Die Macher der "Sommersprossen" im Schwarzen Tor: Rudi Strasser und Jutta Schwab (oben, linkes Fenster von links) vom Freundeskreis Sommersprossen, Intendant Ingo Goritzki (oben, rechtes Fenster von links), Kulturamtsleiter Marco Schaffert, Volksbankdirektor und Sponsor Henry Rauner sowie Christiane Frank (unten, rechtes Fenster von links) und Annika Laufer vom Kulturamt der Stadt Rottweil Foto: Graner Foto: Schwarzwälder-Bote

50 Jahre: Rottweiler Musikfestival bietet von 25. Juni bis 16. Juli einen Reigen unterschiedlichster Konzerte

Eines der ältesten Klassikfestivals im Land feiert Jubiläum: die Rottweiler "Sommersprossen". Dafür ist ein Festprogramm geplant. In elf Konzerten mit unterschiedlichen Schwerpunkten, mit bekannten Gesichtern und neuen Talenten gibt es für jeden Geschmack etwas.

Rottweil. Das Rottweiler Klassikfestival, das einst "Musiktage" hieß und seit einigen Jahren unter dem heiteren Titel "Sommersprossen" firmiert, überzeugt seit Jahrzehnten mit spannungsreichen Programmen und Spielfreude auf höchstem Niveau. Es wird bis heute geleitet von Professor Ingo Goritzki, dem Mitbegründer und heutigen Intendanten, und vom Land als kultureller Leuchtturm gefördert.

Brüder legen Grundstein

1967 wurde das Festival als "Rottweiler Kammerkonzerte" von Ingo und Johannes Goritzki gegründet, die hier mit befreundeten jungen Musikern gemeinsam musizieren wollten. Die Besetzung vergrößerte sich nach und nach, viele der mitwirkenden Künstler standen am Anfang einer internationalen Karriere. 1987 übergab Johannes Goritzki die künstlerische Leitung ganz seinem Bruder Ingo Goritzki. Namhafte Komponisten aus dem Freundeskreis Ingo Goritzkis schrieben Werke für die Teilnehmer des Festivals und waren bei der Erarbeitung und Uraufführung ihrer Stücke in Rottweil anwesend.

1994 gründete sich ein Freundeskreis, der bis heute ehrenamtlich die Konzerte tatkräftig und finanziell unterstützt und das Klassikfestival Hand in Hand mit dem Kulturamt der Stadt stemmt. Mit den neu auflebenden kammermusikalischen Veranstaltungen wurden über die Jahre viele reizvolle Räumlichkeiten für das Konzertieren entdeckt. Neben den Rottweiler Kirchen, dem ehemaligen Kapuzinerkloster oder dem Jugendstilsaal des Rottenmünsters werden bis heute beispielsweise regelmäßig zeitgenössische Stücke in der Werkstatt des Stahlplastikers Erich Hauser aufgeführt.

Weitere Informationen: www.sommersprossen-rottweil.de

Rottweil. Das Hauptprojekt im Jubiläumsjahr dreht sich um den koreanischen Komponisten Isang Yun, dessen 100. Geburtstag 2017 von der internationalen Musikwelt gefeiert wird. Der Komponist, bis zu seinem Tod im Jahr 1995 mit Ingo Goritzki persönlich befreundet, hatte schon zum 20-jährigen Bestehen des Festivals ein Werk komponiert. Den Auftrag dazu hatte er von der Stadt Rottweil erhalten.

Das "Duetto Concertante" für Oboe, Violoncello und Streicher ist den beiden Begründern des Festivals, Ingo und Johannes Goritzki, sowie der Deutschen Kammerakademie Neuss gewidmet. Die Uraufführung in Anwesenheit des Komponisten fand 1987 in Rottweil statt. In zwei Konzerten in der Werkstatt der Kunststiftung Erich Hauser sollen nun Werke Isang Yuns seinen inspiratorischen Quellen gegenübergestellt werden. Dazu reist ein Ensemble der Hanyang-Universität in Seoul (Südkorea) an, das traditionelle Musik zur Aufführung bringt.

Am 29. Juni sollen orchestrale Werke Isang Yuns und, als eines seiner westlichen Vorbilder, eine Beethoven-Symphonie erklingen, kontrapunktiert von kurzen, charakteristischen Stücken traditioneller koreanischer Musik. Als Orchester ist hierzu die "Camerata Hanseatica" Danzig eingeladen.

Am 1. Juli soll das koreanische Ensemble im Vordergrund stehen, das in farbenprächtigen Gewändern und auf traditionellen Instrumenten musizieren wird. Nur punktuell werden kurze, charakteristische Werke Isang Yuns dazwischengestreut, um die Gegenüberstellung zu verdeutlichen.

Die Programmgestaltung des Jubiläumsjahres besteht freilich nicht nur aus diesem Sonderprojekt. Ergänzend sind mehrere spannende Projekte geplant, die sich auf Höhepunkte der 50-jährigen Festivalgeschichte beziehen. In der Predigerkirche werden bei drei Konzerten ganz unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.

Daniel Schnyders Werk "Logos" reflektiert das Lutherjahr 2017

Als Erstes wird am 4. Juli der Ausnahme-Fagottist und Vivaldi-Spezialist Sergio Azzolini seine bisherigen Konzerte in Rottweil, die stets von Spielfreude, Originalität und höchster Brillanz gekennzeichnet sind, mit einer Vivaldi-Nacht krönen. Am 9. Juli wird dort ein Projekt des seit 15 Jahren ununterbrochen mit großem Erfolg in Rottweil auftretenden Saxofonisten und Komponisten Daniel Schnyder zu hören sein. "Logos" heißt das zeitgenössische Oratorium, das das Lutherjahr 2017 reflektiert. Zusammen mit dem jungen Chor "Les vocalistes du conservatoire de Lausanne" und dem Ensemble New Baroque zeigt sich Schnyder dem Publikum von einer neuen Seite. Gefördert wird das Konzert von der Kulturstiftung Pro Helvetia.

Schließlich tritt am 16. Juli der Projektchor "vox animata" unter Leitung von Robert Göstl in der Predigerkirche auf. Unter dem Titel "Aufbruch" wird das anspruchsvolle Werk "Im Anfang" von Günter Bialas aufgeführt, ergänzt um sieben Meditationen zu den Schöpfungstagen für Orgel. Vorangestellt ist Johann Sebastian Bachs Partita d-moll für Violine Solo und Chorstimmen. Hochkarätige Streicher- und Bläserensembles, gebildet aus Mitgliedern des Solistenkreises des Festivals, sollen die Verbindung zu den künstlerischen Wurzeln offenlegen, aus denen heraus sich die "Sommersprossen" entwickelt haben.

Zur Eröffnung der Sommersprossen am 25. Juni im Sonnensaal des Kapuziners stehen unter dem Titel "Gran Partita – Mozarts große Nachtmusique" Bläserkompositionen von Beethoven und Mozart auf dem Programm.

Am 14. Juli präsentiert ein Streicherensemble im Jugendstilsaal des Rottenmünsters "Jugendliche Geniestreiche" von Schönberg und Mendelssohn Bartholdy. Weitere kammermusikalische Besonderheiten sind zwischen die oben genannten Konzerte eingestreut. So tritt am 6. Juli Johannes Goritzki ebenfalls im Jugendstilsaal im Rahmen eines Cello-Rezitals auf, am 13. Juli wird sich ein Trio aus Flöte, Oboe und Klavier – "Con spirito à trois" – auf Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts konzentrieren.

Ausstellung zeigt Bilder aus fünf Jahrzehnten

Im intimen Rahmen der Ruhe-Christi-Kirche wird der in Rottweil ebenfalls regelmäßig konzertierende Violinist Kolja Lessing am 11. Juli "Charmante Kleinodien", nämlich die zwölf Fantasien für Violine von Georg Philipp Telemann, zu Gehör bringen.

Und um das Publikum von morgen im Blick zu behalten, soll nach dem Erfolg des Kinderkonzerts im vergangenen Jahr dieses Mal "Peter und der Wolf" die jungen Konzertbesucher bei einer Sonntagsmatinee am 2. Juli in die Werkstatt der Kunststiftung Erich Hauser locken.

Begleitet wird das Musikfestival von einer Ausstellung "50 Jahre Sommersprossen" mit Bildern aus fünf Jahrzehnten des Rottweiler Musikfestivals von Hartwig Ebert, die vom 23. Juni bis 28. Juli im Alten Rathaus zu sehen sein wird.

Außerdem erscheint eine reich bebilderte Dokumentation von Andreas Linsenmann (Text) und Hartwig Ebert (Fotos), die im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 22. Juni um 18 Uhr im Alten Rathaus der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Wie gewohnt ist der Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei; eine Platzkarte wird jedoch benötigt. Schüler und Studenten ab 18 Jahren erhalten 50 Prozent Ermäßigung. Mit dem Festivalpass für 149 Euro gibt es für alle elf Konzerte einen Platz der besten Kategorie. Karten gibt es im Vorverkauf in der Tourist-Information Rottweil, Telefon 0741/ 49 42 80 und E-Mail touristinformation@rottweil.de, sowie bei der Volksbank Rottweil und den üblichen regionalen Vorverkaufsstellen und im Internet.