Neben dem Spital an der Nägelesgrabenstraße soll das Neckar-Center entstehen und Platz bieten für den Drogeriemarkt Müller mit 1500 Quadratmetern Verkaufsfläche und 29 Wohnungen. Foto: Montage: Obergfell/Foto: Nädele/Grafik: Schaudt Architekten

Nägelesgraben: Weihnachtseinkäufe 2019 im neuen Müller? Zum Untergrund manche Fragen offen.

Rottweil - Ende 2019 könnte am Nägelesgraben die Eröffnung des neuen Drogeriemarkts Müller anstehen. Für das Bebauungsplanverfahren zeichnete sich in der Sitzung des Gemeinderats am Mittwochabend eine deutliche Mehrheit ab.

Änderungen an den Plänen – da reagieren die Stadträte im Moment besonders aufmerksam. Die öffentliche Diskussion um die Entwicklung an der Villa Duttenhofer hallt nach. Indes blieb es weitgehend bei Variationen der Fassadengestaltung und weiteren Detaillösungen, mit denen die Architekten Wünschen und Anregungen unter anderem aus dem Gemeinderat nachkommen.

"Deutliche Entlastung"

So sind nun etwa die Arkaden an den Seiten zur Schlachthaus- und zur Nägelesgrabenstraße zurück. Die waren zunächst der Reduzierung der Ladenfläche auf ein Stockwerk zum Opfer gefallen. Nachgerüstet wurde zudem an der Abfahrt in die Tiefgarage, die nun zur Verbesserung des Schallschutzes überdeckelt wird. Günter Posselt (CDU) sprach von einer "deutlichen Entlastung für die Anlieger". Wie die gesamten Flachdächer soll auch hier begrünt werden, wie Hermann Breucha (FWV) auf Nachfrage erfuhr.

Die "leidvollen Erfahrungen" mit der Villa Duttenhofer im Sinn fragte Arved Sassnick (SPD) zur Vorsicht lieber mal nach: "Rechnen bei Ihnen die Statiker bevor gebaut wird?" Hinter beiden Projekten steht schließlich die Activ-Group als Investor. Doch Frank Dörflinger, Geschäftsführer der Activ-Group, beschwichtigte. Für den Bau des Wohn- und Geschäftshauses am Nägelesgraben sei bereits eine Vorstatik gemacht. Überdies sei klar: "Jegliche Änderung, die in irgendeiner Form mit der Fassade zu tun hat, muss mit der Stadt abgestimmt werden." Freiheiten gebe es lediglich beim Zuschnitt der Wohnungen, um auf Wünsche der Käufer eingehen zu können.

Alternative zur Gründung

Eine der größten Aufgaben, die es noch zu lösen gilt, dürfte aber mit der Tiefgarage zusammenhängen. In großen Teilen des Baufeldes, das ist im Gutachten der Ingenieurgesellschaft Eisele festgehalten, ist ein relativ oberflächennaher Grundwasserstand zu berücksichtigen. Dass zudem auf dem Grundstück mit Altlasten zu rechnen ist, haben die Planer entsprechend im Auge zu behalten. Wie Tina Hekele vom Büro Planstatt Senner gestern in der Sitzung hinwies, könnte als Alternative zur Tiefgründung eine Betonbodenplatte als weiße Wanne in Frage kommen. Ergänzende Untersuchungen des Untergrunds, nach denen FFR-Stadträtin Heide Friederichs fragte, stehen laut Hekele noch aus. Sie würden im weiteren Verfahren dann beauftragt, wenn sie notwendig werden sollten.

In der Vorberatung gestern Abend fiel die Abstimmung eindeutig aus. Drei Stadträte enthielten sich, und lediglich Karl-Theodor Häring (FWV) sprach sich gegen die Offenlage des vorhabenbezogenen Bebauungsplans aus. Er hatte in der Diskussion die Verkehrssituation für die Anlieferung kritisiert. Dazu sollen die Lastwagen über die Schlachthausstraße anfahren und dann rückwärts in den eingehausten Bereich am südöstlichen Eck des Baus einschwenken. Härings Bedenken, dass dies zu Problemen mit den übrigen Verkehrsteilnehmern führen wird, konnte Fachbereichsleiter Lothar Huber nicht zerstreuen. "Die Praxis zeigt uns, dass es funktioniert", verwies Huber auf die Situation, wie sie in der Innenstadt eigentlich überall vorherrsche – und im übrigen auch in der direkten Nachbarschaft zum Neckar-Center, am Culinara.

Erstes Quartal 2018

Bereits nächste Woche steht nun im Gemeinderat der Offenlagebeschluss an. Das kommt Dörflinger zupass, denn die Activ-Group will auf die Tube drücken. Wenn Anfang Oktober der Bebauungsplan die letzte Hürde nimmt, soll parallel dazu bereits der Bauantrag eingereicht sein. Rücken dann im ersten Quartal 2018 die Bagger an, könnte es dem Drogeriemarkt Müller noch fürs Weihnachtsgeschäft 2019 auf dann 1500 Quadratmetern Verkaufsfläche reichen.