Die "Schmidt-Brothers" Lucas (links) und Julian sind mit ihrem Feldbetten-Service auch schon mal auf der Zugspitze zugange. Die heutige kommunikative Vernetzung macht es möglich, dass Lucas von Hamburg und Julian von Tübingen aus dirigieren kann, wie die Aufträge von Rottweil aus auf den Weg gebracht werden. Dass der Jüngere, Lucas, der Chef ist, stört Julian nicht, der sich mit einem Zweitstudium fürs Lehreramt qualifiziert. Foto: Rent-a-Feldbett Foto: Schwarzwälder-Bote

Start-up: Der Rottweiler Lucas Schmidt sorgt nicht nur mit Feldbetten für einen guten Schlaf

Rottweil. Was macht ein begabter Tüftler, der gerne in der Natur unterwegs ist, beim Verweilen auf der faulen Haut aber nicht unbedingt auf Bodenkontakt erpicht ist? Mit etwa 13 stellte sich Lucas Schmidt bei einer Jugendfreizeit die Frage, wie er sich – rein liegetechnisch – dem manchmal ziemlich harten Boden der Tatsachen entziehen kann. Schon als Schüler warf er seine Geschäftstüchtigkeit bei einem Handel mit Outdoor-Artikeln und gebrauchter Bundeswehrkleidung auf einer Internet-Plattform in die Waagschale. Die Idee, Feldbetten zu vermieten, manifestierte sich immer stärker im Kopf des jungen Mannes. Heute ist Schmidt 28 und Chef eines veritablen Unternehmens, das eine Feldbetten-Versorgung für viele Gelegenheiten bietet.

2013 war’s, als der heutige Wirtschaftsingenieur mit einer sehr gelungenen Studienarbeit endgültig den Impuls für eine "Rent-a-Feldbett"-Offensive bekam. Auch sein etwas älterer Bruder Julian war inzwischen mit von der Partie. Ein Feldbett für 15 Euro für zwei Wochen lautete zum Einstieg das Angebot, das schnell Anklang fand. 2015 belebte der Flüchtlingsstrom das Geschäft in einem unerwarteten Ausmaß. 18 Stunden täglich wurde für die Befriedigung der Anfragen aus Kommunen "gerudert". Inzwischen haben sich die "Schmidt-Brothers" wieder stärker auf "normale" Nachfragen eingenordet. Mit inzwischen 1500 Betten in zwei Lagern in Rottweil können viele Kundenanfragen befriedigt werden.

Für die Erfüllung der logistischen Herausforderungen ist die Spedition Hugger ein wichtiger Wegbereiter. Von dort aus leisten sechs Teilzeitkräfte – oft Schüler – die Qualitätskontrolle. Das Material soll schließlich keinen Anlass für Beanstandungen geben. Sieben weitere Kräfte – neben den beiden Schmidts eine weitere hauptamtlich – sind organisatorisch tätig, schließlich sollen die Schlafgelegenheiten bundesweit, und auch mal in der Schweiz und Österreich, zuverlässig und pünktlich zu den Adressaten gebracht werden.

Mit Hängematten-Projekt sogar in der "Höhle der Löwen"

Dabei kann es auch mal ganz hoch hinausgehen. Zum Beispiel wenn ein bekannter Kaffee-Spezialist bei einem Event auf dem Zugspitz-Plateau eine Relax-Möglichkeit für Service-Mitarbeiter ins Auge fasst. Aus ähnlichem Grund hat ein bekannter Fernsehkoch ebenfalls schon die Dienstleistung aus dem Hause Schmidt goutiert.

Ein Staplerhersteller mietet regelmäßig 30 Betten für die Weihnachtsfeier; Eventveranstalter ordern für Firmenfeiern; ein Hochschulgruppenverband mietet 160 Betten für die Jahresversammlung. Das Freilichtmuseum Neuhausen kommt jährlich mit der Bestellung von zehn Betten für Teamfortbildungen. Siemens nutzt den Service für ähnliche Zwecke.

Die anfänglich starke Orientierung auf Zeltlager- und Jugendgruppenfreizeiten ist passé, ein breites Nutzerspektrum hat sich etabliert. Komfortabel schlafen geht – dem rustikalen Namen zum trotz – auch mit Feldbetten, scheinen viele Liebhaber der schnell herbeischaffbaren Schlafgelegenheiten festgestellt zu haben.

Schmidt und Schmidt. Lucas, der Geschäftsführer des Ende 2015 zur GmbH gewordenen Betriebs, und seine rechte Hand Julian, Werksstudent, der sich gerade in einem Zweitstudium fürs Lehreramt an Gymnasien qualifiziert, wissen, dass sie mit "Rent a Feldbett" weiter kämpfen müssen, um für die Geschäftsidee die Ampel wirtschaftlich noch deutlicher auf Grün zu stellen. Noch sieht man sich im Start-up-Modus, für den auch ein Anfang 2016 aufgenommener Förderkredit in Kauf genommen wurde.

Als zweites Standbein neben den Feldbetten-Deals haben die Schmidts die Ausstattung fester Unterkünfte mit Doppelstockbetten, Matratzen, Decken, Kissen, Tischen und Stühlen ausgemacht. Zum Beispiel im landwirtschaftlichen Bereich für Saisonarbeiter, auf Großbaustellen zur Versorgung von Baukolonnen.

Gewissermaßen aus der Flucht vor Nacktschnecken, wie schmunzelnd in die Runde geworfen wird, ist ein weiteres Standbein entstanden, für das Lucas Schmidt – in diesem Fall zusammen mit seinem Freund Max Wohlleber – erfolgreich firmiert. 2013 bei einem Outdoor-Tripp habe man beim Streben, etwas vom Boden entfernt zu nächtigen, schnell erkannt, dass es auf dem Markt an leichten Reisehängematten mangelt. So wurde alsbald an Prototypen gebastelt, um das Projekt "unscheinbare Hängematte" vielversprechend ins Spiel zu bringen. Unscheinbar ist das Produkt nur, was das Gewicht anlangt. Superleichter Fallschirmspringerstoff und einige technische Kniffe ermöglichen Hängematten, die Zerreißproben in erstaunlicher Weise standhalten. Erstaunlich kleinformatig geht der kaum ins Gewicht fallende "Wanderkamerad", der Nächte im Freien angenehmer macht, im Wandergepäck ziemlich unter. Schmidt und Wohlleber verliehen ihrer "hamaka" zunächst über eine Crowdfunding-Kampagne Schub. Mit Vorbestellungen gelang es den beiden, 10 000 Euro für die beabsichtigte erste Produktionscharge einzusammeln. Im August 2015 wurden dann an die Vorbesteller die ersten "hamakas" verschickt.

Auch in der VOX-Sendung "Höhle der Löwen", in der sehr solvente Investoren sich Start-up-Unternehmer herauspicken können, machten die "hamaka"-Erfinder eine gute Figur, auch wenn es letztlich nicht ganz zu einer Investment-Zusage reichte.

Wenn Lucas Schmidt so ins Erzählen darüber kommt, wie ihn das Unternehmerdasein mittlerweile voll gepackt hat, dann schwingt dabei immer auch großes Staunen über einen Weg mit, der vor allem von eigenen Überzeugungen bestimmt war. Geld für Investitionen lag eher wenig auf der hohen Kante, weshalb mal wieder getüftelt werden musste.

Auch mit dem Rückhalt aus den Familien – mehr mental als finanziell – habe man sich bei den unternehmerischen Wagnissen entwickeln können, sagen die "Schmidt-Brothers" – dies wohl auch im Namen des Lucas-Kompagnons Wohlleber – dankbar.