Foto: Siegmeier

Auf Wiese zwischen Schramberger- und Marxstraße steht nun Glasskulptur des Rottweiler Künstlers Tobias Kammerer.

Rottweil - Wer am Dienstagmorgen durch den Heimburgerkreisel fuhr, der wunderte sich vielleicht über Kran, Transporter und Monteure, die dort am Werk waren.

Auf der Wiese zwischen Schramberger- und Marxstraße wurde die knapp achteinhalb Meter hohe Glasskulptur des Rottweiler Künstlers Tobias Kammerer aufgestellt.

Konzentration und Fingerspitzengefühl waren gefragt, bis das Kunstwerk endlich stand. Vorsichtig hievt der Kran die knapp sechseinhalb Meter großen Scheiben vom Lastwagen auf den betonierten Sockel. Millimeter um Millimeter geht es voran. Auch für Sergej Niederhaus von der Paderborner Glaswerkstätte Peters ist das Aufstellen der Kammerer-Skulptur kein Alltag, wenngleich er schon viele Skulpturen aufgestellt hat. "Bei der Skulptur hier gehen wir an unsere Grenzen. Das ist das Größtmögliche", erklärt Tobias Kammerer während er das Vorgehen gespannt mitverfolgt. Glasskulpturen in ganz unterschiedlichen Größen sind in seinem Skulpturengarten am Oberrotenstein in Hausen zu bewundern, doch eine 8,20 Meter hohe Skulptur ist selbst dort nicht zu finden.

Lange wurde um den geeigneten Standort gerungen, erzählt der Künstler, während die Arbeiten neben dem Kreisverkehr weiterlaufen. Beinahe den gesamten Tag brauchen die Monteure, bis das Kunstwerk steht.

"Potenzial des Aufbruchs" hat Kammerer die Skulptur betitelt – passend zum Entree der Stadt. Die Gläser, die sich zu umschlingen scheinen, sind aus Monoglas gefertigt. Das Glas ist von transluzent bis opak. Dynamische, kraftvolle Farbschwünge in (Kammerer-)Blau, Lila, Gelb und Rot zieren die geschwungenen Scheiben. Sie sind mit Schmelzfarben bemalt und schließlich in der Industrie gehärtet worden.

"Die Größe ist nur schwer zu handhaben", sagt Kammerer. Metallstäbe halten das Kunstwerk zusammen. Glasskulpturen in dieser Größenordnung seien nur höchst selten zu finden. "Man darf auch mal auf die Nachtwirkung gespannt sein", so Kammerer, denn die Skulptur werde durch zwei Lampen von unten beleuchtet.

Kunst in der Stadt

Auch Kulturamtsleiter Marco Schaffert freut sich über das Kunstwerk, das Kammerer der Stadt als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt. Er betont, dass Rottweil auf seine an vielen Ecken sichtbare Vergangenheit stolz sein könne. "Aber Rottweil ist spätestens seit Erich Hauser auch eine Stadt der zeitgenössischen Kunst", so Schaffert. Neben dem Forum Kunst, dem kunstraum Rottweil im Dominikanermuseum, der Kunststiftung Erich Hauser und dem Kunstdünger in Hausen, sei die Kunst in der Stadt ein offenes und sofort erkennbares Statement der Rottweiler für das Kunstgeschehen. "Tobias Kammerer war bisher mit einer Skulptur im Stadtbild noch nicht vertreten. Im Bereich des ›Soluna‹ in der unteren Hauptstraße ist eine von Kammerer gefertigte Glasplatte im Boden eingelassen", erklärt er. Als der Heimburger-Kreisverkehr neu angelegt wurde, habe es zunächst Überlegungen gegeben, die Mitte des Kreisverkehrs mit einer Skulptur Kammerers zu versehen. Sicherheitsgründe, insbesondere aufgrund der stark abfallenden Hausener Straße, hätten aber dagegengesprochen. "Ich bin froh, dass wir gemeinsam einen geeigneten und sehr schönen Platz an der Seite des Kreisverkehrs gefunden haben. Und ich freue mich sehr, dass Tobias Kammerer ab sofort mit einer großen und von weitem sichtbaren Glasskulptur nun bei der Kunst in der Stadt vertreten sein wird", so Schaffert.