Vor allem zahlreiche historische Waffen hat Peter Seemann in seinem reichen Fundus für eine museale Verwendung hinterlassen. Symbolfoto: pixabay Foto: Schwarzwälder Bote

Seemann-Erbe: Vermächtnis zu außergewöhnlicher Waffensammlung ist für Stadt große Herausforderung

Eine Schenkung an die Stadt hat es in sich: Die Sammlung vornehmlich historischer Waffen des vor zwei Jahren verstorbenen Peter Seemann ist überaus hochwertig. In einem hohen Maß aber auch anstrengend.

Rottweil. Die Kommune soll zeitnah etwas Herausragendes daraus machen. Einen Schaukasten inszenieren, den ungeheuren Fundus an aus Passion zusammengetragenen Sammler-Raritäten zu einem besonderen musealen Erlebnis machen, so die auch in einem Testament festgehaltene Vorstellung des Peter Seemann.

Dass einem neu gestalteten Stadtmuseum durch eine museumspädagogisch wertvolle Präsentation des hochwertigen und von Kennern als einzigartig bezeichneten Waffenensembles zu zusätzlichem Glanz verholfen werden könnte, sagen auch Experten, die dem Thema Waffen von Haus aus distanziert gegenüber stehen.

Im Haus neben dem Stadtmuseum – der Nummer 22 in der Oberen Hauptstraße – zeigen sich große Teile der Seemann-Sammlung mit zahlreichen aus verschiedenen Jahrhunderten stammenden Exemplaren – gut gesichert durch verschiedene Maßnahmen – in eindrucksvoller Schau-Position. Akribisch hat Peter Seemann zu seiner Leidenschaft Fakten gesammelt: Zu Gewehren (über 1000), Pistolen, Revolvern, Schwertern und anderen Hieb- und Stichwaffen, die über mehrere Jahrzehnte zusammengetragen wurden, gibt es zahlreiche Notizen über Herkunft und auch ihre Verwendung. Während geschäftstüchtige Experten längst versuchten, Millionendeals einzufädeln (eine seriöse Einschätzung des rein monetären Werts bewegt sich zwischen einer und 1,2 Millionen Euro), scheint man sich in Rottweil weitgehend einig zu sein, dass ein solch hochwertiges Ausstellungspotenzial die Stadt nicht verlassen sollte.

Nahezu ausstellungsreif liegen die guten Stücke bereit. Fehlt zur Einladung an die Öffentlichkeit eigentlich nur noch die Erarbeitung einer erlebnispädagogischen Note. Wenn, ja wenn man die Räumlichkeiten parat hätte, die beim musealen Umgang mit einem solch sensiblen Thema natürlich ganz besonderen Anforderungen genügen müssen.

Der räumliche Zusammenschluss der beiden Häuser in der Rottweiler Fußgängerzone zu einem neuen Stadtmuseum mag auf den ersten Blick auf der Hand liegen, gleichwohl gibt es attraktive Alternativen – bis hin zum Neubau. Indes: Zu dem kompakten Gebäudeensemble in der Fußgängerzone knüpft manch einer ideell auch die Verbindung mit dem dahinterliegenden Gebäude Blumengasse 9. Museumscafé ist dazu ein Stichwort, wenn Wunschvorstellungen – auch hinsichtlich eines attraktiven Stadttourismus mit anderen "Strahlkomponenten" wie Thyssen-Turm und (vielleicht) Hängebrücke – die Runde machen.

"Entscheidend voranzukommen" beim Thema "Ausstellung Waffensammlung" ist für die Stadt Rottweil inzwischen ein Gebot der Stunde. Walter Seemann will den mit der Schenkung verbundenen Wunsch seines verstorbenen Bruders so zeitnah, wie er notariell festgeschrieben ist, verwirklicht sehen. Das heißt, wenn sich im September 2019 der Todestag zum dritten Mal jährt, soll die Stadt Vollzug melden können. Ansonsten wollen die Erben die Schenkung zurückfordern. Walter Seemann, von Natur aus ein durchaus auf Harmonie bedachter Mensch, will da nicht mit sich spaßen lassen: Gegebenenfalls werde er der Beschenkten mit dem Hinweis auf die sonst eintretende Rückgabeverpflichtung an die Erben die Pistole auf die Brust setzen, sagt er, und schmunzelt wegen des aus dem Mund gerutschten Wortspiels.

Im Gegensatz zu jenen, die einst bei der Schenkung der Villa Duttenhofer an die Stadt düpiert worden waren (die Auflage, ein Museum daraus zu machen, war schnöde "vergessen" worden) wolle er sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, sagt Seemann. Die verlässliche Umsetzung des Vermächtnisses seines Bruders sei für ihn Ehrensache und wichtige Pflicht. Das sagt einer, der das zwischenzeitliche Bemühen von Stadt und Gemeinderat für eine gute Lösung durchaus anerkennt und insbesondere in der Person des Kulturamtsleiters Marco Schaffert einen wichtigen Protagonisten für eine gelungene Präsentierung der Waffensammlung in absehbarer Zeit sieht.

Hochkarätiger Fundus verspricht ein herausragendes Museumserlebnis

Dass der Teufel bis zur Schaffung einer komfortablen Lösung durchaus nicht nur im Detail zu suchen ist, verhehlt auch Walter Seemann nicht. Die Gebäude Hauptstraße 22 und Blumengasse 9 sind im Besitz der Familie. Wenn die Stadt also im Bereich des bisherigen Stadtmuseum-Standorts den Aufbruch zu einem attraktiven neuen Museumskomplex wagen und dafür etliche Millionen in die Hand nehmen sollte (in einer Machbarkeitsstudie wird daneben als Alternative unter anderem ein Zweckbau auf der "grünen Wiese" ins Gespräch gebracht), ist vor allem "immobilientechnisch" einiges zu verhandeln.

Mal schauen, was sich demnächst ergibt, sagt Walter Seemann erwartungsfroh. Dass auch von seiner Seite Kompromissbereitschaft eingefordert werde, sei doch klar, so der Diplom-Mineraloge, der viele Jahre mit Kind und Kegel spannende berufliche Zeiten im fernen Ausland verbracht hat und mittlerweile seine eigene Sammlerleidenschaft zu anderen Kulturen (weit weg vom Waffenenthusiasmus seines Bruders Peter) im Erdgeschoss des eigenen neuen Domizils im einstigen Möbel-Merz im Lorenzort zur Geltung bringt.

Oftmals still und heimlich, vor allem beim Neujahrsschießen im Bockshof aber ein Mannsbild, das sich inmitten von Pulverdampf und Geschützlärm in der Öffentlichkeit sonnen konnte, war Peter Seemann ein Zeitgenosse, dessen gestalterische Qualitäten nicht allzu vielen bekannt war. Seiner unbändigen Sammelpassion frönte er am liebsten im Verborgenen, so oft auch bei Auktionen in der Schweiz, wo er zuweilen wie Phönix aus der Asche in Erscheinung trat.

Peter Peiker, nicht nur bei der Historischen Bürgerwehr über vier Jahrzehnte ein treuer Wegbegleiter Seemanns, hat so manche Anekdote parat über den Waffennarr Peter Seemann und dessen ungeheure Energie, die er für seine Leidenschaft entwickelte. Dass auch die Polizei bei der Einordnung von mit Straftaten im Zusammenhang stehenden Waffen gerne seinen Rat suchte, spricht ebenfalls Bände zum Expertenstatus des Peter Seemann.