Doch dafür wird ja auch geprobt.