Betreiber der Gaststätte werfen nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit Trägerverein das Handtuch.
Rottweil - Es ist wie immer, wenn man im Streit auseinandergeht. Am Ende gibt es keinen Gewinner. Dabei hatte 2014 alles so vielversprechend begonnen...
Das Naturfreundehaus Jungbrunnen, idyllisch aber auch recht abseits gelegen zwischen Göllsdorf und Zepfenhan, war 2014 von Barbara Niemann und Helmut Breitenbach übernommen worden. Die Naturfreunde hatten zuletzt die Bewirtschaftung des Hauses nicht mehr bewältigen können und sich mit der Verpachtung auch eine Professionalisierung versprochen. Mit dem Pächterpaar, das eigentlich die "Sommerecke" der Naturfreunde in Wolfach-Kirnbach übernehmen wollte, schien der Neubeginn perfekt. Das Konzept, dass die Pächter vorgelegt hatten, passte offenbar – auch der Naturfreundeverwaltungs GmbH, die seit 2013 die Verwaltung der Naturfreundehäuser übernahm.
Als deren Geschäftsführer die GmbH verlässt und die Häsuerverwaltung schließlich aufgelöst wird, ist der Naturfreundeortsverein wieder Ansprechpartner der Pächter – und die Querelen beginnen.
Nun, vier Jahre später, haben die Pächter die Nase voll. Sie kommunizieren mit dem Naturfreundeortsverein nur noch über ihren Anwalt. "Wir werden den Jungbrunnen wegen gewisser für uns unzumutbarer Umstände verlassen", schreiben Niemann und Breitenbach in einer E-Mail an Stammgäste.
Um was es letztlich geht und wer Recht hat, ist schlicht eine Frage der Perspektive. Während die Vorsitzende der Naturfreunde schlicht den Ruf ihres Hauses seit Längerem in Gefahr sieht, weil unter anderem Selbstversorgergruppen am Jungbrunnen nicht mehr gerne gesehen seien, fühlen sich die Pächter in gewisser Weise gemobbt. Sie hätten viel Arbeit und Kraft in ihr Projekt "Jungbrunnen" gesteckt, das vor allem in der Anfangszeit Improvisationstalent gefordert habe. Keine abgetrennte Wohneinheit, Auflagen des WKD, kein Anschluss ans Wassernetz, überdimensionale Heizkosten und, und, und... Vieles davon habe in den vergangenen Jahren auch durch Eigeninitiative vereinfacht und verbessert werden können – auch zum Wohle der Gäste. Die Gästezahlen belegen dies: 3500 Übernachtungen gab es 2017, so Niemann.
Eskaliert sei die Situation im Januar vergangenen Jahres. "Es ging um die Kaution", erklärte die Vorsitzende der Naturfreunde, Gisela Burger, im Gespräch. Die Pächterin habe diese in eine Bankenbürgschaft umwandeln wollen. Niemann hingegen betont, sie habe einen Nachweis gefordert, dass die Kaution noch da ist. Letztlich landete der Streit vor Gericht, mit dem Ergebnis, dass Niemann wenig später die Kündigung zum 31. Dezember 2017 im Briefkasten hatte. Kurz darauf habe auch schon eine Anzeige der Naturfreunde auf die Suche nach einem Nachpächter für den Jungbrunnen ab 1. März 2018 auf deren Homepage aufmerksam gemacht. "Wir haben einen Pachtvertrag bis 30. April 2019", sagt Niemann. Dann sind die fünf Jahre voll. "Da dachte ich mir, nein, wir gehen nicht."
An dieser Entscheidung will Niemann auch erst einmal festhalten. Auch, wenn sie und ihr Lebenspartner bereits eine andere Wirkungsstätte in Oberfranken gefunden haben. "Solange die Dinge noch nicht geklärt sind", will Niemann auf den Pachtvertrag bestehen.
Mit "Dingen" meint die Pächterin vor allem Geld. "57 000 Euro stehen im Raum", sagt Burger. Niemann wolle Investitionen geltend machen, die sie nicht belegen könne. "Fakt ist: Geld wurde nicht investiert", sagt Burger. Die Naturfreunde hätten den Jungbrunnen 1959 gekauft. Bevor Niemann und Breitenbach das Haus übernommen hätten, sei es grundlegend saniert worden. Niemann hingegen erzählt im Gespräch von vielen Baustellen.
Klar ist, aus dieser Auseinandersetzung wird niemand als Sieger hervorgehen. "Wenn dieses Kapitel beendet ist, haben wir viel Nerven gelassen", sagt Burger. Und auch die Pächter wirken im Gespräch mitgenommen: "Wir sind enttäuscht, auch vom Landesverband", sagt Breitenbach. Darüber kann auch das Abschiedsfest im Naturfreundehaus Jungbrunnen am Sonntag, 18. März, (12 bis 18 Uhr) nicht hinwegtäuschen.